16. Spieltag 1987/88: BFC Dynamo - 1. FC Lok Leipzig 0:2

Die Lok fuhr schnell und sicher
Nur drei Minuten brauchte die Lok, um das erste Etappenziel zu erreichen. Leitzkes Führungstor nach prächtiger Vorarbeit von Zimmerling zeigte auf die Gleise, auf denen sich dieses Spitzenduell bewegen würde. "Das schnelle 1:0 kam den Leipzigern natürlich noch entgegen", mußte BFC-Coach Jürgen Bogs wohl schon zu diesem Zeitpunkt ahnen. Für den Pokalsieger, dessen Konterfertigkeit bestens bekannt und ausgeprägt ist, war das in der Tat maßgeschneidert. Sich in der Hintermannschaft wie erwartet nur wenige Blößen zu geben, mit sicheren Kombinationen in die desolate Hintermannschaft des BFC vorzustoßen - diese Maxime befolgten die Gäste nahezu mustergültig. Wohl selten wurden vor dem Rudwaleit-Gehäuse so viele Chancen produziert wie durch den FCL, der auch darum wußte, daß eine Niederlage ein weiteres Mal die Meisterschaftsambitionen erschwert hätte.

"Eigentlich kann ich an unserem Spiel nur aussetzen, daß wir die vorhandenen Möglichkeiten nicht entschlossener nutzten, wenn ich davon einmal absehe, daß bei Latten- und Pfostenbällen manchmal auch ein wenig Pech dabei war", bemerkte Lok-Trainer Hans-Ulrich Thomale. Ja, Lindner (14.) aus 18 Metern, Leitzke (44.) aus Nahdistanz nach einer verlängerten Ecke und auch Zimmerling mit geschicktem Heber (54.) können die Gebälkschüsse nicht angelastet werden. Mehr aus ihren Möglichkeiten hätten allerdings der junge Linksaußen (22., 56.), Leitzke (35., Kopfball) und vor allem der klug vorgestoßene Libero Zötsche nach genauem Zuspiel von Scholz (43.), als der Nationalspieler schoß, statt überlegt zu schieben, machen müssen. Das waren nur die klarsten Gelegenheiten für den stilvoll agierenden Gast, der in keiner Phase des Spiels in Unruhe verfiel, sich seiner spielerischen Mittel offensichtlich sicher war.

Vor soviel Probleme, gestellt, "regierte bei uns die Hast und Nervosität", urteilte Jürgen Bogs. Rohdes kämpferisches Bemühen nach vorn fand keine Absicherung in der eigenen Hintermannschaft, so daß die Hauptstädter mit ihren Inkonsequenzen im Abwehrverhalten sich zusätzlich von einer Verlegenheit in die andere stürzten, bei den Toren meilenweit von den gefährlichen Lok-Angreifern entfernt waren. Die Unruhe, Unsicherheit in der Abwehr, dazu ein farbloses Mittelfeld - der BFC konnte es dadurch vornehmlich nur mit der Brechstange versuchen. Die von Ernst großartig per Kopf für Thom vorbereitete Ausgleichschance in der 15. Minute, als Thom aber zu leger an Müller scheiterte, bildete die große Ausnahme.

Nur Ernst mit Kampfgeist in der vorderen Zone stellte einen gewissen Gefahrenheld dar, aber im Wechsel nahmen sich Lindner, Edmund, später vor allem Kracht des Blonden an, und damit stand es in der Lufthoheit remis. So fuhr die Lok-Elf auf sicheren und auch ansehenswerten Gleisen bis ins Ziel. Wenngleich der eine oder andere Haltepunkt eines Tores noch möglich gewesen wäre, spätestens nach Zimmerlings Stopp für den Titelverteidiger beim 2:0 war den 12.000 klar, für wen das Signal an diesem Sonnabend auf "Grün" stand: "Für die an diesem Tag, ich sage, an diesem Tag bessere Mannschaft", Thomales Urteil fand Zustimmung von allen.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, Reich, Köller; M. Schulz, B. Schulz, Backs (37. Fügner); Pastor (67. Anders), Ernst, Thom
1. FC Lok Leipzig:
Müller; Zötsche; Edmond, Lindner, Kreer; Liebers, Kracht, Scholz (46. Pallgen); Zimmerling (80. Hobsch), Leitzke, Marschall

0:1 Leitzke          ( 3.)
0:2 Zimmerling       (64.)

Schiedsrichter:      Roßner (Gera)
Zuschauer:           12.000

Jürgen Nöldner, Neue Fußballwoche, 15.03.1988