15. Spieltag 1965/66: 1. FC Magdeburg - BFC Dynamo 0:2

Magdeburgs Sturm ohne lenkende Hand / An der sicheren  BFC-Deckung zerschellten alle Angriffsbemühungen
Magdeburgs Mannschaftsleiter Günter Behne, selbst jahrelang einer der konstruktivsten Läufer unserer Republik, bemerkte vor dem Treffen: "Neun Punkte und neun Tore zur Saisonhalbzeit - das ist eine sehr magere Bilanz. Wohl hat sich unsere früher oft kritisierte Abwehr stabilisiert, aber die Stürmer verlernten das Toreschießen. Und mit den ausbleibenden Erfolgen verloren sie offensichtlich an Selbstvertrauen und die Sicherheit im Spiel. Und daran kranken wir, so fleißig auch alle im Training mitarbeiten, so aufopfernd sich alle bemühen und kämpfen!" In diesem 15. Punktspiel blieb die sehnlich erhoffte Aufbesserung der Bilanz aus. Kein Tor mehr, kein Punkt mehr. Nichts, um das Selbstbewußtsein zu heben. Und dabei dürfte niemand den Elbestädtern vorwerfen wollen, es hätte am Willen, am Kampfgeist, an der Einsatzbereitschaft gefehlt. Die BFC-Abwehr hatte sich vorzüglich auf den Boden und den Gegner eingestellt. Im Grunde genommen fingen die Verteidiger fast alle Magdeburger Angriffe frühzeitig ab, so Bräunlich vor heiklen Situationen bewahrend.

Wohl griffen die Elbestädter über die meiste Spielzeit an, hatte die Berliner Deckung einen beschäftigungsreichen Nachmittag, doch sie meisterte alle Situationen in cleverer Manier, ohne in Bedrängnis zu geraten. Hohe Flankenbälle und Eingaben "fischte" sich der lange Carow im Zentrum ohne Mühe per Kopf weg, behielt auch in den Zweikämpfen stets die Oberhand (wobei er zuweilen nur ein wenig lässig wirkte!). Und mit seinem Schneid und Elan hatte auch Skaba Klingbiel jederzeit unter Kontrolle. Als die Magdeburger Bemühungen in der ersten Halbzeit trotz zeitweilig schneller, weiträumiger Passagen ohne Erfolg waren, zweimal Eckardt nach herrlichem Zuspiel von Geschke bzw. Stöcker der krönende Abschluß versagt blieb (16. aus 8 m vorbei, 34. abseits) und auch Klingbiels Scharfschuß Mühlbächer auf der Torlinie rettete (40.), da suchte man vergeblich nach dem Regisseur, dem Spielmacher der Gastgeber. So geschickt auch Kubisch im Mittelfeld operierte, er fand niemand, der dem Angriff lenkende Hand lieh. Hirschmanns Regiequalitäten blieben jedenfalls unsichtbar.


Verständlich, daß der 18jährige Geschke so keine Gelegenheit fand, sein Talent zu offenbaren. Dynamo bewahrte die Tradition, seit über zehn Jahren aus Magdeburg zumindest einen Zähler mitzunehmen. Wohl konstatierten BFC-Trainer Karl Schaffner und Kapitän Martin Skaba: "Uns fehlte es doch ein wenig an der spielerischen Frische nach dem 120-Minuten-Pokalfight in Dresden, wir fanden nicht immer so das eigene Spiel wie nötig", doch die Elf wirkte im Mittelfeld jederzeit sicherer, zielstrebiger, und sie erreichte mit den zahlenmäßig geringeren Spielzügen weit größere Torgefahr als der 1. FCM. Unglaube merkte man am ehesten das Dresdner Spiel an, auch Mühlbächer ließ nach der Pause in seinem Offensivdrang nach, der zuvor so gefiel, dafür "schuftete" Wolff im Mittelfeld für zwei. Und sein Arbeitspensum wurde belohnt, indem der agile, trotz einer Erkältung eifrige, im Spiel auffällig verbesserte Hall ständig in Bewegung war und eine Reihe plazierter Bälle abfeuerte und auch Jakob sich am linken Flügel als ein drangvoller, gewitzter Außen präsentierte.

1. FC Magdeburg:
Moldenhauer; Wiedemann, Fronzeck, Zapf; Kubisch, Seguin; Klingbiel, Eckardt, Geschke, Hirschmann, Stöcker
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf, Carow, Skaba; Mühlbücher, Unglaube; Bley, Wolff, Hall, Kochale, Jakob

0:1 Hall             (44.)
0:2 Jakob            (86.)

Zuschauer:           6.000
Schiedsrichter       Bader (Bremen/Rhön)


Wolf Hempel, Neue Fußballwoche, 22.02.1966