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Der Anfang vom FCK-Ende: Foulstrafstöße Nach
dieser dritten aufeinanderfolgenden Niederlage ist der FCK nun mit 4:10 Punkten die Elf mit dem absolut schwächsten Konto der Rückrunde (vorher lagen noch der HFC und Zwickau auf gleicher Höhe). Und nicht nur BFC-Kapitän Peter
Rohde stellte nach den neunzig Minuten kopfschüttelnd fest: "Die Karl-Marx-Städter sind doch wirklich besser, als es ihr Tabellenplatz aussagt." Vor dem Anstoß ernteten die Gäste viel Lob für ihre Bereitschaft,
das Treffen schon am Freitagabend im Jahn-Sportpark unter Flutlicht ("Obwohl wir auf diesem Gebiet nicht gerade über große Erfahrungen verfügen", meinte der stellvertretende Clubvorsitzende Fritz Weigand) auszutragen,
um die Berliner bei ihren Vorbereitungen für das zweite Spiel mit Atvidaberg FF zu unterstützen. Später war die Enttäuschung beim FCK natürlich groß, durch zwei Strafstöße den kürzeren gezogen zu haben. "Beim zweitenmal, das konnte doch keinen Elfmeter geben",
schimpfte lauthals Cheftrainer Gerhard Hofmann. "Dadurch wurden wir endgültig auf die Verliererstraße gedrängt."
Aber das muß wohl ebenfalls gesagt werden: Der erstmalige Einsatz des 23jährigen Krasselt
(kam zum Saisonbeginn von der Bezirksklasseelf TSG Heinrichsort zum Club) auf der rechten Verteidigerposition und dann noch gegen einen so unbequemen Widersacher wie Schulenberg war kein glücklicher Griff, selbst unter
Berücksichtigung der Tatsache, daß diesmal auch Wiedensee (verletzt) und Zeidler (gesperrt) nicht zur Verfügung standen. Zweimal brachte Krasselt den Dynamo-Linksaußen zu Fall (vor dem 1:0 gleich mit einem
"Doppelfoul"), zwei mal schmetterte Johannsen das Leder mit unheimlicher Schärfe in die rechte Torecke. Am 1:0 hatte übrigens Dynamo-Libero Carow, ausgezeichnet disponiert, imponierend sein Stellungsspiel,
maßgeblichen Anteil.
Im plötzlichen Antritt löste er sich aus der eigenen Hälfte, stieß über die Mittellinie, ließ drei Gegner "aussteigen", um schließlich mit einem temperierten halbhohen Zuspiel Schulenberg
einzusetzen, der dann nur unfair gebremst werden konnte. "Zu oft durfte ich mir solche 'Ausflüge' allerdings nicht erlauben, denn der FCK wartete ja nur auf seine Konterchance", sagte Jochen Carow, dessen
Partie gewiß auch der zuschauende Verbandstrainer Georg Buschner mit Interesse registriert hat. Was sonst noch auffiel? Dynamos Sturmspitzen erhielten aus dem Mittelfeld zu wenig konstruktive Unterstützung; die
Karl-Marx-Städter brachten sich nach dem 0:2 stärker zur Geltung, zumal der BFC um die Sicherung des Vorsprungs bemüht war; die Torhüter Lihsa und Kaschel, der den Vorzug vor Kunze erhalten hatte, strahlten jederzeit Sicherheit
aus.
Zum Schiedsrichterkollektiv: "Sonnenklare strafstoßreife Situationen waren das. Da konnte es für mich keine anderen Entscheidungen geben", sagte Helmut Bader hinterher. Einige Hitzköpfe im
Karl-Marx-Städter Lager, darunter leider auch Kapitän Erler, erschwerten ihm die Leitung des Spiels, doch zeigte er sich mit seinen Assistenten der Aufgabe insgesamt gewachsen.
BFC Dynamo: Lihsa; Carow; Stumpf, Trümpler, Hübner; P. Rohde, Terletzki, Schütze; Johannsen, Netz, Schulenberg FC Karl-Marx-Stadt:
Kaschel; Erler; Krasselt, Sorge, Franke; Schuster, Wolf, Teigky (78. Schädlich); Müller, Rauschenbach (72. Förster), Neubert
1:0 Johannsen (42., Foulstrafstoß) 2:0 Johannsen (61., Foulstrafstoß)
Schiedsrichter: Bader Zuschauer: 12.000
Hans Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 21.03.1972
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