15. Spieltag 1968/69: 1. FC Lok Leipzig - BFC Dynamo 1:2

Der BFC seiner Mittel sicher
Der erste Auswärtssieg der Saison! Und wir wurden in den ersten sechzig Minuten mehrfach an die Worte der Dynamo-Verantwortlichen zur Winterpause erinnert: "Unsere Jungen sind selbstbewußter geworden, ihrer Mittel sicherer!" Das war deutlich zu spüren. Beim Mittelfeldregisseur Schütze, der mit geschultem Blick für die jeweilige Situation seine Vorderleute einsetzte; bei Hall und Becker, die ohne Verzögerungen in Dynamos starker Zeit vom Zerstören zum eigenen Angriff umschalteten; bei Aedtner und Jakob, die geschickt immer wieder freie Räume suchten. "Wir ließen die Lok-Elf gar nicht erst ins Spiel kommen, konterten schnell, und dazu boten alle ein großes Laufpensum!" kommentierte BFC-Kapitän Dieter Stumpf, der in Dynamos kritischer Periode nach Gießners glänzendem Kopfball-Anschlußtor in der BFC-Deckung die Übersicht behielt.

Eine Situation, die Trainer Hans Geitel anzeigte, daß die Elf jedoch in der Bedrängnis noch allzu schnell anfällig wird. Ansonsten war er verständlicherweise zufrieden: "Ich habe mich gefreut, wie klug die Mannschaft die Taktik im Spiel umsetzte, wie stark Schütze kräftemäßig über 90 Minuten auftrumpfte und wie kampffreudig Meynhardt auftrat. Nach der Pause verfielen wir ganz unnötig in den alten Fehler, den Vorsprung halten zu wollen. Da stand uns dann ein wenig Glück zur Seite." Berlins Exnationalspieler Herbert Schoen machte aus seiner Verwunderung kein Hehl: "Ich war enttäuscht über die spielerische Leistung der Lok-Elf, deren vor einer Woche viel gerühmte Mittelfeldachse überhaupt nicht zu sehen war." Im Ausfall von Zerbe, im nicht befriedigenden Aufbauspiel von Naumann und Czieschowitz sind zweifellos wesentliche Gründe dafür zu sehen, daß die Gastgeber in keiner Phase auch nur annähernd an die starke FCV-Partie anknüpften.

Doch das war es nicht allein. Stopper Peter Gießner hatte gewiß recht, als er ruhig konstatierte: "Schuld haben wir alle an der Niederlage. "Pepi" Nauert ärgerte sich selbst über den Fehler bei Beckers Freistoßtor." Die Messestädter fanden,   frühzeitig durch zwei Tore zurückgeworfen, nicht zu ihrem Spielrhythmus "Die Bälle wurden vielfach über das Mittelfeld geschlagen, Frenzel und Löwe waren nicht in der Lage, ihren Gegenspielern davonzulaufen", entgegnete Trainer Hans Studener. In der Tat: Trümpler und Stumpf waren aufmerksame Bewacher. Doch war nicht zu verkennen, daß beide Auswahlspieler im vierten Treffen binnen acht Tagen die beiden zusätzlichen Übungsspiele gegen Craiova noch nicht verdaut hatten. Viel Ehrgeiz entwickelte dagegen der tatendurstige Liesiwicz.

1. FC Lok Leipzig:
Nauert; Faber; Gießner, Drößler, Franke; Zerbe, Czieschowitz, Naumann Weiße (46. Lisiewicz), Frenzel, Löwe
BFC Dynamo:
Lihsa; Stumpf; Trümpler, Carow, Meynhardt; Becker, Schütze; Hall, Weber, Aedtner (79. Geserich), Jakob

0:1 Jakob              (24.)
0:2 Becker             (37.)
1:2 Gießner            (63.)

Schiedsrichter:        Di Carlo (Burgstädt)
Zuschauer:             10.000

Wolf Hempel, Neue Fußballwoche, 25.02.1969