08. Spieltag 1963/64: SC Dynamo Berlin - SC Aufbau Magdeburg 1:1

Aufbau fand zuerst die Linie / Steigerung nach schwacher erster Hälfte / Klare Aufbau-Chancen!
Nach den ersten 45 Minuten durften die Erwartungen nicht allzuhoch geschraubt werden, denn in diesem Abschnitt hatten planlose Aktionen und fehlerhafte Einzelleistungen doch maßgeblich das Bild geprägt. Wenn es später dennoch einen offensichtlichen Leistungsaufschwung gab, dann muß er wohl dem Magdeburger Gast zugeschrieben werden, der in einer starken Phase gleich nach Wiederbeginn auf dem besten Wege schien, seinen kurz vor Halbzeit errungenen Vorsprung weiter auszubauen. Jedesmal dann, wenn die Magdeburger aus dem Mittelfeld heraus, wo sie sich weitaus systemvoller den Bedingungen anzupassen verstanden, mit schnellen Steilspiel aufwarteten, drohte dem Gegner größte Gefahr. Der SC Dynamo selbst wird sich ehrlich eingestehen, daß er nach rund einstündiger Spieldauer schon mit drei Treffern im Hintertreffen liegen konnte. Es waren nicht allein Bräunlichs Glanzparaden, die das unterbanden, sondern mangelhaftes Selbstvertrauen und fehlende Überlegung beim Schuß von Walter, Stöcker und Schmidt, die freie Bahn zum gegnerischen Tor hatten!

Beim SC Aufbau zahlte sich gerade in dieser Phase die Umsicht einiger "Strategen" wie Behne, Hirschmann und Stöcker aus, die das planvolle Zusammenspiel forcierten und schon im Mittelfeld durch überlegte Handlungen für maßgerechte Vorarbeit sorgten. Ähnliches Bemühen dem Gastgeber nachweisen zu wollen, fällt enorm schwer. Seine beiden Läufer taten zu wenig im Mittelfeld, um den Ausgleich im Kräfteverhältnis schon hier zu garantieren und den Stürmern einen echten Rückhalt zu schaffen. So mußten sich insbesondere Bley und Hall zu sehr nach hinten orientieren und Zubringerdienste leisen. Wie wenig Gefahr die Angriffsreihe unter diesen Gesichtspunkt erzwingen konnte, mag auch jenem verständlich erscheinen, der nicht Augenzeuge des Treffens war. Zumal deshalb auch, weil Wolff und Geserich klar unter dem Leistungsmaß blieben und sich selbst in Dynamos bester Zeit (ab der 70. Minute bis zum Schluß anhaltend) nicht durch persönliche Initiative und Anpassungsvermögen auszuzeichnen verstanden. Dieses Handikap konnte die Berliner Elf beim besten Willen nicht tragen!

Wenn die Elf dennoch später besser zur Geltung kam und Sekunden vor dem Schluß sogar fast noch den Siegestreffer bejubeln durfte (Lehmann mußte auf der Torlinie den Ball mit letztem Einsatz ins Feld zurückschlagen), so war das in erster Linie Verdienst des agilen Bley, der sich nun zumeist in der Position des Halbrechten doch merklich wohler fühlte und kluge Pässe schlug. Auf ihn vor allem hatte sich Magdeburgs Abwehr nun zu konzentrieren, ohne jedoch verhindern zu können, daß dem wirkungsvollsten Dynamo-Stürmer mit plaziertem Kopfball der Ausgleich gelang. Und wenn man die insgesamt geschlossene Partie der Magdeburger Deckungsreihe würdigen kann, ohne daß sie allerdings einer lang anhaltenden und starken Belastung ausgesetzt war, so sollte man doch die schneidige Leistung des Blondschopfes Retschlag auf der linken Seite herausstellen. Er holte sich mehrfach Beifall nach bravourösem Einsatz und folgendem klugen Abspiel!

SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner; Heine, Skaba, Nebeling; Hofmann, Bley, Wolff; Hall, Mühlbächer, Geserich
SC Aufbau Magdeburg:
Moldenhauer; Lehmann; Busch, Retschlag, Kubisch; Behne, Schmidt, Wiedemann; Walter, Hirschmann, Stöcker

0:1 Stöcker            (42.)
1:1 Bley               (73.)

Schiedsrichter:        Bader (Bremen)
Zuschauer:             3.000


Dieter Buchspieß, Neue Fußballwoche, 29.10.1963