01. Spieltag 1987/88: BFC Dynamo - 1. FC Magdeburg 2:1

Nach 95 Sekunden Pastors 100.
Wenn das kein Auftakt war! Keine zwei Minuten gespielt, exakt nach 95 Sekunden, zappelte der Ball im Tor. Und der Kopfballschütze Frank Pastor jubelte am lautesten, sprang vor Freude am höchsten. "Na ja, diesem Treffer bin ich ja auch sechs Spiele hinterhergelaufen. Nervenaufreibend, vergeblich. Das sollte in der neuen Saison nicht so weitergehen!" Mit dieser seiner Spezialität (im Vorjahr acht Kopfballtore) krönte er nun die Serie zum 100. Oberligatreffer, damit nach Dieter Kühn (1. FC Lok/116) der erfolgreichste Torjäger unter den derzeit Aktiven. Die "Zugabe", gefordert von der stimmungsvollen Kulisse unter neuen Tribünen-Dächern, ließ nicht lange warten. Denn so schwungvoll, beherzt wie der Auftakt, so auch die Fortsetzung, die in Thomas Dolls tollen Flachschuß, unvermittelt aus der Drehung, gipfelte.

"Gute Szenen hatten wir auch danach noch, aber da paßte nicht mehr alles", hörten wir von Rainer Ernst, der mit zwei forschen Soli (29./an drei Mann vorbei) und geschickter Ballverteilung um weiteren Schwung bemüht war. Aber die vornehmlich über die verdeckte vierte Spitze Ksienzyk gestarteten und mit Effetflanken fortgesetzten Angriffe fanden vor Heynes Gehäuse im Riesen Stahmann den bevorzugten Abnehmer. Der räumte nach etwas kribbeligem Start ("Wer so schnell in Rückstand liegt, gerät naturgemäß in Unruhe", so Trainer Achim Streich) zusehends wirkungsvoller auf, unterstützt von einem Schößler, der vor Tatendrang sprühte. "Über die Seite von Frank Siersleben, eingangs zu weit vom Mann stehend, kam meist die große Gefahr", hatte "Paule" Seguin die dünnste Stelle früh ausgemacht. Und als das zur Pause korrigiert wurde, stand der Block vor Heyne. Spät, doch nicht zu spät.

Der klaren BFC-Dominanz über die ersten 45 Minuten hinweg folgte nun das Aufbäumen der Gäste. Halata bekam im Sturm und Drang nach vorn stärkere Unterstützung nicht nur von Wittke und Bonan, sondern auch von Stahmann, Schößler sowie von Siersleben. Beim Gastgeber war mit dem (Kräfte-)Nachlassen von Ernst spürbar Sand im Getriebe. Was blieb, waren Thoms Einzelversuche. Sporadisch, denn es regierte Magdeburgs geballte Wucht, die auch in Chancen mündete. Wuckels Anschlußtreffer, sein Lattenknaller (87.) erhöhten die Ausgleichsgefahr für den Meister. Sie währte bis zur 90. (Stahmann übers Tor) und hatte in Wuckels Riesenchance (nach Dolls Abspielpatzer 64.) wohl die zwingendste Situation. Aber da war der drangvolle Bursche wohl selbst überrascht von diesem "Geschenk". Es blieb beim 2:1 für den Meister, der in dieser schnellen, wechselvollen Auftaktpartie gute Spielphasen hatte, aber auch zu spüren bekam, wo der Schuh noch drückt.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; B. Schulz, Brestrich, Ksienzyk; Backs (65. Küttner), Ernst, M. Schulz; Thom, Pastor, Doll (89. Köller)
1. FC Magdeburg:
Heyne; Stahmann; Siersleben, Cebulla, Schößler; Halata, Bonan (73. Losert), Döbbelin, Wittke; Windelband (66. Köhler), Wuckel

1:0 Pastor             ( 2.)
2:0 Doll               (17.)
2:1 Wuckel             (76.)

Schiedsrichter:        Kirschen (Frankfurt (Oder))
Zuschauer:             14.000


Horst Friedemann, Neue Fußballwoche, 11.08.1987