07. Spieltag 1987/88: SG Dynamo Dresden - BFC Dynamo 3:1

Ein Fight und ein Spiel
Die Meinung nach dem Abpfiff war einhellig. Das Spitzenspiel - war es das eigentlich nach der Tabellenkonstellation noch? - hielt in vielen Belangen, was es im Aufeinandertreffen ehemaliger und aktueller Auswahlakteure versprach. "Das Spiel bewies, daß von unseren Mannschaften guter Fußball geboten werden kann", urteilte Chefverbandstrainer Manfred Zapf. "Eine gutklassige Partie", meinte auch der Chef der "U 21", Horst Brunzlow. "Wir lebten mit der Gefahr, nach einer weiteren Niederlage gehörig ins Straucheln zu kommen. Mit Moral und Energie hat das die Mannschaft verhindert", zeigte sich Eduard Geyer sichtlich erlöst. Die Schwarz-Gelben steckten an diesem Tag einen Rückstand gegen den Meister ungerührt weg, obwohl sie gerade bei solchen Konstellationen um die Stärke des BFC wußten. Nach Stübners Ausgleich - von Minge glänzend mit Paß in die Tiefe vorbereitet - spürten sie die wiedergewonnene Stärke.

Die Abwehr zeigte sich besser organisiert, ohne nun gleich alle Gefahrenmomente ausschalten zu können. Und dann lagen im Mittelfeld die gravierenden Vorteile der Elbflorenzer. Nicht nur das zahlenmäßige Übergewicht erwies sich als entscheidend, mehr noch die Verbindung zwischen fighten und spielen von Stübner, der nachwies, daß er überlegt und klug agieren kann, und Sammer, dem offensichtlich das Kämpfen ins Blut übergegangen ist, dazu die Routine eines Pilz und auch die von Häfner. So rannte der Gastgeber nicht blindlings in die Berliner Hälfte, nein, die Kombinationen waren durchdacht und damit gefährlich. "Ein ansehenswertes und abwechslungsreiches Spiel, in dem es unsere Mannschaft durch den Druck der Dresdner sehr schwer hatte", sagte BFC-Trainer Jürgen Bogs. In puncto Fight und auch spielerischen Bemühens (Rohde, Thom, Doll) steckten die Hauptstädter nicht zurück.

So schnell einen Vorsprung aber aus der Hand zu geben, ist für sie ungewöhnlich. Das Abfälschen von B. Schulz bei Kirstens Schuß ins eigene Netz traf den gast doch ein wenig am Nerv. Es war nicht zu übersehen, daß die Berliner auf einigen Positionen individuelle Nachteile hatten. B. Schulz verriet gegen Minge Unsicherheiten, und damit kam die Gefahr ins Zentrum. Aber besonders in der mittleren Zone konnte kein Gleichgewicht geschaffen werden. Zu wenige rückten nach, der Zweier-Angriff Doll-Thom hing in der Luft. Bei Dolls Riesenchance (49.) hätte das Spiel noch kippen können. Der BFC versuchte es auch zu zehnt, sogar offensivbetonter als mit voller Kapelle, doch die Kontergefahr brannte auf den Nägeln. Ein Fight und ein Spiel, das eigentlich erst Sammers Tor entschied.

SG Dynamo Dresden:
Teuber; Lieberam; Diebitz, Trautmann, Döschner; Häfner (75. Gerstenberger), Stübner, Sammer, Pilz; Kirsten (83. Gütschow), Minge
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Köller, B. Schulz, Ksienzyk; Backs, Küttner (55. Platzverweis), Ernst (79. M. Schulz), Thom; Pastor (83. Fügner), Doll

0:1 Thom               ( 8.)
1:1 Stübner            (14.)
2:1 B. Schulz          (44., Eigentor)
3:1 Sammer             (77.)

Schiedsrichter:        Kirschen (Frankfurt (Oder))
Zuschauer:             28.000


Jürgen Nöldner, Neue Fußballwoche, 29.09.1987