24. Spieltag 1971/72: BFC Dynamo - ASG Vorwärts Stralsund 4:0

Die Zügel mußten gestrafft werden
Jeder Sieg will neu erspielt und erkämpft werden. Trotz des am Ende klaren 4:0-Erfolges mußte der BFC zumindest eine halbe Stunde lang diese gewiß nicht neue Erfahrung machen. Fast schien es, als ob Außenseiter Stralsund den Berlinern wie beim 3:3 (nach 2:0- und 3:1-Führung) in der ersten Halbserie erneut einen Knüppel zwischen die Beine werfen wolle. "Wir taten uns vor dem Wechsel lange Zeit schwer", gab BFC-Cheftrainer Hans Geitel unumwunden zu. "Zu viel blieb bei uns Stückwerk, doch später wurde erfreulicherweise der Faden noch gefunden. Größere mannschaftliche Geschlossenheit führte zu sicheren spielerischen Aktionen." Die Zeit einiger Chancen für den Gast (darunter ein Pfostenschuß von Hermus in der 31. Minute) war endgültig vorbei.

Das Ausscheiden des verletzten Kögler wirkte sich nachteilig für die Vorwärts-Deckung aus, ebenso gab der Einsatz von Filter für Schellhase dem Sturm nicht die geringsten Impulse. So hatte Lihsa nach der Pause einen geruhsamen Nachmittag, konnte den gelegentlichen Etappenreportagen von Heinz-Florian Oertel - das Spiel fand vor der Ankunft der Friedensfahrer im Jahn-Sportpark statt - aus den Stadionlautsprechern lauschen. Seinem Gegenüber Schönig "tönten" ebenfalls die Ohren, aber ihn beschäftigten Scharfschüsse und Kopfbälle des BFC in beinahe ununterbrochener Folge (Terletzki 53., 57., Schütze, 58., 65., Netz 64., 73. usw.) Obwohl der 1,87-m-Schlußmann einige Glanztaten vollbrachte, mußte er mit resignierender Geste doch dreimal das Leder aus den Maschen holen.

Alle Dynamo-Treffer waren sehenswert, besonders beeindruckte aber das 2:0 durch einen vehementen Kopfstoß von Netz (fast waagerecht in der Luft liegend) nach kluger Vorarbeit Peter Rohdes am rechten Flügel. Die herausragendste Leistung bot indessen der Berliner Kapitän Peter Rohde. Wo tauchte er nicht überall auf? Auch in der anfänglich unbefriedigenden Phase des BFC hatte er in seinem Spiel noch die meiste Linie. Er schoß souverän zum 1:0 ein (übrigens sein erstes Punktspiel-Saisontor) und war dann an zwei weiteren Treffern maßgeblich beteiligt.

Zum Schiedsrichterkollektiv: Di Carlo konnte bei der fairen Grundeinstellung beider Vertretungen großzügig leiten. Als der Stralsunder Renn glaubte, das auf seine Art nutzen zu müssen, erhielt er in der 51. Minute prompt die gelbe Karte.


BFC Dynamo:
Lihsa; Carow; Stumpf, Trümpler, Hübner; P. Rohde, Schütze, Terletzki (66. Becker); Johannsen (79. Labes), Netz, Schulenberg
ASG Vorwärts Stralsund:
Schönig; Wiedemann; Renn, Kögler (61. Witt), Wulst; Hermus, Baltrusch, Häder, Dressel; Bruhs, Schellhase (66. Filler)

1:0 P. Rohde           (32.)
2:0 Netz               (50.)
3:0 Schulenberg        (68.)
4:0 Labes              (82.)

Schiedsrichter:        Di Carlo (Burgstädt)
Zuschauer:             20.000


Hans Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 09.05.1972