03. Spieltag 1987/88: 1. FC Lok Leipzig - BFC Dynamo 1:1

Das Beste: Loks Startphase
Im Widerspruch der Meinungen kristallisierte sich schließlich dies heraus: Vertretbare Relationen zwischen Spiel und Kampf wurden nur schwerlich gewahrt. Und: Von einer Vielzahl gutklassiger Akteure wird stärkere individuelle Einflußnahme auf das Niveau ganz einfach vorausgesetzt. Nicht sporadisch, sondern durchgängig. Maßstäbe dieser Art wurden nicht erfüllt. Wobei auch darüber Klarheit bestand: Sogenannte Spitzenspiele trugen auch in der Vergangenheit oft genug andere, mehr brisante Züge. Klasse blitzte nur auf, war am Ende alles andere als leistungsbestimmender Faktor. Warum, das versuchten die Trainer unter dem unmittelbaren Eindruck der Geschehnisse wie folgt zu deuten: "Deckungskonsequenz überwog und nahm mit fortschreitender Zeit sogar zu. Angriffsmut hingegen wurde von allzu großer Vorsicht verdrängt", so Jürgen Bogs von der Meisterelf.

Für den nach einem weiteren Spielerausfall (Pallgen) in Aufstellungssorgen gestürzten Hans-Ulrich Thomale gab es diese Quintessenz: "Tempo, Bereitschaft stimmten, Chancen zum Sieg waren durchaus vorhanden. Aber wir waren auch vor allem taktisch darauf orientiert, dem BFC unter keinen Umständen ins offene Messer zu laufen." Loks selbstbewußte Gangart der ersten 15 Minuten setzte zweifellos die nachhaltigsten Akzente in der sonst von relativ wenig erfolgverheißenden Angriffsszenen gekennzeichneten Partie. Tore lagen durch den energisch dribbelnden, dann jedoch überhastet-unkontrolliert abschießenden Marschall (5., 9.) frühzeitig in der Luft. Vergeben die Lok-Chance, das eigene Spiel nervlich aufzulockern, zunächst schlechte Abwehrabstimmung beim Gegner zu bestrafen. Danach pegelte sich das Geschehen mehr und mehr in diese Richtung ein: Zweikampfschärfe nicht nur gegenüber den Spitzen, sondern auch im Mittelfeld mit Kracht an Ernst (und umgekehrt) als wohl typischstem Beispiel.

 Kein Nährboden für lockeres, flüssiges Spiel, für Ausbreitung eigener Ideen. Offensichtlich auch dies hier wie da: Zwischen Angriff und Mittelfeld rissen die Fäden allzuoft. Auf sich allein gestellt, waren da Akteure wie Scholz, der im Zentrum aufgebotene Fleißspieler mit dem unnachgiebigen Kämpferherz, wie Thom oder der sich gegen Barth enorm steigernde Doll kaum zu beneiden, Lösungswege zu suchen und zu finden. Wer Passivität abstreifte wie Zötzsche (76.) in der Vorarbeit für Edmonds Ausgleich, wurde belohnt. Bei Liebers, Leitzke hier, B. Schulz, Küttner (mit 9 verschuldeten Freistößen zu sehr in der Kreide!) dort, geschah es nur spontan. Da ist mehr abzuverlangen! Ein kompetentes Urteil zum Schluß, gefällt vom Oberliga-Torschützenkönig des Jahres 73/74 mit 20 Treffern: "Immer wieder Rückpässe der angreifenden Akteure - das sprach eigentlich nur für unbegründete Ängstlichkeit." Hans-Bert Matoul, seinerzeit für Lok stürmend, sah es richtig!

1. FC Lok Leipzig:
Müller; Zötzsche; Kreer, Edmond, Barth; Bredow, Kracht, Liebers; Leitzke (77. Altmann), Scholz, Marschall (74. Hobsch)
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Köller, Reich, Ksienzyk; Küttner, Ernst, B. Schulz (59. Backs, 80. M. Schulz); Thom, Pastor, Doll

0:1 Ernst              (73.)
1:1 Edmond             (76.)

Schiedsrichter:        Ziller (Königsbrück)
Zuschauer:             15.000


Dieter Buchspieß, Neue Fußballwoche, 25.08.1987