18. Spieltag 1968/69: BSG Wismut Aue - BFC Dynamo 0:0

Das Einmaleins des Torschusses nicht beherrscht
Hans Geitel, der stets sachlich urteilende Cheftrainer des BFC, legte mit seinem Kommentar nach dem Spiel den Finger auf die Wunde: "Die größte Überlegenheit nutzt eben nichts, wenn man nicht außerdem auch das kleine Einmaleins des Torschusses beherrscht. Und damit haben unsere Spieler, vor allem natürlich die Stürmer, nach wie vor Schwierigkeiten. Von den unmöglichen Bodenverhältnissen und dem starken Wind, der eine Ballkontrolle zusätzlich erschwerte, rede ich erst in zweiter Linie." Tatsächlich habe ich eine Mannschaft selten so überlegen gesehen wie den BFC Dynamo nach dem Wechsel. Am deutlichsten für diese klare Überlegenheit spricht wohl, daß Bräunlich in dieser Zeit keinen Abstoß auszuführen hatte. "Ich kam nur durch einen Einwurf Beckers und eine Rückgabe
Carows mit dem Ball in Berührung. Das war alles
", sagte er.

Der Einsatz von Geserich für den enttäuschenden Schütze - "er war viel zu inaktiv, resignierte vor den schlechten äußeren Bedingungen", so Hans Geitel - brachte nach dem Wiederanpfiff zunächst einmal mehr Druck in das BFC-Angriffsspiel. Pausenlos stürmten die Berliner, schienen mehr als einmal vor dem Führungstor zu stehen, scheiterten jedoch immer wieder an der zahlenmäßig verstärkten Wismut-Abwehr, in der selbst Zink, Eberlein und Einsiedel mehr zu sehen waren als in der gegnerischen Hälfte. Es kam, wie DFV-Trainer Werner Wolf voraussagte: "Wenn der BFC nicht schnell ein Tor vorlegt, wird er unruhig, nervös, wird die Falle, in der Wismut sitzt, einfach nicht zuschnappen." So geschah es dann auch. Je mehr der Zeiger der Uhr vorrückte, um so hastiger, verbissener, aber auch zerfahrener wurden die Aktionen des BFC. Allein Hall und Aedtner versuchten, kühlen kopf zu bewahren. Doch ihre Umsicht übertrug sich nicht auf die anderen.

Lyszczan rannte sich immer wieder fest, konzentrierte sich mitunter mehr auf den Gegner als auf den Ball, Geserichs Spiel blieb ohne Rhythmuswechsel, und auch von Jakob ging trotz guter Szenen kaum Torgefahr aus. So wurde Fuchs fast nur durch Beckers Weitschüsse geprüft, die allerdings auch nicht präzise genug waren. Da half auch Herbert Schoens Klage nicht viel: "Das ist ja niederschmetternd, so überlegen und doch so erfolglos." Wismut-Trainer Gerhard Hofmann war mit dem Punktgewinn zufrieden. "Der Gegenwind erstickte jede Aktion. So waren wir gezwungen, eine Abwehrschlacht zu liefern, wobei jeder einzelne meiner Spieler seine Bereitschaft bewies." Tatsächlich muß der Kampfgeist aller Aktiven gelobt werden, doch ob es allein die widrigen Bedingungen waren, die das kämpferische Aufbegehren über das spielerische Vermögen triumphieren ließen, mag dahingestellt bleiben.

BSG Wismut Aue:
Fuchs; Schmiedel; Weikert, Pohl, Kaufmann; Miller, Schaller, Bartsch; Zink, Einsiedel, Eberlein
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Trümpler, Carow, Meynhardt; Becker, Hall, Schütze (46. Geserich); Lyszczan, Aedtner, Jakob

Schiedsrichter:        Schulz (Görlitz)
Zuschauer:             2.000

Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 18.03.1969