02. Spieltag 1970/71: BSG Chemie Leipzig - BFC Dynamo 1:2

Dynamo versprach nicht zuviel
Dynamo-Cheftrainer Hans Geitel hatte nicht zuviel versprochen, als er auf der Pressekonferenz vor dem Spiel sagte: "Meine Mannschaft ist spielerisch noch erheblich steigerungsfähig. Wir werden uns bemühen, das auch heute auf des Gegners Platz nachweisen zu können." Das taten die Berliner dann eine Halbzeit lang in sehr beeindruckendem Stil. Mit großem läuferischen Aufwand und hoher Ballsicherheit wurden die Angriffe vorgetragen. Dreh-und Angelpunkt war dabei immer wieder der herausragende Peter Rohde, der sehr abgeklärt spielte. Ruhe in die Aktionen brachte sowie andererseits für Schwung und gefährlichen Zuschnitt sorgte. In dieser Form bot sich der einstige Juniorenauswahlspieler nachdrücklich für die Nachwuchsauswahl an! Nachdem Rohde mit einem Kopfball (8.) ebenso wie der schußstarke Becker mit einem 30-m-Freistoß (16.) nur die Latte getroffen hatte, erzielte er mit einem weiteren Kopfball das 2:0, das nach knapp einer halben Stunde vollauf den Spielanteilen entsprach.

"Unsere Abwehr zeigte in der ersten Halbzeit einige Blößen, obwohl ich nach meiner Spielbeobachtung am Sonntag zuvor in Berlin darauf aufmerksam gemacht hatte, daß Dynamo geschickt aus der eigenen Hälfte heraus angreift", erklärte Chemie-Cheftrainer Otto Tschirner. Dieser beruhigende Vorsprung bestärkte die sehr einsatzfreudige und selbstsichere Berliner Mannschaft, in der Schütze als Linksverteidiger einen guten Eindruck hinterließ. "Ihm ist die Umstellung bekommen. Harald ist deckungstreuer geworden und kann von dieser Position aus am ehesten seine Blicke in Richtung Nationalmannschaft richten", urteilte Hans Geitel. Das Gegentor brachte die Berliner dann aus dem Konzept. "Wir sind leider noch nicht soweit, um die überzeugende spielerische Leistung, die wir in den ersten 45 Minuten geboten haben, über die ganze Zeit zu halten", betonte Dynamos Mannschaftsleiter und Ex-Nationalspieler Conrad Dorner. Bei Chemie hingegen legte dieser Anschlußtreffer die kämpferischen Potenzen frei, die von allen Gegnern gefürchtet sind, diesmal jedoch ohne Erfolg.

Zum Schiedsrichterkollektiv: Eine Stunde lang lief alles in geordneten Bahnen. Nachdem Prokop in der 63. Minute bei einem Foul an Dr. Bauchspieß einen vom Publikum nicht zu Unrecht geforderten Strafstoß nicht gab, ließ er sich von der Hektik auf den Rängen und teilweise auch auf dem Spielfeld sichtlich beeindrucken, was zu einigen unklaren Entscheidungen führte.


BSG Chemie Leipzig:
Jany; Dobermann (46. Bauchspieß), Walter, Trojan, Herrmann; Slaby, Lisiewicz, Skrowny (58. Matoul); Schmidt, Scherbarth, Schubert
BFC Dynamo:
Lihsa; Hall, Trümpler, Carow, Schütze; Becker, Rohde, Schwierske (46. Stumpf); Fleischer (74. Weber), Schulenberg, Lyszczan

0:1 Schwierske         (17.)
0:2 Rohde              (27.)
1:2 Schubert           (27.)

Schiedsrichter:        Prokop (Mühlhausen)
Zuschauer:             14.000


Manfred Binkowski, Neue Fußballwoche, 25.08.1970