14. Spieltag 1968/69: BFC Dynamo - BSG Chemie Leipzig 2:1

Vierter Heimsieg in Reihenfolge
Wir möchten nicht schon zu Beginn der zweiten Halbserie billige Vorschußlorbeeren verteilen, aber dennoch feststellen: Der BFC hat die monatelange Meisterschaftspause offensichtlich gut genutzt! In der zweiten Hälfte waren die Messestädter drauf und dran, klar distanziert zu werden. Fast pausenlos berannten die Berliner das gegnerische Tor, so daß Entlastungsvorstöße der Leipziger Seltenheitswert hatten. "Im ersten Abschnitt hielten wir noch mit", meinte Chemie-Cheftrainer Otto Tschirner, "doch zu unserem Spiel aus der Tiefe des Raums fanden wir eigentlich in keiner Phase. Dieser glatte Boden war ohnehin nichts für uns, zumal unser bisher bester Torschütze, Rechtsaußen Schmidt, durch Trainingsrückstand sich nur wenig in Szene zu setzen vermochte."

Abgesehen von den Unentschieden in Aue (0:0) und beim 1. FC Union (1:1) holte der BFC seine übrigen elf Pluspunkte auf eigenem Boden. Die letzten vier Heimspiele gegen Riesa (3:1), Erfurt (1:0), Karl-Marx-Stadt (2:1) und jetzt gegen Chemie wurden gewonnen. Der Optimismus in den Dynamo-Reihen ist also durchaus begründet, wobei Schwächen keineswegs bemäntelt werden. Hans Geitel, der neue Cheftrainer der Berliner, hatte zur Zielstellung für die nächsten Monate vor dem Anstoß gesagt: "Die spielerischen Potenzen, die der Mannschaft innewohnen, müssen wir noch mehr zur Geltung bringen!" Diese Worte fanden bei seinen Schützlingen offene Ohren. Trotz der schwierigen Bedingungen war gerade in den zweiten 45 Minuten eine klare spielerische Linie zu erkennen.

Von Becker, Schütze, Aedtner und Jakob gingen die meisten Impulse aus, ohne das es bei den übrigen Dynamos einen Ausfall gab. Immer wieder wurde das Bemühen deutlich, die Kombinationen weiträumig anzulegen. Dabei zeichneten sich die Berliner durch ein großes Laufpensum, verbunden mit einem geschickten Stellungsspiel, aus, so daß selbst erfahrene Abwehrstrategen wie Walter (31), Herrmann (30), Trojan (27) und Krause (30) vorübergehend den Überblick verloren. Zu diesem Zeitpunkt brachte Chemie kaum noch einen wirkungsvollen Vorstoß zustande. Die Inaktivität von Schmidt, Scherbarth und Skrowny war aber wohl auch auf den großen Kräfteverschleiß in den vorangegangenen Spielphasen zurückzuführen.

BFC Dynamo:
Lihsa; Stumpf; Trümpler, Carow, Meynhardt; Becker, Schütze; Hall, Lyszczan, Aedtner, Jakob
BSG Chemie Leipzig:
Jany; Dobermann; Walter, Herrmann, Trojan; Krauß (73. Hackel), Krause; Schmidt (81. Richter), Scherbarth, Bauchspieß, Skrowny

1:0 Schütze            (33.)
1:1 Skrowny            (40.)
2:1 Jakob              (53.)

Schiedsrichter:        Zülow (Rostock)
Zuschauer:             1.500

Günter Winkel, Neue Fußballwoche, 18.02.1969