03. Spieltag 1976/77: FC Hansa Rostock - BFC Dynamo 2:3

BFC startete wie der Blitz
Da werde einer aus dem BFC schlau. In Donezk beim 0:3 selbst kalt getroffen, startete Dynamo beim Punktspiel in Rostock seinerseits wie der Blitz. "Es gibt keine Nachwirkungen, weder von der Reise noch vom Spiel." So antwortete BFC-Trainer Harry Nippert auf eine entsprechende Frage in der Pressekonferenz. Und tatsächlich ließen die Berliner keinerlei Schockwirkung von Donezk erkennen. Freilich lief die Begegnung hier in Rostock ganz und gar anders als in der UEFA-Pokalrunde. "Wir mußten erneut Lehrgeld zahlen", bekannte Hansa-Trainer Helmut Hergesell, um sich dann selbst die Frage zu stellen: "Wie lange noch? Ich hoffe, daß die Lehrzeit jetzt bald vorbei ist." "In der Tat war das Spiel in der ersten Phase dem BFC auf den Leib geschneidert", schätzte es auch Lothar Wießner ein, der so lange Jahre nun schon für den Rostocker Fußball arbeitet.

"Auf diese Kontermöglichkeiten hatten die Berliner ja gerade gewartet.
" Es ist eine alte Weisheit, daß dem BFC die schnellen Konter liegen. Von Eigendorf, Lauck und vor allem vom umsichtigen Schütze ausgehend, gelangen sie ihm schlagartig von Beginn an auch vorzüglich gegen eine gefährlich schlingernde Rostocker Abwehr, die noch nicht den richtigen Lotsen gefunden hatte, in der zunächst nur Sykora den Kopf oben behielt und Kische seinen Nationalmannschaftskameraden Riediger im Griff hatte. Die Mittelfeldspieler Hansas speziell aber verstanden es weder, die richtige Abstimmung mit der Abwehr herzustellen, noch eigene planvolle Angriffe aufzubauen. Da herrschte dann heillose Verwirrung, wenn die BFC-Außenverteidiger Noack und Wroblewski an allen Ecken und Enden auftauchten.

Der BFC schien nach dem 3:0 einem Mammutsieg zuzustreben, doch da verhielt er plötzlich zu stark, und jetzt erwachte der alte Hansa-Kampfgeist, den vor allem Sykora und der kaum zu bremsende Kampf mit spielerischen Qualitäten paarten. Nach dem 2:3 schien wiederum ein Rostocker Sieg nur eine Frage der Zeit. Doch da wollten es die Hanseaten mit Gewalt wissen. Die hektische Atmosphäre auf den Rängen übertrug sich auf das Spielfeld und umgekehrt. So wurde im zähen Ringen bald mehr das Foul als das Spiel bestimmend, gab es selbst beim Abgang unter den Spielern noch Rangeleien, schufen Rowdys unter den Zuschauern einen unschönen Szenenschluß des so spannend und abwechslungsreich begonnenen Fußballtages. Da wandte sich dann der Gast mit grausen...

FC Hansa Rostock:
Schneider; Sykora; Wandke, Seering, Kische; Märzke, Mischinger (76. Uteß), Decker; Kampf, Jarohs, Kehl
BFC Dynamo:
Schwerdtner; Jonelat; Eigendorf, Wroblewski, Lauck, Trieloff, Terletzki; Riediger, Schütze, Jüngling (79. Netz)

0:1 Jüngling           ( 1.)
0:2 Terletzki          (15., Foulstrafstoß)
0:3 Noack              (17.)
1:3 Seering            (37., Foulstrafstoß)
2:3 Kampf              (39.)

Schiedsrichter:        Heinemann (Erfurt)
Zuschauer:             21.000

Günter Bonse, Deutsches Sportecho, 18.09.1976