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Wertvoller Sieg am dünnen Seil Am Anfang schwang
sich der FCK kühn auf den Siegespfad, der in Anbetracht der kritischen Tabellensituation auch nötig erschien. Mit einem Blitzstart sollte er beschritten werden. Und um ein Haar wären die Weinroten kalt erwischt worden. Vogel
brauste die Linie entlang, gab mustergültig nach innen. Dort aber verpaßten Erler und Steinmann aus Nahdistanz. Und das sehr schön herausgespielte Tor des Tages, nach (endlich einmal) direkter, schneller Kombination über Erler,
Neubert, Lienemann schien den Siegesweg des FCK zu festigen. Es schien nur so. Schon bevor der Treffer fiel deutete es sich an, um sich später noch zu verdichten: Die Steigerung des FCK gegen eine nicht über ihren Schatten
springende Dynamo-Elf reichte nicht aus. Das Fundament - sprich: Kondition (Erler, vor allem Steinmann), Konzentration (Müller, Lienemann) und Spielverständnis - war nicht fest genug.
So wurde der Siegespfad immer schmaler, am Ende mußte sich die FCK-Elf am dünnen Seil zum wertvollen Doppelpunktgewinn schwingen. Dennoch, willensmäßig gaben die FCK-Spieler alles. "Gegen den BFC haben wir uns schon
immer schwer getan", faßte Cheftrainer Bringfried Müller zusammen, "heute hatten wir es aber auch mit den eigenen Nerven zu tun. Spielerisch ging einiges daneben, vor allem im Mittelfeld. Aber wir erspielten
gegen den schwächeren Mannschaftsteil Dynamos, die Abwehr, die nötigen Chancen zu dem meiner Ansicht nach verdienten, wenn auch knappen Sieg." Dem ist wenig hinzuzufügen. Höchstens noch, daß der junge Neubert zum
besten Mittelfeldspieler avancierte, der auch mal ein Dribbling wagte, und daß Vogel vor allem nach der Pause fast schon wie gewohnt torgefährlich wurde. Was das BFC-Spiel betraf, so wirkte es nicht bissig, nicht variantenreich
genug.
So kam die an sich gute, geradlinige Mittelfeldarbeit nicht zum Tragen. Als in der 13. min dann doch Rohde und Trümpler einmal frei vor Hambeck auftauchten, konnten sie diese große Chance nicht nutzen. "In
der Tat war das Spiel meiner Mannschaft zu hausbacken. Bei etwas mehr Konzentration hätten wir gut und gern einen oder gar beide Punkte mitnehmen können." Diese Worte ihres Cheftrainers Hans Geitel mögen die
BFC-Aktiven beherzigen. Sie waren zwar mit großem 'Eifer bei der Sache, legten aber nicht immer die nötige Übersicht an den Tag. Die BFC-Elf wird noch reifen, dessen sind wir gewiß. Schließlich gab Terletzki .erst sein
Oberligadebüt, wird sich der fleißige Schulenberg besser hineinfinden, kann unter Umständen Schütze neben Becker zum Regisseur wachsen.
Zum Schiedsrichterkollektiv:
Neumann bewies Konsequenz und Übersicht, bemühte sich redlich, stets auf Ballhöhe zu" sein,. Kulicke und Schmidt standen bei diffizilen Entscheidungen sehr gut.
FC Karl-Marx-Stadt: Hambeck; Göcke, Sorge, Hüttner, A. Müller (57. Franke); Neubert, Steinmann, Erler; Schuster, Lienemann, Vogel BFC Dynamo:
Lihsa (42. Bräunlich); Stumpf, Trümpler, Carow, Hall; Becker, Terletzki (64. Lyszcsan), Rohde; Aedtner, Schulenberg, Schütze
1:0 Lienemann (21.)
Schiedsrichter: Neumann (Forst) Zuschauer: 6.000
Günter Bonse, Neue Fußballwoche, 24.03.1970
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