13. Spieltag 1963/64: SC Dynamo Berlin - SC Karl-Marx-Stadt 0:1

Dynamo-Angriff war ein Torso
Uns ist die Resignation der Berliner Dynamo-Mannschaft nach dieser erneuten Niederlage begreiflich: Keiner der elf Spieler hat es in diesen 90 Minuten an den besten Vorsätzen fehlen lassen, jeder hat sich von vornherein mit lobenswerter Bereitschaft in seine Aufgabe hineingekniet. Und dennoch: Das Spiel der Berliner wies bei allen bemerkenswertem kämpferischem und auch läuferischem Aufwand zu viele spielerische Unfertigkeiten auf, als daß man gar von einem unglücklichen 0:1 sprechen könnte. Verschuldet hat es der Berliner Club einzig und allein selbst, und er hat spielerische Schwächen eben auch durch betonten Einsatz und nie erlahmenden Aufwand keinesfalls überspielen können: Denken wir vor allem an das harmlose und von schwerwiegenden Schwächen behaftete Spiel der Angriffsreihe, so wird verständlich, weshalb in diesen 90 Minuten (trotz zweier Großchancen!) kein Treffer gelang. Nicht nur, daß es am klugen und schnellen Zusammenwirken gefehlt hätte - nein. auch die individuelle taktische Anpassungsfähigkeit, die klare Überlegung fehlten. Das Innentrio brachte kaum einen gefahrdrohenden Durchbruch zustande.

Geserich rannte sich mit unzweckmäßigen Alleingängen an der stabilen Dekkung des Gegners fest. So blieb insbesondere dem tatenfreudigen und umsichtig operierenden Bley der Lohn seiner Bemühungen völlig versagt, und auch die wirkungsvoll begonnene Deckung (Stumpf hielt Vogel lange sicher in Schach) leistete sich auf Grund unzureichender Entlastung schließlich manchen Schnitzer. Natürlich wäre es ungerechtfertigt, den Sieg der Gäste allein von diesen Umständen abhängig zu machen. Sie sahen im Feldspiel deshalb immer gut aus, weil sie im dynamischen Feister und auch bei den beiden Außenverteidigern über Spieler verfügten, die in ihren Bemühungen um ein kluges Aufbauspiel niemals nachließen und auch dafür Sorge trugen, daß Kupferschmieds mangelhafte Beweglichkeit das konstruktive Spiel nicht allzu nachteilig beeinflußte. Als sich später vor allem Vogel immer mehr dem Zugriff seines Gegenspielers zu entziehen vermochte und sich der Club nach dem 1:0 sicherer in seinen Kombinationen fühlte, waren die Vorteile jedoch ziemlich eindeutig.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Stumpf, Heine, Skaba; Unglaube, Bley; Sobeck, Hall, Hoffmann, Mühlbächer, Geserich
SC Karl-Marx-Stadt:
Hambeck; Weickert, Schmidt, Müller; Feister, Kupferschmied; Schuster, Erler, Steinmann, Rentzsch, Vogel

0:1 Heine              (69., Eigentor)

Schiedsrichter:        Schilde (Bautzen)
Zuschauer:             2.500

Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 10.12.1963