20. Spieltag 1963/64: SC Dynamo Berlin - SC Empor Rostock 1:1

Steigerung nach Halbzeit belebte die Begegnung! / Sturmreihen ließen Chancen aus!
Ohne Zweifel hatte diese Partie ihre dramatischen und auch spielerisch besten Akzente im zweiten Abschnitt. Vor allem nach dem 0:1, als mancherlei für die gastgebende Vertretung sprach, belebte der SC Empor dieses Spiel durch eine bemerkenswerte Steigerung, die bis zur letzten Minute die Entscheidung offenließ. Das Rostocker Aufbegehren in diesem Abschnitt verdient besondere Würdigung, denn die Mannen um Kapitän Zapf hatten schließlich das schwere Handicap zu tragen, daß ihnen die bewährten Mittelfeldstrategen Pankau und Seehaus fehlten und auch Schlußmann Heinsch nicht zwischen den Pfosten stehen konnte. Daß man diesen gewiß nicht unbedeutenden Nachteil in der zweiten Halbzeit recht gut überwandt, spricht für die Moral der Mannschaft, sich nach einer Reihe von Niederlagen wieder zu finden und das Ziel, Erringung der Meisterschaft, nicht aus den Augen zu verlieren!

Es bedurfte allerdings beträchtlicher Zeit, bis sich Empor zu geschlossenen und vor allem nun auch zügig vorgetragenen Aktionen fand. Vor Halbzeit war das nur recht selten der Fall. Darüber konnten auch einige geschickte Kombinationsfolgen im Mittelfeld nicht hinwegtäuschen, in die sich beide lauffreudige Halbstürmer immer wieder einschalteten und die recht gefällig aussahen. Doch als es echte Stoßkraft und Umsicht beim Torschuß nachzuweisen galt, da blieb die Angriffsreihe klar hinter den Erfordernissen zurück. Selbst ein so technisch abgeklärter Mann wie Drews (34. Minute herrlich freigespielt von Barthels) versagte, als es die Chance mit plaziertem Schuß zu nutzen galt. Dieses Symptom schlich sich jedoch mehr oder weniger durch das gesamte Spiel und war auf beiden Seiten kraß ausgeprägt.

Für den gastgebenden Club gilt das in gleichem Maße, denn er ließ unzweifelhaft in den folgenden 15 Minuten nach dem 1:0 durch Trümpler die Gelegenheit aus, sich einen beruhigenden Vorsprung zu erzwingen. Man mußte mehr als einmal darüber schockiert sein, wie wenig technische Versiertheit und blitzschnelles Reagieren die in guter Position stellenden Schützen (Mühlbächer, Wolff aber vor allem) auszeichnete. Hinzu kam, daß der lauffreudige Hall bei der Annahme halbhoher oder hoher Bälle immer wieder schwerwiegende technische Schwächen aufwies und der Dynamo-Angriff auf diese Weise um manchen errungenen Vorteil kam. Diese offensichtlichen Unzulänglichkeiten minderten natürlich die Qualität des Treffens, ohne daß man ihm einen teilweise recht ordentlichen Gehalt absprechen könnte.

Er war schon gegeben mit der Steigerung nach Halbzeit und mit einigen recht ansprechenden Zweikämpfen, die das Spiel nicht unerheblich belebten. Dabei imponierte vor allem das kluge Stellungsspiel von Rostocks Mittelverteidiger Zapf, der zumeist den rechten Moment des Eingreifens absah und auch schuldlos am Führungstreffer von Dynamo war. Ihm ging übrigens ein ähnlich folgenschwerer Fehler von Schröbler voraus (er ließ einen haltbaren Ball fallen) wie beim 1:1 durch Haack, der sich nach einem Eckstoß die Ecke aussuchen konnte, weil sowohl der gegnerische Schlußmann einschließlich der Dynamo-Abwehrspieler tatenlos zuschauten, wie sich der Rostocker Mittelstürmer mit dem Kopf in den hereinschwebenden Ball stürzte und vollendete.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Stumpf, Heine, Skaba; Bley, Unglaube; Hall, Mühlbächer, Trümpler; Wolff, Sobeck
SC Empor Rostock:
Schröbler; Sackritz, Zapf, Hergesell, Wruck; Habermann, Barthels, Kleiminger; Haack, Drews, Madeja

1:0 Trümpler           (53.)
1:1 Haack              (73.)

Schiedsrichter:        Kunze (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer:             5.000

Dieter Buchspieß, Neue Fußballwoche, 10.03.1964