08. Spieltag 1987/88: BFC Dynamo - BSG Stahl Riesa 3:0

Als Rohde der Kragen platzte
Die Riesaer mußten zwar auch ihren 16. Berliner Anstieg zum Dynamo-Gipfel mit einem Sturz beenden, aber allzu geknickt zogen sie nicht von dannen. "Spielerisch und kämpferisch wußte die Mannschaft das Geschehen fast durchgängig offenzuhalten. Und bei mehr Cleverneß und Kaltblütigkeit vor dem Tor hätten wir dem Meister noch mehr Ärger bereiten können, ja müssen." Manfred Lienemann spielte auf die klaren Möglichkeiten an, die der BFC, vom EC-Mittwoch doch nervlich arg gezeichnet, in der Tat mit erstaunlicher Großzügigkeit zu offerieren wußte. Rüster gar lief völlig allein nach Kerpers Steilpaß auf Rudwaleit zu und um ihn herum, aber dann rutschte dem langen Riesaer offensichtlich das Herz in die Hose. Er schoß Rohde an, und Pfahl setzte den Ball über das gähnend leere Tor (14.)!

Eine Chance solchen Formats kam für die Gäste nicht wieder, obwohl Pfahl und Leonhardt (58., 59.) nochmals in günstige Positionen gerieten. Kretzschmar gab nach halbjähriger Verletzungspause einen guten Einstand. Das Stopperduo F. Dünger - Müller verdichtete lange geschickt die Abwehr. Im Mittelfeld gefiel Leonhardt mit Blick und Drang nach vorn. Hier allerdings ging von Maaß und Kerper zu wenig Gefährlichkeit, keine Wirkung aus. Beim Meister, so schien es, fruchteten auch einige notwendige Umstellungen, da Köller, Küttner (gesperrt) fehlten, Ernst, der wegen Zahnbeschwerden anfangs auf der Bank blieb, nicht allzuviel. Im Mittelfeld fehlte es zwar nicht an Fleiß, an Bewegung (M. Schulz, Fügner, Backs), wohl aber an Ordnung, Konstruktivität und zielstrebigen Aktionen.

Es dauerte immerhin 20 Minuten, ehe die erste torverheißende Aktion gelang, Pastor nach Doll-Ecke im Hechtflug einen Kopfball ans Lattenkreuz schmetterte. Er und der nie zu stellende Thom, "der keinerlei EC-Nachwirkungen erkennen ließ", freute sich Jürgen Bogs, waren die einzigen Akteure, die Torgefährlichkeit ausstrahlten. Sie schossen also keineswegs zufällig die Tore. Thom, bereits das fünfte Spiel in Folge erfolgreich (!), mit einem fulminanten 22-Meter-Freistoß an der Riesaer Mauer vorbei. Davor mußte erst Kapitän Frank Rohde, der anfangs einige Abstimmungsnöte um sich herum zu überbrücken hatte, der Kragen platzen. Sein wuchtiger Vorstoß mit Ballkontakten über Fügner - Pastor - Thom riß die Stahl-Deckung auf und seine Ablage donnerte Pastor ins Netz. Erst danach zog mehr Schwung, mehr Druck beim Meister ein, aber da hätte es gegen einen resoluteren, gewitzteren Gegner schon fast zu spät sein können!

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, B. Schulz, Brestrich; M. Schulz, Fügner, Backs; Doll (79. Ernst), Pastor, Thom
BSG Stahl Riesa:
Boden; F. Dünger; Kretzschmar, Müller, Martick; Rüster (46. S. Dünger), Schmidt, Leonhardt; F. Kerper (79. Biedermann), Maaß, Pfahl

1:0 Pastor           (37.)
2:0 Pastor           (50., Foulstrafstoß)
3:0 Thom             (66.)

Schiedsrichter:      Roßner (Gera)
Zuschauer:           3.000

Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 06.10.1987