02. Spieltag 1976/77: BFC Dynamo - FC Rot-Weiß Erfurt 3:0

Diesmal lag der richtige Kurs an
Einige Fragen harrten der Antwort, als diese Freitag-Partie im Berliner Jahn-Sportpark begann. Hatte das 0:1 gegen Union beim BFC ein Gefühl der Unsicherheit hervorgerufen? Konnte der Gastgeber den Ausfall der verletzten Schulenberg und Netz verkraften? Und auf der anderen Seite: Würden die Erfurter den 2:0-Auftaktsieg über Magdeburg nun auch auswärts (und erneut ohne die Gebrüder Weißhaupt) gegen einen weiteren Spitzenklub bestätigen? Nach Spielende gab es allseits positive Äußerungen. Eine abwechslungsreiche, tempostarke Begegnung hatte die Zuschauer in Spannung gehalten. Mit einem Wort, das Spiel verdiente sich das Prädikat "Gutklassig". Der BFC lief diesmal nicht in die taktischen Fallen des Rivalen. "Wir haben uns voll darauf konzentriert, möglichst schon in der Anfangsphase in Führung zu gehen", meinte BFC-Regisseur Harald Schütze.

"Einem Rückstand wie gegen Union wollten wir nicht hinterherlaufen." Bereits nach acht Minuten mußte Benkert einen Kopfball von Wroblewski passieren lasen, wobei sich der Torschütze und Egel verletzten. Der Erfurter schied gleich (dafür Krebs, letzter Mann), Wroblewski bald darauf aus (dafür ging Jüngling zurück). Es spricht für das gewachsene Selbstvertrauen der Gäste, daß sie auch das 0:2 ohne sichtliche Schockwirkung überstanden. Die Erfurter, die sich der Formation nach nur auf zwei Angriffsspitzen stützten, forderten den Kontrahenten zu einem offenen Feldspiel heraus. Das Schema der einzelnen Mannschaftsteile verwischte sich schließlich oftmals völlig. Verteidiger tauchten im gegnerischen Strafraum ebenso häufig auf wie Stürmer vor dem eigenen Tor zur Abwehrarbeit.

Beim BFC schwang sich vor allem der junge Ehemann Trieloff zu einer bemerkenswerten Leistung auf. Er engte den Spielraum seines Widersachers Lindemann weitgehend ein, besaß jedoch selbst einen immens großen Aktionsradius. Beim FC Rot-Weiß imponierte besonders Vorstopper Teich, der hervorragend demonstrierte, wie auf dieser Position moderner Fußball gespielt wird. Spannende Szenen gab es vor beiden Toren in Hülle und Fülle. Erst mit dem 3:0 durch einen Volleyschuß von Riediger aus 15 Metern Entfernung durfte sich Dynamo endgültig des Sieges sicher wähnen. FAZIT: Der BFC kann selbstbewußt zum UEFA-Pokalkampf nach Donezk fahren. Vielleicht sollte er darauf achten, daß es in der Abwehr noch eine bessere Abstimmung gibt, wenn sich einer der zentralen Verteidiger nach vorn orientiert. Wroblewski, Netz und Schulenberg sind am Mittwoch wieder einsatzbereit.

BFC Dynamo:
Schwerdtner; Jonelat; Noack, Eigendorf, Wroblewski (20. Voigt), Terletzki, Lauck, Trieloff; Jüngling, Schütze, Riediger
FC Rot-Weiß Erfurt:
Benkert; Egel (9. Hornik); Birke, Teich, Krebs; Lindemann, Göpel, Fritz, Goldbach; Iffarth, Schröder

1:0 Wroblewski         ( 8.)
2:0 Terletzki          (20., Foulstrafstoß)
3:0 Riediger           (67.)

Schiedsrichter:        Streicher (Crimmitschau)
Zuschauer              17.000

Hans-Günter Burghause, Deutsches Sportecho, 13.09.1976