23. Spieltag 1981/82: BFC Dynamo - 1. FC Magdeburg 4:0

Troppa stellte Signal auf "Grün"
Wer sich seiner Mittel bewußt ist, der kann warten, bis seine Zeit gekommen ist. Nach dieser Devise verfuhren die Berliner, die ja immerhin in den letzten 15 Punktspielen im heimischen Jahn-Sportpark nicht einen einzigen Zähler abgegeben haben (61:11 Tore). Eine Halbzeit lang sah es zunächst nicht sonderlich meisterlich aus. Da orientierten sich zwar alle Abwehrspieler immer wieder nach vorn (Trieloff), aber Wirkung konnte nicht erzielt werden, weil man sich zuwenig einfallen ließ. Den kopfballstarken Abwehrrecken Stahmann und Mewes unentwegt mit hohen Eingaben begegnen zu wollen, war alles andere als ein erfolgreiches Mittel. So blieb die Durchschlagskraft ziemlich gering, wobei Schulz, der den Vorzug vor Netz erhalten hatte, und Sträßer nicht gerade ihren besten Tag hatten. Lediglich bei einem Schuß von Ernst, der zur Ecke abgelenkt wurde (20.), und bei einer Möglichkeit von Ullrich, der von Trieloff freigespielt wurde, aber das Ziel weit verfehlte (37.), drohte Heynes Gehäuse Gefahr.

Auf der Gegenseite brauchte sich Rudwaleit bei einem gefährlichen Freistoß von Streich (4.) auch nur einmal richtig zu strecken, während Halatas Schuß über die Latte ging (9.). Damit erschöpften sich dann auch schon die torverheißenden Situationen der ersten 45 Minuten. Die Abwehrreihen standen, die Mittelfeldtrios neutralisierten sich, und die Angreifer vermochten nicht auszubrechen. Eine typische 0:0-Partie. Das sollte sich aber noch gewaltig ändern. Zunächst hatten die Gäste eine große Gelegenheit, als Halata Ullrich mit einem langen Sprint abschüttelte und Hoffmann freispielte, der aber kläglich vergab, von der Strafraumgrenze weit vorbeischoß, statt weiterzulaufen (49.). Dann schlug der alte und neue, nunmehr vierfache Meister zu. Troppa setzte das Signal auf "Grün". Er lieferte sich als Vorstopper herrliche faire Duelle mit Streich, unterstrich darüber hinaus seine Offensivqualitäten und erzielte als erfolgreichster BFC-Torschütze seinen zwölften Saisontreffer.

Danach bestätigte der eingewechselte Netz, daß er das Toreschießen nicht verlernt hat. Zweimal verwandelte er in ganz souveräner Manier, Heyne keine Chance lassend. "Beide Male hatte ich richtig spekuliert. Erst sah ich, daß Raugust Schwierigkeiten bei der Ballannahme hat und fuhr dazwischen, dann ahnte ich förmlich, daß Hans-Jürgen Riediger den Ball nach innen köpfen würde", freute sich der zweifache Torschütze. Schließlich setzte Ullrich mit dem 4:0 den krönenden Schlußpunkt unter diese Partie, die damit einen kaum mehr erwarteten klaren Ausgang nahm. Einen Teil daran haben sich die Magdeburger selbst zuzuschreiben. Sie luden den BFC ein, seine Stärken auszuspielen. Und das tat er dann nachdrücklich, meisterlich.
Schiedsrichterkollektiv: Es leitete die faire Partie ohne jeden Abstrich.

Liberos urteilen
Norbert Trieloff (BFC Dynamo):

Wir haben in der ersten Halbzeit zu wenig Angriffswirkung erzielt. Da fanden wir nicht die richtigen Mittel, um der geschlossenen Magdeburger Abwehr erfolgreich zu begegnen. Als wir endlich für mehr Druck sorgten, zeigten die Gäste Wirkung. Nach dem Führungstreffer haben wir dann immer sicherer aufgetrumpft und schließlich noch einen ganz klaren Erfolg errungen.

Dirk Stahmann (1. FC Magdeburg):
Glückwunsch dem BFC zum erneuten Meistertitel. Wir sind unter Wert geschlagen worden. In einer Phase, da wir dachten, wenigstens einen Punkt mitnehmen zu können. fiel uns Jürgen Pommerenke aus und brachte uns ein dummes Tor auf die Verliererstraße. Beide Kontrahenten hatten in einem sehr fairen Spiel lange Zeit ziemlichen Respekt voreinander, ehe wir uns praktisch selbst bezwungen haben.


BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Ullrich; Terletzki, Ernst (71. Schlegel), Backs; Riediger, Sträßer (62. Netz), Schulz

1. FC Magdeburg:
Heyne; Stahmann; Raugust, Mewes, Schößler; Lieberam (69. Cebulla), Pommerenke (60. Tyll), Steinbach; Halata, Streich, Hoffmann

1:0 Troppa             (66.)
2:0 Netz               (73.)
3:0 Netz               (78.)
4:0 Ullrich            (86., Foulstrafstoß)

Schiedsrichter:        Stumpf (Jena)
Zuschauer:             18.000


Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 11.05.1982