21. Spieltag 1968/69: BSG Stahl Riesa - BFC Dynamo 4:0

Der BFC kam unter die Räder
Trainer Walter Fritsch strahlte nach dem Abpfiff: “Endlich ist der Bann einmal gebrochen! In wievielen Spielen haben wir uns ein Übergewicht erkämpft, aber zu selten nutzten wir das zu Toren. Heute klappte es auch mal im Ergebnis." Dabei muß man den Riesaern bescheinigen, daß dieses in seiner Höhe doch etwas überraschende 4:0 nicht einmal nur erkämpft wurde, über weite Strecken des Spiels lagen auch die spielerischen Vorteile bei den Stahlwerkern. Gestützt auf einen stellungs- und schlagsicheren Abwehrblock, aus dem noch Mirring und Bengs herausragten, hatten sich schon nach zehn Minuten Spieldauer Kaube und Schäfer ein deutliches Übergewicht im Mittelfeld erkämpft. Und vorn nutzten die flinken Flügelstürmer Schröder und Meinert ein ums andere Mal die Deckungsblößen, die ihnen die Dynamo-Mannen an diesem Tage boten. Nach Herzenslust wurde kombiniert und geschossen und bereits nach einer halben Stunde war die Partie eindeutig entschieden. Was danach noch kam, war eigentlich nur noch Formsache. Dabei hatten die Berliner noch den Vorteil, daß mit Peschke im Riesaer Angriffszentrum ein Mann stand, der die günstigen Gelegenheiten nicht in gleicher Weise zu nutzen verstand wie seine Nebenleute.

Der BFC hatte offensichtlich einen rabenschwarzen Tag erwischt. Da ließen sich insbesondere Carow und Meynhardt immer wieder überlaufen, lieferten Notschläge, die dann natürlich vorn von den sich abmühenden Aedtner und Fleischer nicht zu verwerten waren. Da kam aus der Mittelfeldreihe, oft das Prachtstück der Dynamos, nichts Konstruktives zustande, und Schütze und Jakob hatten ihre Schußstiefel gewiß in der Kabine gelassen. So mußte kommen, was kam. Wenn die Riesaer angriffen, lief die Dynamo-Abwehr oft wie ein Rudel aufgeschreckter Hasen durcheinander. Die Schröder und Co. nutzten das weidlich und legten Torhüter Lihsa, der auch nicht seine beste Form mit in die Stahlwerkerstadt gebracht hatte, vier muntere Ostereier ins Netz. Trainer Hans Geitel akzeptierte neidlos die gute Leistung der Riesaer Mannschaft: "Ein verdienter Sieg. Sie war einsatzfreudiger, bissiger als meine Elf. Wir wollten allein nur spielen, vergaßen aber den Einsatz, den Kampf, das konnte nicht reichen. Unsere Unkonzentriertheit war kaum noch zu übertreffen. Wenn ich etwas loben soll, dann, daß meine Mannschaft trotzdem nicht aufgesteckt hat."

BSG Stahl Riesa:

BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Trümpler, Schneider, Meynhardt; Becker, Schütze; Weber, Lyszczan, Aedtner, Jakob (67. Hall)

1:0 Andrich            (14.)
2:0 Schäfer            (21.)
3:0 Schröder           (31.)
4:0 Schröder           (69.)

Schiedsrichter:        Bader (Bremen/Rhön)
Zuschauer:             8.500


Werner Schreier, Neue Fußballwoche, 08.04.1969