02. Spieltag 1963/64: SC Chemie Halle - SC Dynamo Berlin 1:0

Schlimmer geht's nimmer / Horst Walters Treffer brachte die Erlösung
Wer von den 14.000 Zuschauern im halleschen Kurt-Wabbel-Stadion hegte vor dem Spiel nicht die Hoffnung, daß beide Partner aus ihren Verlustspielen vom Vorsonntag die Lehren ziehen und diesmal mit besseren Leistungen aufwarten würden. Um so herber war deshalb nach dem von beiden Kollektiven Gebotenen die Enttäuschung. Wurden die halleschen Anhänger wenigstens in der 83. Minute durch Horst Walters Siegestreffer von ihrem Alpdruck befreit, so kam für alle Zuschauet erst mit Schiedsrichter Köpckes Schlußpfiff die Erlösung. Zunächst begannen beide Mannschaften zwar recht nervös, aber doch immerhin noch etwas versprechend. Vor allem die Berliner konnten im Mittelfeld mit guten Kombinationen aufwarten, setzten auch wiederholt ihre Flügel geschickt ein, scheiterten aber an der eigenen Umständlichkeit. Auf Halles Seite machte sich dagegen in diesem Spielabschnitt das Fehlen eines konstruktiven Läuferspieles bemerkbar, so sehr sich auch Heinz Walter und Riedl darum bemühten. Ihr Spiel war gegen die stabile Dynamo-Abwehr zu hoch angelegt, so daß die kleinen Stürmer meist auf kämpferische Einzelaktionen angewiesen waren. Nach der Pause sank das Niveau dann zusehends.

Während Chemie wenigstens immer wieder versuchte, durch großen Fleiß und kämpferischen Einsatz - allerdings ohne jegliche Linie oder Konzeption - dem Spiel eine Wendung zu geben, ging Dynamo jetzt vollends unter. Nur der großen kämpferischen Leistung des Abwehrquintetts Bräunlich-Stumpf-Heine-Skaba-Mühlbächer hatten es die Gäste zu verdanken, daß das überhastete und meist auch unüberlegte Spiel der Hallenser erfolglos blieb. Wahrscheinlich hätten diese Abwehrstrategen auch das 0:0 über die Zeit gerettet, hätte nicht Mühlbächer in der 83. Minute hart an der 16-Meter-Grenze einen völlig unnötigen Freistoß verursacht. Der Ex-Dresdner Horst Walter ließ sich diese Chance nicht entgehen. Nach kurzer Vorlage von Urbanczyk jagte er den Ball für Bräunlich unhaltbar zum entscheidenden Treffer ins Berliner Tor. Auch ein letztes Aufraffen der Dynamo-Abwehr verpuffte erfolglos, da ihr Angriff einfach nichts zuwege brachte. Besonders tat sich hier Bernd Hofmann hervor. Seine geradezu lustlos anmutende Spielweise war nicht nur für seine Mitspieler deprimierend. Die Worte des Verbandstrainers Horst Sockoll kennzeichnen wohl auf treffendsten die 90 Minuten: "Schlimmer gebt's nimmer! Es war ein katastrophal schwaches Oberligaspiel!"

SC Chemie Halle:
Wilk; Urbanczyk; Hoffmann, Okupniak, Heinz Walter; Riedl, Schimpf, Horst Walter; Meißner, Stein, Topf
SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Stumpf; Heine, Skaba, Mühlbächer; Nebeling, Klingbiel, Wolff; Hall, Hofmann, Geserich

1:0 Horst Walter       (83.)

Schiedsrichter:        Köpcke (Wusterhausen)
Zuschauer:             14.000

Kurt Mündecke, Neue Fußballwoche, 20.08.1963