04. Spieltag 1987/88: BFC Dynamo - BSG Stahl Brandenburg 4:1

Für Späher viel zu notieren
Gleich zu viert waren die Späher von Girondins Bordeaux, EC-Kontrahen des BFC, nach Berlin gekommen. Darunter der verantwortliche Trainer des französischen Meisters und Pokalsiegers, Aime Jacquet, der sich an Ort und Stelle persönlich ein Bild von den Dynamos machen wollte. "Ich bin vor allem von der Schnelligkeit des BFC-Spiels beeindruckt. Dazu von der individuell-technischen Klasse von Thom, Doll und Ernst", faßte der 45jährige Franzose seine Eindrücke zusammen. "Im Gegensatz zu Lok Leipzig bevorzugen die Berliner doch eine offensivere und temposchärfere Spielweise." In der ersten halben Stunde bestätigten die Weinroten die Worte des Bordeaux-trainers eindrucksvoll. Von der ersten Minute an drückten Ernst, Thom und Doll auf die Tempotube, Rohde - kaum auf der Liberoposition zu finden - entpuppte sich als zusätzlicher Antreiber.

Und auch Backs, der am Spieltag seinen 25. Geburtstag beging, stellte sich formverbessert vor. "Es wird ja Zeit, daß es besser läuft", war sein Kurzkommentar auch in Blickrichtung Europacup. Er selbst bereitete eine der klarsten Torchancen in dieser Periode vor, doch Pastor, der gegenüber seinen Stürmerkollegen erheblich abfiel, scheiterte frei an dem gut augelegten Zimmer im Brandenburger Gehäuse (4.). Von dieser Güte gab es ein ganzes Dutzend Chancen, doch nur ein Kopfball von Ernst und ein Flachschuß von Thom nach schöner Vorarbeit von Küttner fanden ihr Ziel. Doch nicht nur dies hatten die französischen Späher zu notieren. "Wir durften nach dem 2:0 einfach nicht so leichtfertig werden", meinte BFC-Trainer Jürgen Bogs. "Unser ganzes Abwehrverhalten hat in einigen Phasen nicht gestimmt."

Sicher legten die Havelstädter nach dem 25-Meter-Knaller von Jeske ins rechte Dreiangel ihre Verunsicherung ab, steigerten sich Voß, Jeske, Lange, auch die zentrale Abwehr zusehends, aber wie anfällig der BFC bei den Brandenburger Kontern war, mußte doch überraschen. Dabei war das Strickmuster der Gäste-Angriffe sehr einfach: Weite Schläge auf die Spitzen, mit denen Köller, Reich, später Bernd Schulz ihre Mühe hatten. "Wir trugen nicht nur zu einem guten und packenden Spiel bei, sondern besaßen in unserer besten Phase sogar die Chance auf ein besseres Resultat", so Stahl-Trainer Peter Kohl. Daß es am Ende dennoch eine klare Angelegenheit für den Meister wurde, ist vor allem dem fast blinden Verstehen des Duos Doll-Thom zu verdanken. Bei den Toren drei und vier wechselten sie sich als Vorbereiter und Vollstrecker ab. Auch das werden die Girondins-Späher notiert haben.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Köller, Reich (46. B. Schulz), Ksienzyk; Küttner, Ernst, Backs; Thom, Pastor (66. M. Schulz), Doll
BSG Stahl Brandenburg:
Zimmer; Ringk; Demuth, Pahlke, Pfahl; Lindner, Janotta, Kubowitz (46. Lange), Schulz; Voß, Jeske (84. Schwerinski)

1:0 Ernst              (13.)
2:0 Thom               (27.)
2:1 Jeske              (41.)
3:1 Thom               (73.)
4:1 Doll               (80.)

Schiedsrichter:        Prokop (Erfurt)
Zuschauer:             12.000


Jens Mende, Neue Fußballwoche, 01.09.1987