Die Falle der völligen Freiheit:
Scientology, Dianetik und L. Ron Hubbard

von Jon Atack

Übersetzung: Martin Beyer
Übersetzung des NARCONON-Teils: Volkmar Friauf

(Im Klappentext: Der Erinnerung an Khushroo Motivala gewidmet.)


"Scientology ist eine religiöse Philosophie in seiner äußersten Bedeutung, denn sie führt den Menschen zu völliger Freiheit."
L. Ron Hubbard, 'Religiöse Philosophie und religiöse Praxis', 21.Juni 1960, überarbeitet am 18.April 1967.

"Eine endlose "Freiheit von [ ... etwas; Anm.d. Übers.)" ist eine perfekte Falle, eine Angst vor allen Dingen ... An zu viele Schranken gebunden sehnt sich der Mensch nach Freiheit. Aber plötzlich in die völlige Freiheit entlassen ist er ziellos und unglücklich."
L. Ron Hubbard in "Der Grund weshalb", 15.Mai 1956.

Das Werk von L. Ron Hubbard ist seit seiner ersten Ankündigung seiner "modernen Wissenschaft der geistigen Gesundheit" im Jahre 1950 von Kontroversen umgeben. Seine Anhänger versichern, daß er nicht nur die Reinkarnation von Buddha, sondern auch Maitreya ist, der, der buddhistischen Legende zufolge, der Welt die Erleuchtung bringen wird. Für Scientologen ist L. Ron Hubbard ganz einfach der weiseste, der mitfühlendste und der scharfsichtigste Mensch, der jemals auf Erden wandelte.

Dennoch wurde Hubbard durch einen Richter am Obersten Gericht Kaliforniens als "schizophren und paranoid" bezeichnet und Scientology von einem Richter am Obersten Gericht in London als "unmoralisch und gesellschaftlich anstößig" bezeichnet. Scientologen wurden in Kanada, den USA, Dänemark und Italien wegen Straftaten verurteilt. Eine enorme Menge an schriftlichen Beweisen zeigt, daß Hubbard nicht der war, für den er sich ausgab und daß sein Fachgebiet nicht den Nutzen bringt, den es für sich beansprucht.

Die Scientology Kirche ist eine unglaublich reiche, weltweite Organisation mit mehr als zweihundertsiebzig Kirchen und Missionen. Mit überaus eindringlichen hypnotischen Techniken konnte sie die zeitweise fanatische Hingabe von Zehntausenden, bis dahin normalen und intelligenten Menschen entfachen.

DER EINSTIEG

Die meisten Menschen kommen zu Scientology, wenn ihr Leben in einer Krise steckt. Scientology verwendet manipulierende Rekrutierungsmethoden, um Verletzbarkeit zu steigern und verspricht lügnerischerweise eine Lösung für beinahe jedes Problem. Von Anfang an ist der Neugeworbene Techniken ausgesetzt, die Euphorie hervorrufen. Das Bedürfnis nach diesem euphorischen Zustand kann mit Drogenabhängigkeit verglichen werden, wobei die Mitglieder unfähig werden, über Scientology kritisch nachzudenken.

Die Beherrschung des Mitgliedes durch die Scientology Kirche entwickelt sich sehr zügig. Sie verbietet den Umgang mit jedem, der der Bewegung feindselig gegenüber steht und besteht darauf, daß eine riesige Verschwörung mit dem Ziel existiert, Scientology zu zerstören.

Das Wahrzeichen des Fanatikers ist die Unfähigkeit, Beweismittel überhaupt in Betracht zu ziehen. Leider verschließen die meisten Scientologen einfach ihre Augen und Ohren vor Kritik.

L. RON HUBBARD

"Die Beweise zeigen einen Menschen, der in Bezug auf seine Geschichte, seine Bildung und seine Leistungen geradezu ein krankhafter Lügner war. Die vorliegenden Schriften und Dokumente spiegeln seinen Egoismus, seine Gier, Habsucht, Machtgier, seine Rachsucht und Aggressivität gegenüber Personen, die er für unloyal oder feindselig hält." Der Richter am Obersten Gericht Kaliforniens, Beckenridge, über L. Ron Hubbard in einem Urteil aus dem Jahre 1984.

Lafayette Ronald Hubbard, der Schöpfer von Dianetik und Scientology wurde im Jahre 1911 in den USA geboren. Hubbard behauptete, er konnte reiten ehe er gehen konnte, daß er im Alter von dreieinhalb Broncos ritt und zu dieser Zeit auch lesen und schreiben konnte. Er behauptete auch, mit vier Jahren ein Blutsbruder der Schwarzfußindianer gewesen zu sein. Die Schwarzfußindianer verweisen den "Blutbruder" ins Reich der Hollywood-Phantasie, und die anderen Prahlereien Hubbards enthalten auch nicht mehr Wahrheit.

Seine frühen Jahre waren unrühmlich; ein Freund aus Kindestagen erinnert sich, daß Hubbard in Wirklichkeit Angst vor Pferden hatte. Hubbard gab vor, sein Großvater sei ein wohlhabender Viehbaron gewesen. Tatsächlich war Lafayette Waterbury Tierarzt einer kleinen Stadt, der eine Reihe von schlechtgehenden Unternehmen betrieb.

Hubbard sagte, sein Interesse am menschlichen Geist sei im Alter von zwölf Jahren durch eine Begegnung mit Commander Thompson, einem Arzt der U.S. Marine, wachgeworden. Hubbards umfangreiche Jugendtagebücher, als Beweismaterial in einem kalifornischen Gerichtsverfahren verwendet, zeigten jedoch kein Interesse an psychologischen oder philosophischen Ideen.

Hubbard erzählte seinen Anhängern, er habe fünf Jahre (von seinem vierzehnten bis neunzehnten Lebensjahr) damit zugebracht, allein durch China, die Mongolei, Indien und Tibet zu reisen und bei den heiligen Männern zu studieren. Er besuchte weder die Mongolei, noch Indien und Tibet, und seine beiden Reisen nach China waren kurze Ausflüge in Begleitung seiner Mutter. Hubbard gestand die Kürze seines Chinaaufenthaltes im Jahre 1935 in einem Interview mit der Zeitschrift "Adventure".

Als Hubbard neunzehn war, besuchte er die George Washington Universität, wo er im Hauptfach Ingenieurbau studieren wollte. Wegen zu schlechter Noten erhielt er keine Zulassung für das dritte Kursjahr. Später würde dann behauptet werden, Hubbard habe Abschlüsse als Bauingenieur und Mathematiker. Er schloß keines von beiden ab, und seine Mathematiknoten waren armselig.

An der Universität fiel Hubbard auch in einem Kurs in "Molekular- und Kernphysik" durch, was Anlaß für seine lächerliche Behauptung war, er sei einer von "Amerikas ersten Nuklearphysikern" gewesen.

EXPEDITIONEN

Während seines letzten Semesters an der Universität veranstaltete Hubbard die "Karibik Filmexpedition". Später wurde behauptet, daß diese Expedition der Michigan Universität und dem Hydrographischen Amt, die beide keine Aufzeichnungen darüber haben, "unschätzbare Daten" geliefert habe. In Wirklichkeit wurde die Reise in der Universitätszeitung unter dem Titel angekündigt: "L. Ron Hubbard leitet Filmkreuzfahrt zu alten amerikanischen Piratennestern". Die Expedition erreichte in ihrem verlauf nur drei der geplanten sechzehn Anlaufhäfen und drehte keinen Meter Film. In einem Interview vom Jahre 1950 tat Hubbard sie als "unbedeutende Expedition und finanziellen Fehlschlag" ab.

Hubbards zweite angebliche Expedition wurde von ihm als "erste vollständige mineralogische Untersuchung" Puerto Ricos beschrieben. Wiederum gibt es keine Aufzeichnungen einer solchen Untersuchung, denn Hubbard verbrachte scheinbar den größten Teil seiner Zeit in Puerto Rico mit einer erfolglosen Suche nach Gold. Er arbeitete kurzzeitig als Assistent eines Bauingenieurs, ehe er in die USA zurückkehrte.

Im Februar 1949 "erplauderte" sich Hubbard die Mitgliedschaft des "Explorers' Club" in New York; für die von ihm vorgeschlagene "Forschungsexpedition Alaskafunk" wurde ihm eine Expeditionsfahne verliehen. Hubbard erprobte ein neues System der Funknavigation und benutzte die "Expedition", um seine zweiunddreissigfuß Ketsch, die "Magician", auszurüsten. Behauptungen der Scientologen, daß die Expedition von der amerikanischen Regierung in Auftrag gegeben wurde, entbehren jeder Grundlage.

In einem Schreiben an den "Seattle Star" beschwerte sich Hubbard, daß die "Expedition" durch häufige Maschinenschäden der Magician behindert worden sei. Hubbard und seine erste Frau hingen die meiste Zeit in Ketchikan, Alaska, fest, wo er versuchte, genügend Geschichten zu schreiben, um die teuren Reparaturen zahlen zu können. Zum Schluß verwendete er geliehenes Geld, um Alaska zu verlassen, Geld, daß er nicht zurückzahlte.

SCHUNDROMANE

Die Scientologen haben behauptet, nach dem Verlassen des College "stieg Hubbard direkt in die Welt der Prosaschriftstellerei ein, und keine zwei Monate später hatte er in diesem Metier eine Verdienststufe erreicht, die für damalige Verhältnisse astronomisch war". In Wirklichkeit brauchte Hubbard mehrere Jahre, um selbst ein unsicheren Einkommen mit seiner Schriftstellerei zu erzielen. Er schrieb unter so aufsehenerregenden Pseudonymen wie Rene Lafayette, Tom Esterbrook, Kurt von Rachen, Captain B.A. Northrup und Winchester Remington Colt. Unter dem Namen "Legionär 148" bastelte Hubbard "wahre" Geschichten Ober seine angeblichen Heldentaten in der französischen Fremdenlegion zusammen, aber hauptsächlich schrieb er in schneller Folge Abenteuergeschichten für die billigen Massenhefte.

Er schrieb Beiträge für viele solcher Zeitschriften, so auch für Thrilling Adventures, The Phantom Detective und Smashing Novels Magazine. Schließlich wandte er sich der Science Fiction zu und schrieb hauptsächlich für Astounding Science Fiction. Seine minderwertigen Geschichten waren zum Beispiel "Der Karneval des Todes", "König der Revolverhelden" und "Menschenjäger der Luft".

Im Jahre 1950, als er Dianetik erschuf, schrieb er einfallsreiche, wenn auch recht unmodische Science Fiction und erforschte Ideen, die er später in Scientology einfließen lassen würde.

DIE KRIEGSJAHRE

Bevor Hubbard an der Universität eingeschrieben wurde, hatte sein Sehvermögen seine Zulassung zur U.S. Marine Akademie vereitelt. Im Jahre 1941 wurde er in die Reserve der Marine aufgenommen, nachdem er wegen seiner schlechten Sehkraft zurückgestellt worden war.

Hubbard stellte viele bizarre Behauptungen über seine Leistungen in der U.S. Marine auf. Er brüstete sich damit, der erste verwundete Kriegsheimkehrer aus dem fernen Osten gewesen zu sein. In Wirklichkeit wurde er im Dezember 1941 nach Australien verlegt, wo er sich seine Vorgesetzten so gründlich zu Feinden machte, daß er bereits nach wenigen Monaten wieder nach Hause geschickt wurde. Nach seiner Rückkehr im März 1942 wurde er in New York als Briefzensor eingesetzt.

Die Scientologen haben sich damit gebrüstet, daß Hubbard "zum Geschwaderkommandeur aufgestiegen" sei. Tatsächlich beaufsichtigte er das Ausrüsten zweier kleiner Schiffe in amerikanischen Häfen. Sein zweites Kommando dieser Art wurde ihm nach einer Fahrt entlang der Westküste entzogen. Während dieser Fahrt gelang es Hubbard, eine Anzahl von Schiffen in ein 55-stündiges Gefecht zu verwickeln, gegen etwas, was er für zwei japanische U-Boote hielt.

Der Vorfall wurde von Admiral Fletcher überprüft, der bekanntgab: "eine Durchsicht aller Berichte überzeugt mich, daß sich in dem Gebiet kein U-Boot aufhielt ... Die Kapitäne aller Schiffe außer PC-815 (von Hubbard befehligt) geben an, sie hätten keinen Hinweis auf ein U-Boot gehabt und glauben nicht, daß ein U-Boot in der Gegend gewesen ist."

Hubbard vervollständigte diese "Durchsuchungsfahrt", indem er auf eine glücklicherweise unbewohnte mexikanische Insel das Feuer eröffnete. Er wurde des Kommandos enthoben. Konteradmiral Braisted schrieb in einem Tauglichkeitsbericht: "Bin der Meinung, daß diesem Offizier die wesentlichen Merkmale Urteilsfähigkeit, Führerschaft und Kooperation fehlen. Er handelt ohne Rücksicht auf wahrscheinliche Folgen ... Wird derzeit als nicht geeignet angesehen für Kommando oder Beförderung. Empfehle Einsatz auf einem großen Schiff, wo er ordentlich beaufsichtigt werden kann." Diesem Ratschlag wurde Folge geleistet und Hubbard diente kurzzeitig als Navigator an Bord der USS Algol vor deren Verlassen amerikanischer Gewässer.

Hubbard war einer von hunderten von Offizieren, die an die Princeton School of Military Government versetzt wurden, die sich auf dem Gelände der Princeton Universität befand. Das sollte zu Hubbards späterer und völlig falscher Behauptung führen, er habe auf Princeton einen Grad erlangt.

Hubbard gab in einem aufrichtigeren Augenblick zu, seine Überseeprüfung nicht bestanden zu haben.

KRIEGSVERLETZUNGEN

Zu verschiedenen Zeiten wurden Hubbard zwischen einundzwanzig und siebenundzwahzig Orden zugeschrieben, einschließlich des Purple Heart, das nur an jene verliehen wurde, die im Kampf verwundet wurden. Nicht nur, daß Hubbard nicht verwundet wurde, er hat, abgesehen von seinem eingebildeten U-Boot-Kampf, niemals ein Gefecht gesehen. Er erhielt vier Routineauszeichnungen für seinen Dienst in Australien und den USA.

In einem Artikel mit dem Titel "Meine Philosophie" behauptet Hubbard, er sei "am Ende des 2. Weltkrieges an einer Verletzung der Sehnerven erblindet und durch körperliche Verletzungen an Hüfte und Rückgrat bewegungsunfähig" gewesen. "Meine Dienstakte stellte fest: [... ] dauerhaft körperbehindert". An anderer Stelle sagte Hubbard, er habe wenige Tage vor Kriegsende in Hollywood drei Unteroffiziere aufgemischt.

In widersprechenden Berichten behauptet Hubbard, entweder zwei oder drei Jahre im Oak Knoll Marinekrankenhaus verbracht zu haben, wo er an der Entwicklung der Dianetik gearbeitet und durch deren Verwendung seine Verletzungen geheilt habe.

Der Ursprung von Dianetik wird durch widersprüchliche Scientology Erklärungen verschleiert, die unterschiedlich behaupten, seine Genesung sei 1944, 1947 oder 1949 erfolgt. Tatsächlich verbrachte Hubbard die letzten Kriegsmonate großenteils als ambulanter Patient im Oakland Marine Hospital. Sein Hauptleiden war ein Magengeschwür, obschon sich zwischen seiner Einlieferung und der Entlassung aus der Marine sein Sehvermögen wesentlich verschlechterte. Mit diesem Verfall der Sehfähigkeit begründete er zum Teil seinen Rentenanspruch gegenüber dem Amt für Kriegsveterane.

SEX "MAGICK"

Bei seinem Abschied von der Marine ließ Hubbard seine erste Frau und ihre zwei Kinder im Stich, um sich dem Betreiben von "Magick" zuzuwenden [Anmerkung des Übersetzers: abgewandelte Schreibweise des englischen "magic", d.h. Zauberei).

Hubbard hatte bei einer Zahnoperation unter Lachgasbetäubung im Jahre 1938 eine merkwürdige Halluzination gehabt. Er glaubte, daß er während der Operation gestorben war und als Toter einen großen Schatz an Wissen gezeigt bekommen habe. Nach seiner Genesung schrieb er ein Buch mit dem Titel Excalibur, konnte aber keinen Verleger dafür finden.

Sein Interesse an Okkultismus führte auch zu einer kurzen Mitgliedschaft bei einer Rosenkreuzergruppe. Er erzählte einem Freund, daß er glaube, er werde von einem Schutzengel namens "Die Kaiserin" beschützt und wiederholte diese Behauptung einem Jünger gegenüber viele Jahre später. Im Jahre 1945 freundete sich Hubbard mit Jack Parsons an, dem Vorsteher der Loge des Ordo Templi Orientis von Aleister Crowley in Pasadena.

Crowley gab sich selbst als "das Biest 666" aus, Diener des Antichristen, und befürwortete die Verwendung von süchtigmachenden Drogen und bizarren Sexualpraktiken. Jack Parsons war Chemiker und ein frühes Mitglied der Jet Propulsion Laboratorien in Kalifornien, seine Leidenschaft aber war die "Magick" (wie Crowley den Begriff neu buchstabierte).

Hubbard und Parsons veranstalteten sexuelle Zeremonien, um eine Frau dazu zu bewegen, die Mutter von "Babalon" zu werden, der Verkörperung des Bösen. Die Affäre endete damit, daß Hubbard nicht nur mit Parsons Freundin Sarah, sondern auch mit dessen Geld verschwand. Hubbard heiratete Sarah Northrup in Bigamie und fing an, pathetische Briefe zu schreiben, in denen er eine Kriegsversehrtenrente beantragte. Im Oktober 1947, als er späteren Erzählungen zufolge sich selbst mit Hilfe von Dianetik "geheilt" hatte, gestand Hubbard in einem Brief an das Amt für Kriegsveterane Selbstmordneigungen und bat um psychiatrische Hilfe.

Hubbard veranstaltete weiterhin Rituale in schwarzer Magie und fing an, Selbsthypnose zu verwenden. Er vertraute seinem Tagebuch hypnotische Bekräftigungen an wie "alle Menschen sind meine Sklaven". Seine persönlichen Papiere machen auch deutlich, daß er vorsätzlich kriegsbedingte Gebrechen vorgab, um so eine Rentenerhöhung beanspruchen zu können.

Zu der Zeit war Hubbard bereits von Barbituraten abhängig, die ihm ursprünglich für sein Magengeschwür verschrieben worden waren. Sein Drogenkonsum ging auch während seiner Scientology-Karriere weiter, obwohl er später die scientologische Antidrogengruppe Narconon fördern würde. Obgleich die Dianetik behauptet, sie überwinde mit Leichtigkeit Zwänge, war Hubbard nicht in der Lage, sich das Rauchen abzugewöhnen und war mit achtzig Zigaretten pro Tag Kettenraucher.

DIANETIK

"Hypnose wurde zu Forschungszwecken verwendet und später aufgegeben." L. Ron Hubbard in "Dianetik: die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit".

Hubbard gab im Jahre 1948 Hypnosevorführungen auf der Bühne und schrieb an seinen Literaturagenten über ein neues Projekt mit vielen Verkaufsmöglichkeiten. Er verquickte Hypnosetechniken mit Forschungsmaterial, das von Freud längst aufgegeben wurde und kam so auf die Dianetik.

Im Jahre 1950 modifizierte er die Hypnosetechnik ohne zusätzliche "Forschung", um das Buch "Dianetik:. die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit" zu schreiben. In einem Vortrag aus dem Jahre 1909 erklärte Freud eine Methode, traumatische Erinnerungen zu entdecken. Patienten wurden aufgefordert, frühere und noch frühere Geschehnisse auf einer "Kette" zu erinnern, bis die emotionale "Ladung" freigesetzt war. Hubbard bediente sich nicht nur dieser Technik, er behielt sogar einige der Ausdrücke des Übersetzers dieser Vorträge bei.

Freud hatte die Technik aufgegeben, weil sie mühsam war und darin versagte, die wichtigsten Verdrängungen aufzudecken. obwohl die Dianetik manchmal anfängliche Erleichterung verschafft, endet dies in Wirklichkeit allzu oft in der gefährlichen Überzeugung, daß ganz und gar eingebildete Ereignisse wortwörtlich wahr seien. Hubbard übernahm Freuds Techniken, fügte ein wenig der damals populären Allgemeinen Semantik hinzu und behauptete, daß die "grundlegenden" oder ursprünglichen traumatischen Ereignisse im Mutterleib passiert seien.

Dabei folgte er der Arbeit von Otto Rank, Nandor Fodor und J. Sadger. Hubbard behauptete außerdem, daß es tatsächlich möglich sei, sich an vorgeburtliche Ereignisse zu erinnern, bis zurück zur Empfängnis (dem "Spermatraum"). Fodor hatte auch über vorgeburtliches Gedächtnis geschrieben.

Hubbard bestimmte den vorhandenen Begriff "Engramm" neu, als Bezeichnung für traumatische Ereignisse, bei denen das Individuum das Bewußtsein verloren hat. "Dianetik-. die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit" erklärt, daß durch das Löschen dieser Engramme der Mensch befreit wird von zwanghaftem Verhalten, Zwangsvorstellungen und Neurosen. Ferner von Zuständen wie Herzbeschwerden, Sehschwäche, Asthma, Farbenblindheit, Allergien, Stottern, Schwerhörigkeit, Sinusitis, Bluthochdruck, Dermatitis, Migräne, Magengeschwüre, Arthritis, Morgenübelkeit, Erkältungen, Bindehautentzündung, Alkoholismus und Tuberkulose. Es dauerte nicht lange, und Hubbard behauptete, ein Heilmittel gegen Krebs und Leukämie zu haben. Niemals wurde irgendein wissenschaftlicher Nachweis für diese Behauptungen erbracht.

Sobald das erste Engramm (das "basic-basic" [englische Wortschöpfung für "das Allererste", Anm.d.Übers.]) gelöscht worden ist, ist das Individuum angeblich "Clear", frei von allen Mängeln und mit einem hohen IQ. Nach wiederholten Herausforderungen präsentierte Hubbard im August 1950 im Shrine Auditorium in Los Angeles schließlich einen Clear. Trotz Hubbards Behauptung, ein Clear habe ein annähernd perfekten Gedächtnis, konnte die Frau mit Hauptfach Physik sich nicht einmal an eine grundlegende Formel der Physik erinnern. Sie konnte sich nicht einmal an die Farbe von Hubbards Krawatte erinnern, als er ihr den Rücken zukehrte.

Dianetik wurde 150 000 mal verkauft, ehe es vom Herausgeber vom Markt genommen wurde. Die Amerikanische Psychologische Vereinigung warnte angehende Dianetiker, daß keine wissenschaftlichen Beweise für die vielen Behauptungen aufgetaucht seien, die in Dianetik gemacht wurden. Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß Hubbard sowohl die Fälle als auch die Statistiken erfand, um das Buch zu schreiben.

Hubbards Gefolgschaft schrumpfte, als die Leute erkannten, daß seine Behauptungen wüst übertrieben waren, wie auch durch den Zerfall der ersten Dianetik Stiftung und Hubbards zweiter Ehe. Sarah Hubbard klagte, ihr Ehemann habe sie mit Schlafentzug, Drogen und tätlichen Angriffen gequält. Sie behauptete, er habe sie einmal gewürgt, bis ihre Eustachische Röhre im rechten Ohr geplatzt und dadurch ihr Gehör beeinträchtigt worden sei.

Hubbard floh nach Kuba, nachdem er ihre Tochter, ein Baby, entführt hatte, was sich als erfolgreicher Versuch herausstellte, Sarah zum Schweigen zu bringen. Mit der Unterstützung des Millionärs Don Purcell konnte Hubbard wieder in die USA zurückkehren, wo Sarah einer Scheidungsregelung zustimmte. Sie zog ihre früheren Behauptungen im Gegenzug für ihre Tochter, die sie monatelang nicht gesehen hatte, zurück. Die neugegründete Wichita Stiftung geriet bald in Schwierigkeiten, und Hubbard überließ sie seinen Gläubigern. Er beschuldigte Don Purcell, der Hubbard früher geholfen hatte, 500.000 US Dollar von der Amerikanischen Ärztevereinigung angenommen zu haben, um ihn zu ruinieren. Das war bei weitem nicht das letzte Zeichen von Paranoia von seiten Hubbards.

SCIENTOLOGY

"Wir haben hier ein paar neue Methoden, um Sklaven zu machen." L. Ron Hubbard, Philadelphia Doctorate Course, Vortrag 20, 1952.

Im Februar 1952 hatte Hubbard keinen Pfennig in der Tasche und war sowohl seiner Urheberrechte an Dianetik als auch des größten Teils seiner Gefolgschaft beraubt. Einer seiner Teilhaber stahl ihm die Adressenliste der Witchita Stiftung, und Hubbard begann, lächerliche Angriffe auf die Stiftung und zunehmend pathetische Geldforderungen zu verschicken. Außerdem hielt er die Hubbard College Vorträge vor einem winzigen Publikum und hatte innerhalb von sechs Wochen ein neues Fachgebiet scheinbar aus dem Nichts geschaffen.

Später werde er seine Bewunderung für Aleister Crowley ("mein sehr guter Freund") gestehen, und in der Tat haben die Grundlagen von Scientology viel mit Crowley's "Magick"-Ideen gemeinsam, vermischt mit einer großen Portion Science Fiction. In Scientology versicherte Hubbard, wir seien alle geistige Wesen ("Theta Wesen" und später "Thetane"), die seit trillionen von Jahren leben und wieder und wieder geboren wurden. Er behauptete, durch die Verwendung seiner neuen Techniken könne jeder übernatürliche Kräfte erlangen. Vierzig Jahre lang wurde für diese Behauptungen kein wissenschaftlicher Beweis erbracht.

Während der Hubbard College Vorträge stellte Hubbard auch das Elektrometer oder E-Meter vor, von dem Dianetiker Volney Mathison entwickelt. Das E-Meter ist im Grunde ein Lügendetektor, ein naher Verwandter der Maschine, die in den Polygraphen der US Polizei verwendet wurde.

In "Dianetik: die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit" behauptete Hubbard "Dianetik heilt, und heilt ohne Ausnahme". Zwei Jahre später gab er diese früheren Techniken als "langsam und mittelmäßig" auf. Nun behauptete er, mit Scientology könne "der Blinde wieder sehen, der Gelähmte gehen, der Kranke genesen, der Geisteskranke gesund und der Gesunde gesunder werden".

MENTALE WISSENSCHAFT WIRD RELIGION

"Ich möchte eine Religion gründen. Dort liegt das Geld." L. Ron Hubbard an Lloyd Eshbach, 1949. Von Eshbach zitiert in "Over my Shoulder".

In mehreren Gesprächen Ende der vierziger Jahre hatte Hubbard seinen Zuhörern versichert, daß der beste Weg, reich zu werden, der sei, eine Religion zu gründen. Es wird behauptet, daß Hubbard zur Zeit seines Todes im Jahre 1986 ein persönliches Vermögen von 640 Millionen US Dollar mit Hilfe von Scientology angehäuft hatte (entgegen Behauptungen, daß er nicht einmal Tantiemen für seine Bücher nahm). Im April 1953 schrieb Hubbard einer Stellvertreterin und fragte, was sie vom "religiösen Aspekt" halte.

Später in diesem Jahr ließ er die Scientology Kirche eintragen, die von seiner Church of American Science lizensiert wurde. Die Eintragung wurde geheim gehalten, damit Hubbard sich davon distanzieren konnte. Erst in den späten sechziger Jahren, als westliche Regierungen zunehmend Kritik an ihren Methoden übten, zog sich Scientology hinter den Schutzschirm der Religion zurück.

Scientology "Geistliche" belegen einen Kurs über vergleichende Religion, der auf einem einzigen Buch basiert und lesen die wenigen Zeremonien, die von Hubbard verfaßt wurden. Ihre Ausbildung dauert ein paar Tage. In ihrer Kleidung ahmen sie christliche Geistliche nach, den steifen Kragen der Geistlichen und ein Kreuz, das wie ein christliches zu sein scheint, eingeschlossen. In Wirklichkeit ist das Kreuz ein Scientology Kreuz, das offenbar dasjenige von Hubbards Vorbild, dem Magier Aleister Crowley, imitiert.

DER PERSÖNLICHKEITSTEST

Scientology rekrutiert die meisten seiner Anhänger von der Straße mit Hilfe eines kostenlosen Persönlichkeitstests. Die Oxford Capacity Analysis (OCA) wurde von einem ehemaligen Handelsschiffer ohne psychologische Ausbildung geschrieben. Sie hat keine Verbindung zur Oxford Universität und entstammt letztendlich dem Johnson Temperament Analysis Profile.

Der heutige 200 Fragen Test versorgt Scientology mit detaillierten persönlichen Informationen. In der Vergangenheit hat sich die Scientology Kirche mehr als bereit gezeigt, scheinbar vertrauliche Informationen gegen ehemalige Mitglieder zu verwenden. Im Jahre 1991 offerierte ein Brief an Scientology Rekrutierer einen Kurs, der lehrt "wie man Leuten das Ergebnis ihres OCA so beibringt, daß diese nach Scientology verlangen". Ein anderes internes Dokument sagt aus, daß der Testauswerter "der Person mit Hilfe der Auswertung des Persönlichkeitstests zeigen muß, was ihr Leben ruiniert und wie Scientology sie vor diesem Ruin retten kann ... wenn Sie auf ein niedriges Testergebnis hinweisen.... sagen Sie: 'Scientology kann das in den Griff bekommen'."

Der Test ist so angelegt, daß sichergestellt ist, daß nur sehr wenige Leute ein akzeptables Persönlichkeitsprofil haben. Scientology-Verkäufer (Registrare) werden ausführlich ausgebildet und in harten Verkaufstechniken gedrillt. Die erste Stufe der Rekrutierung ist es, die Aufmerksamkeit der Person auf die betrüblichsten Bereiche ihres Lebens zu richten (den "Ruin"). Hypnotherapeuten könnten so etwas als "emotionale Induktion" bezeichnen. Jede intensive Emotion hat die Tendenz, das kritische Denken zu überwältigen. Die Kühle rationalen Denkens ist etwas anderes als die Hitze der Emotionen.

Der Rekrutierer spielt dann mit der Angst der Person, daß sich der Zustand verschlechtern wird. Dann wird die "Lösung" Scientology angeboten. Was auch immer das Problem sein mag, die unmittelbare Lösung wird fast immer der Kommunikationskurs und eine Einführung in Hubbard's Ideen über 'Unterdrückerische Personen" sein.

TECHNIKEN

'Scientology ist böse; seine Techniken sind böse; ihre Ausübung ist eine ernste Bedrohung für die Gemeinschaft, in medizinischer, moralischer und sozialer Hinsicht". Bericht des Scientology Untersuchungsausschusses des Staates Victoria, Australien, 1965.

Obwohl fast alle der wesentlichen Ideen der Scientology bis Ende 1952 formuliert wurden, schüttete Hubbard weiterhin neue Techniken aus, um "garantiert" alle menschlichen Gebrechen zu heilen. Er machte Anleihen bei vielen Therapie- und Meditationsmethoden und errichtete eine ausgefeilte "Brücke", von der er behauptete, sie führe zu "völliger Freiheit".

Scientology Indoktrination beginnt normalerweise mit den Kommunikationskurs-Trainingsroutinen, den "TRs". Diese sollen die Fähigkeit zur Kommunikation steigern, wurden aber von einem Experten "die offensichtlichste Form der Hypnose, die von irgendeinem destruktiven Kult verwendet wird" genannt. In der ersten TR sitzen sich zwei Leute schweigend und mit geschlossenen Augen gegenüber. In der zweiten starren sie einander an, manchmal stundenlang, und erzeugen Halluzinationen und eine unkritische Euphorie. Auf der nächsten Stufe, TR-0 mit Reizen, muß der Student regungslos dasitzen, während der "Coach" alles tut, um ihn oder sie zu stören. Der Student macht weiter mit dem Lautlesen von zusammenhanglosen Sätzen aus "Alice im Wunderland", dann mit dem Bestätigen von Aussagen aus demselben Text. Danach kommt TR-3, bei der der Student den Coach wiederholt entweder "Fliegen Vögel?" oder "Schwimmen Fische?" fragt.

In der letzten Trainingsroutine des "Kommunikationskurses" stellt der Student erneut immer wieder eine dieser Fragen und lernte sich durch nichts von dem, was der Coach sagt oder tut, ablenken zu lassen. Wiederholung ist ein weitere Methode, einen veränderten oder tranceartigen Zustand hervorzurufen. Das Ausführen dieser Verfahren macht den Einzelnen mit Sicherheit empfänglicher für die Anweisungen von Scientology.

Nach dem Kommunikationskurs wird der Neuling normalerweise in das Reinigungsprogramm gehen, nachdem er einen Scientology Verkäufer gesprochen hat, der ihn davon überzeugte, daß das Programm den hohen Preis, der für ihn verlangt wird, wert ist. Die Teilnehmer des Reinigungsprogramms nehmen extrem hohe Vitamin- und Mineraliendosierungen zu sich und kombinieren täglich fünf Stunden lang Laufen und Saunabesuche.

Solch hohe Vitamindosen können verschiedene physiologische Reaktionen auslösen, unter anderen drogenähnliche Erfahrungen. Hubbard führte diese Reaktionen auf frühere Drogen und Umweltgifte zurück, die aus dem Körper entfernt werden. Er stellte sogar die lächerliche Behauptung auf, LSD lagere sich im Fettgewebe ab. Da LSD sowohl hochgradig instabil als auch wasserlöslich ist, ist dies unmöglich, es zeigt aber Hubbards übliche wissenschaftliche Ignoranz. Die Erschöpfung durch die Hitze in der Sauna kann zu euphorischen Erfahrungen führen, die jedoch wiederum das kritische Denken beeinträchtigen.

Die Reihenfolge der Schritte auf der Scientology Brücke änderte sich Jahr für Jahr. Nach dem Reinigungsprogramm und einem weiteren Gespräch mit einem Verkäufer könnte der Geworbene ohne weiteres mit dem Hubbard Key To Life Kurs (zum Preis von viertausend britischen Pfund oder achttausend US Dollar) weitermachen. Dieser unterhöhlt angeblich jegliche frühere Ausbildung, indem er die Person zu den Grundlagen des Lesens und Schreibens zurückführt. In Wirklichkeit trägt der Kurs dazu bei, einen Rückfall in frühere Altersstufen zu verursachen, da er alle Klienten wie Vorschulkinder behandelt und macht Menschen noch empfänglicher für Scientology.

Vom Hubbard Key to Life Kurs geht der Einzelne in den Kurs für die Orientierung im Leben und danach in die objektiven Prozesse. Es gibt mehrere hundert Scientology Beratungsverfahren oder "Auditingprozesse". Die "Objektiven" wurden zum ersten Mal in den fünfziger Jahren vorgestellt. Hubbard erklärte, es sei notwendig, einer Person zu zeigen, daß reaktive Impulse dadurch kontrolliert werden können, daß man unter die Lenkung durch eine andere Person (dem Scientology "Auditor") gestellt wird. Einfacher könnte man das mit "Gedankenkontrolle" ausdrucken.

In den "objektiven Prozessen" wird der Person strikte Anweisung gegeben, eine überwältigend langweilige Verhaltensweise wiederholt auszuführen. Im "Eröffnungsverfahren durch Duplikation" z.B., sind der Auditor und der Klient oder "Preclear" alleine in einem Raum mit einem Tisch an zwei Seiten. Auf einem Tisch befindet sich eine Flasche, auf dem anderen ein Buch. Der Preclear wird mit immergleichem Wortlaut angewiesen, den Gegenstand auf der anderen Seite des Zimmers anzusehen, hinüberzugehen, ihn aufzunehmen und dessen Farbe, Gewicht und Temperatur zu bestimmen.

Sitzungen dauern oft bis zwei Stunden lang, und Fälle von achtzehn solcher Sitzungen für diesen einen "Prozeß" sind nicht selten. Schließlich führt das mühsame Ritual zu einer Empfindung des Schwebens, von der man in Scientology glaubt, es sei ein "Heraustreten aus dem Körper", was aber ein gewöhnlicher Nebeneffekt hypnotischer Trance ist.

Die Scientology Brücke besteht aus einer Reihe von Schritten oder Graden, von denen jeder ein vorgegebenen Ergebnis hat. Auf "Grad 0" zum Beispiel sollen die Klienten die Fähigkeit erreichen, "mit jedem über jeden Thema frei zu kommunizieren". Ein Grad 1 "Befreiter" ist angeblich ohne Probleme. 1959 führte Hubbard "Sicherheitsüberprüfungen" ein, in denen Scientologen verhört werden und lange vorbereitete Listen von Fragen über ihre moralischen Verfehlungen beantworten müssen. Das E-Meter wird während dieser "Sitzungen" als Lügendetektor verwendet. Es werden sorgfältige Aufzeichnungen von allen Bekenntnissen geführt. Diese haben sich als höchst effektive Werkzeuge erwiesen, Abweichler zum Schweigen zu bringen.

Als "Integritätsprozessing" findet sich das Verfahren mit genau den gleichen Fragenlisten wie die früheren Sicherheitsüberprüfungen auf Grad Zwei wieder und wird auch später oft wiederholt (zu Preisen von 130 bis 260 britischen Pfund oder 250 bis 500 US Dollar die Stunde).

Scientology nimmt an, daß jedes ihrer Mitglieder jederzeit ein Sicherheitsrisiko werden könnte. Dieser Verdacht hat seine Berechtigung, da Tausende die Bewegung verlassen haben, einschließlich vieler fahrender Köpfe.

Es gibt zwei weitere Befreiungsgrade, ehe der "Preclear" mit der heutigen Form des Dianetik Auditings beginnt. In der Dianetik der Neuen Ära wird der Preclear gebeten, Ereignisse aus "vergangenen Leben" wiederzuerleben, was bei Scientologen zu eigenartigen Wahnvorstellungen führen kann und einen Ausgleich für Unzulänglichkeiten in deren wirklichem Leben schafft. Mit Hilfe der Dianetik sollen schließlich die Preclears angeblich Clear werden und die Erkenntnis haben, daß sie ihren "reaktiven Verstand", In dem die Engramme angeblich gespeichert sind, nicht mehr nötig haben. Jetzt sind sie für die Fortgeschrittenen Kurse von Scientology vorbereitet, die "operierender Thetan" oder "OT"-Stufen.

DIE GEHEIMEN STUFEN

Im Jahre 1952 behauptete Hubbard, jeder sei nach Scientology-Auditing und -Indoktrination "in der Lage, Krankheit und Aberration nach Belieben von anderen zu entfernen". Scientologen haben hunderte, manchmal tausende von Stunden aufgewandt, um dieser Illusion nachzujagen, sowie Hubbards oft wiederholten Versprechungen von übernatürlichen Fähigkeiten. Ende der sechziger Jahre gab Hubbard seine "Operierender Thetan"-Stufen frei. Ein Operierender Thetan ist ein Mensch, der angeblich imstande ist, ohne einen Körper zu benötigen, zu handeln, zu "operieren"; Hubbard stellte viele verlockende Behauptungen in Bezug auf seine außerordentlich teuren OT-Stufen auf.

Die OT-Stufen werden von der Scientology Kirche vertraulich gehalten. Allerdings ist der Inhalt der meisten seit langer Zeit allgemein bekannt. Die erste OT-Stufe besteht aus einer Reihe praktischer Übungen, wie zum Beispiel die Straße entlang zu gehen und Leute zu zählen, bis man sich euphorisch fühlt und irgendeine "Erkenntnis" hat.

Im Jahre 1992 wurde "OT-Abschnitt 1" für eintausend britische Pfund oder zweitausendzweihundert US Dollar angeboten. In der zweiten Stufe (Preis: zweitausend britische Pfund oder viertausendzweihundert US Dollar) ringt der "Prä-OT" mit scheinbar endlosen Listen von Sätzen und deren Gegenteil (zum Beispiel "ich muß existieren" und "ich darf nicht existieren"), wobei er sich oft bei jedem Satz vorstellen soll, er sehe ein Licht und empfinde einen Schock. Mindestens ein Opfer ertrug sechshundert Stunden dieses abstumpfenden Rituals.

Der Prä-OT trennt sich von einer "Mindestspende" von dreitausendvierhundert britischen Pfund oder siebentausendzweihundert US Dollar, um die OT 3 "Feuerwand" zu durchqueren. Im OT 3 wird dem Teilnehmer versichert, daß die Erde vor fünfundsiebzigmillionen Jahren Teil einer Galaktischen Föderation war, die von einem bösen Prinzen namens Xenu regiert wurde.

Die Föderation habe unter erheblicher Überbevölkerung gelitten, daher habe Xenu einen Plan gefaßt, durch den die Völker von etwa 76 Planeten zur Erde verfrachtet und vernichtet worden seien.

Die Geister oder Thetane dieser seien explodiert worden, indem Wasserstoffbomben in Vulkane plaziert worden seien. Ferner seien sie auf "elektronischen Schleifen" aufgereiht worden. Anschließend seien diese Opfer sechsunddreißig Tage lang mit Bildern von zukünftigen Gesellschaften der Erde ge-"implantet" worden [Anm.d.Übers.: englisch "implant" steht für "Einpflanzung"].

Nach Hubbard entstammen seither alle Kulturen und Religionen diesen hypnotischen Einpflanzungen.

Er sagte beispielsweise, daß Christus eine Illusion sei, die in jener Zeit eingepflanzt wurde. Nach der Einpflanzung seien die Thetane dann in Klumpen zusammengepackt worden, und gemäß OT 3 ist jeder lebende Mensch eine Zusammenballung solcher Klumpen.

Die Stufen von OT 4 bis OT 7 befassen sich ebenfalls ausschließlich mit diesen Klumpen und den "Körperthetanen", aus denen sie bestehen. Jeder, der von diesem Material erfährt, soll angeblich erkranken und innerhalb weniger Tage sterben.

Hubbard wollte jedoch gegen Ende seines Lebens die wahre Geschichte (mit Sicherheit eine seiner Besten) unter dem Titel "Revolte in den Sternen" als Film herausbringen.

Der Inhalt von OT8, als Stufe nach Hubbards Tod freigegeben (die höchste bis jetzt erhältliche Stufe), ist geheimgehalten worden. OT8 ist ausschließlich an Bord der Freewinds erhältlich, dem Kreuzfahrtschiff der Scientology, nachdem durch ausgedehnte Sicherheitsüberprüfungen festgestellt wurde, daß fraglose Hingabe an Hubbard und seine Lehren vorliegt.

Ein ehemaliges Mitglied behauptet, daß die Stufe sich mit dem Verhältnis des Einzelnen zum Göttlichen befaßt. Anstatt aber die Gottheit im Gebet anzusprechen, wird der Scientologe gebeten, sich an die Zeiten zu erinnern, als sie oder er in früheren Inkarnationen Gott begegnete. Die Person soll sich dann daran erinnern, welche Probleme durch den Glauben an Gott gelöst wurden (die "vorherige Verwirrung", die die Person "empfänglich" für den Glauben machte).

Auf diese Weise wird Glaube an Gott untergraben. Es wird behauptet daß auf OT8 Scientologen gelehrt wird, daß sie in parallelen Universen existieren und daß sie angehalten werden, die Verbindung zu ihrem parallelen Selbst abzubrechen.

Zum Schluß soll der Scientologe Augenblicke seiner eigenen Erschaffung wiedererleben und jegliche verlorengegangenen Einzelheiten des Selbst entdecken. Angeblich fährt dies zu einer beträchtlichen Gotteserkenntnis. Ehemalige, die diesen Unsinn durchgestanden haben, behaupten, daß die gewünschte Erkenntnis beinhaltet, daß Hubbard alle Lebewesen im Universum erschaffen hat.

Ein durchgesickertes OT8 Bulletin, dessen Echtheit nicht feststeht, behauptet, Hubbard sei tatsächlich der Antichrist.

ETHIK

Mitte der sechziger Jahre steigerte Hubbard die Kontrolle über seine Gefolgschaft durch die Einführung von verschiedenen sogenannten "Ethik"-Verfahren. Jeder, der Hubbard oder Scientology kritisiert, wird als "unterdrückerische Person", "SP", oder "antisoziale Persönlichkeit" bezeichnet. Scientologen, die mit jemandem verkehren, der als SP betrachtet wird, werden "Mögliche Schwierigkeitsquelle" genannt; ihnen wird weiteres Auditing oder Ausbildung verboten.

Scientologen kann tatsächlich befohlen werden, die Kommunikation mit jemandem zu beenden (auch "Abbrechen der Verbindung" genannt), der von der Scientology Kirche als unfreundlich betrachtet wird. Das "Abbrechen der Verbindung" ist praktisch identisch mit der Praxis des "Schneidens", wie es von bestimmten extremen Fundamentalisten praktiziert wird.

Hubbard führte zu dieser Zeit auch "Ethik-Zustände" ein und gab "Formeln" heraus, die angeblich jemandes ethischen Zustand anheben. In den sechziger Jahren wurde Scientology Mitarbeitern, die in "Untere Zustände" versetzt worden waren, der Schlaf entzogen (oft über mehrere Tage), sie durften sich nicht waschen oder rasieren, wurden gezwungen, auf einer Wange ein schwarzes Mal zu tragen, um den Arm eine Kette oder einen schmutzigen Lappen zu tragen und wurden Tag und Nacht auf dem Gelände der Organisation eingesperrt.

Hubbard ging mit seinen engsten Nachfolgern 1967 aufs Meer. Auf dem Schiff wurde jeder, der ihm mißfiel, in den Kettenraum gesperrt. Hier mußte das Opfer im Bilgenwasser hocken, seine Notdurft in totaler Finsternis verrichten, umgeben von Ratten, manchmal bis zu zwei Wochen lang ohne Unterbrechung. Sogar Kinder wurden auf Hubbards Befehl hin in den Kettenkasten gesteckt. 1968 wurde die Kettenkastenstrafe durch "Überbordwerfen" ergänzt. Hierbei wurden Leute, auch Nichtschwimmer, vom Deck ins Meer geworfen.

Im Jahre 1973 ersetzte Hubbard diese grausamen und ungewöhnlichen Praktiken durch eine neue und sehr effektive Form der Erniedrigung: das Rehabilitation Projekt Force oder RPF. Das RPF wird heute noch in Scientology Organisationen auf der ganzen Welt verwendet. Jene, die Befehle nicht befolgen, Fehler machen oder einfach ihre Produktionsquoten nicht erfüllen, werden ins RPF gesteckt. Leute im RPF dürfen nur sprechen, wenn sie angesprochen werden. Es wird erwartet, daß sie sich von Tischabfällen ernähren, noch weniger Stunden als die anderen Mitarbeiter schlafen und sofort jeden Befehl fraglos befolgen. Sie arbeiten einen ganzen Tag, verrichten körperliche Arbeit, und anschließend wird von ihnen erwartet, daß sie fünf Stunden mit Beichten und dem Anhören der Beichte ihres RPF-Partners verbringen.

Erst wenn sie die Autorität ihrer Vorgesetzten vollständig akzeptieren, wird ihnen erlaubt, das RPF zu verlassen.

Einen Menschen auf diese Weise zu zähmen kann bis zu zwei Jahre dauern.

SCHIKANE - DAS GUARDIAN"S OFFICE

"Unsere Organisationen sind freundlich. Sie sind ausschließlich dazu da, um Ihnen zu helfen." L. Ron Hubbard, 'Dianetik Vertrag', 23.Mai 1969.

Im Laufe der fünfziger Jahre empfahl Hubbard immer schärfere Maßnahmen gegen Kritiker und Abtrünnige. Hubbards Kirche hat von jeher Kampagnen gegen jeden geführt, der Scientology Techniken verwendet, ohne Anweisungen zu befolgen oder Lizenzgebühren zu zahlen.

Im Jahre 1955 sprach er über eine hypothetische Splittergruppe und schrieb dazu: "wenn Sie herausgefunden hätten, daß irgendeine Gruppe, die sich 'Richtschnur Prozessing" nennt, ...in Ihrer Gegend... gegründet worden wäre, dann würden Sie alles in Ihrer Macht stehende unternehmen, um die Dinge für sie interessant zu machen... Die Gesetze können leicht verwendet werden, um zu schikanieren, und genügend Schikane ... wird normalerweise ausreichen, seinen [sic] beruflichen Niedergang herbeizuführen. Wenn es möglich ist, dann ruinieren Sie ihn natürlich gründlich."

1958 institutionalisierte Hubbard nachrichtendienstliches Datensammeln in seinem geheimen "Handbuch des Rechts". Dort steht: "Der Nachrichtendienst besteht hauptsächlich darin, Daten über Personen zu sammeln... Es wird andauernd gemacht, über alles und über jeden." Das war das Vorspiel zur Errichtung der Geheimpolizei der Scientology, dem Guardian's Office.

Über jeden Scientologen wird eine "Ethikakte" geführt. Sie enthält jedes peinliche Geständnis, das während der Beratung gemacht wurde, Niederschriften von Verstößen und "Wissensberichte". Von allen Scientologen wird erwartet, daß sie selbst über die kleinste Kritik ihrer Mitscientologen gegen Hubbard, seine Organisation oder seine Lehren berichten. Ein Scientologe, der es versäumt solch einen Bericht zu schreiben, unterliegt denselben Strafen wie der eigentliche Kritiker. Diese Richtlinie basiert auf derjenigen, die von den Nazis benutzt wurde. So wird aus jedem ein Spitzel, nur loyal gegenüber Scientology.

Nach der Einführung der "Ethik" Richtlinien im Jahre 1965 verließen viele die Scientology, um sich einer Splittergruppe anzuschließen, die Amprinistics genannt wurde. Ein wütender Hubbard schrieb: "Schikaniert diese Leute auf jede mögliche Art und Weise" und drängte darauf, ihre Treffen aufzulösen.

Die hohen Summen, die Hubbard verlangte und die harsche Behandlung, die seinen Anhängern zuteil wurde, führten unweigerlich zu öffentlicher Besorgnis. Erzwungene "Trennung" zerriß Familien. Im Dezember 1965 wurde Scientology in Victoria, Australien, bei einer Untersuchung der Regierung scharf kritisiert. Im Februar des folgenden Jahres bat Lord Balniel das britische Parlament um eine Untersuchung. Hubbard antwortete mit der Gründung des Guardian's Office und verstärkte seine Richtlinie der "lauten Erforschung" einer jeden Person, die Scientology kritisierte.

Hubbard formulierte: "DIE VERTEIDIGUNG von irgendetwas ist UNHALTBAR. Der einzige Weg, etwas zu verteidigen, ist ANGRIFF." Das Guardian's Office (GO) griff ohne Unterlaß an. Es existierte, um für Scientology zu werben, um Kritiker anzugreifen und dafür zu sorgen, daß die Mitglieder nicht aus der Reihe tanzten. Das GO fungierte als Geheimdienst, unterwanderte Zeitungen, psychiatrische Krankenhäuser und sogar Regierungsstellen; und es diente als interne Polizeimacht, um Abtrünnige zum Schweigen zu bringen.

Sehr wenige ehemalige Scientologen haben sich gegen die Organisation ausgesprochen, in dem Wissen, daß jede Einzelheit ihres Lebens in ihren Scientology "Ethikakten" aufgezeichnet ist. Es gibt viele unwiderlegbare Beweise, daß diese Akten gegen frühere Mitglieder verwendet wurden. Das Guardian's Office wuchs bis zum Jahre 1982 zu einem einschüchternden Verband von 1100 Mitarbeitern heran.

In einer geheimen Anweisung schrieb Hubbard: "wir werden die folgenden Tatsachen mit Erfolg ins öffentliche Bewußtsein bringen... Leute, die Scientology angreifen, sind Kriminelle... wenn man Scientology angreift, wird man wegen Verbrechen ausgeforscht... Wenn man Scientology nicht angreift... ist man sicher."

Das Guardian's Office oder GO nahm sich das System von Gehlen, dem Meister der nationalsozialistischen Spionage, zum Vorbild. GO Agenten stahlen Krankenakten, verschickten anonyme Verleumdungsbriefe, schoben Kritikern kriminelle Taten unter, erpreßten, verwanzten und brachen bei Gegnern ein, infiltrierten Regierungsbüros, aus denen sie tausende von Akten stahlen (einschließlich Interpolakten über Terrorismus, sowie Unterlagen Über den Austausch von nachrichtendienstlichem Material zwischen den USA und Kanada).

Kritiker sollten in den Zusammenbruch getrieben oder durch Schikanieren zum Schweigen gebracht werden. In den frühen Achtziger Jahren schließlich wurden elf GO Funktionäre einschließlich Hubbards Ehefrau Mary Sue und ihre Stellvertreterin, der Guardian, Jane Kember, [Anm.d.Übers.: engl. "guardian" heißt Hüter, Wächter.] in den USA inhaftiert. Im Juli 1992 wurden die Scientology Kirche und drei Scientologen in Kanada mehrerer Straftaten für schuldig befunden.

Zehn Jahre vor dieser Verurteilung wurde das Guardian's Office durch das Büro für Spezielle Angelegenheiten ersetzt. Der geheime Auftrag sowohl des Guardian's Office als auch seines Nachfolgers war die Entdeckung und Ausschaltung der Konspiration, von der Hubbard glaubte, sie sei gegen ihn gerichtet. Zu verschiedenen Zeiten machte Hubbard russische Kommunisten, den Neofaschismus, Bankiers, Psychiater, die amerikanische Steuerbehörde und christliche Pfarrer verantwortlich für die negativen Berichte Über Scientology. Seine paranoide Phantasie sah überall Feinde.

Wie jeder Psychopath war Hubbard unfähig, Fehler zuzugeben. Er war vergeßlich, was den antisozialen Charakter der Praktiken betraf, die korrekterweise Kritik an Scientology hervorrufen.

DIE SEE ORGANISATION

Nachdem Hubbard im Jahre 1966 nahegelegt worden war, Rhodesien zu verlassen und aus Furcht vor Maßnahmen der britischen Regierung (er erhielt später Einreiseverbot), floh er nach Las Palmas und gründete die See-Organisation.

Acht Jahre lang, von 1967 bis 1975 durchpflügten Hubbard und sein Gefolge (mehrere Hundert) mit einer Flotte von seeuntüchtigen Schiffen das Mittelmeer und den Atlantik. Die Inkompetenz der Besatzung führte zu vielen Unfällen.

Mitglieder der See-Organisation wurden in pseudo-Marineuniformen gesteckt, erhielten Marinerangbezeichnungen und unterschrieben einen Vertrag über eine Milliarde Jahre, um der "Befehlsabsicht" zu dienen. Das Management der Scientology wurde eine paramilitärische Organisation unter der FÜhrung von "Commodore" L. Ron Hubbard. Von allen "Sea Org" Mitgliedern wird erwartet ' Training in waffenloser Selbstverteidigung und Waffenausbildung zu erhalten. Ein leitender Mitarbeiter wurde später prahlen, das Management sei "zäh" und "unbarmherzig". Mitgefühl ist in den umfangreichen Lehren von Hubbard praktisch unbekannt.

Sea Org Mitglieder haben einen langen Arbeitstag (gewöhnlich wenden sie mehr als neunzig Stunden pro Woche für Scientology auf), die Bezahlung ist ein Hohn. Sie müssen oft wochen- oder monatelang mit einer Nahrung auskommen, die nur aus Reis, Bohnen und Haferbrei besteht. Die Disziplin ist streng, wobei der Entzug von Bezahlung und ordentlichem Essen der Verbannung aus den Schlafquartieren vorausgeht (wenn Mitarbeiter der "Schweinekoje" zugewiesen werden).

Sea Org Mitglieder haben eingeschränkten Zugang zu ihren Kindern. Normalerweise dürfen sie sie nur ein oder zwei Stunden pro Woche sehen. Kinder werden in der Kadettenorganisation gehalten, mit der ausdrücklichen Absicht, aus ihnen Sea Org Mitglieder zu machen. Tatsächlich können Sea Org Kinder im Alter von zwölf Jahren anfangen, für die Organisation zu arbeiten. Es kommt vor, daß sie vor ihrem fünfzehnten Geburtstag hohe Posten bekleiden. Kinder im Alter von acht Jahren haben als Auditoren fungiert und dabei Erwachsenen die Beichte abgenommen.

VORZEIGEGRUPPEN

Hubbard schrieb im Jahre 1966: "Denkt daran, KIRCHEN WERDEN ALS REFORMGRUPPEN BETRACHTET. Daher müssen wir uns verhalten wie eine Reformgruppe." Seitdem wurden Dutzende von Vorzeigegruppen gebildet, manche, um den Ruf von Scientology zu verbessern, andere, um neue Mitglieder zu werben. Das World Institute of Scientology Enterprises (WISE) lizensiert Scientologen, um die Hubbard Materialien in ihren gewerblichen Ausbildungsprogrammen zu verwenden. WISE Mitglieder bieten solche Programme ohne den Hinweis an, daß die Materialien, die sie verwenden, Scientology Materialien sind. Sterling Management in den USA wurde kritisiert, weil sie teure Kurse an Fachleute des Gesundheitswesens verkauften, die dann wiederum für Scientology geworben wurden.

Die Association for Better Living and Education (ABLE) [Anm.d.Übers.: 'Gesellschaft für Besseres Leben, Erziehung und Ausbildung'] fördert "Reformgruppen" wie Criminon (die Gefängnisinsassen mit Scientology schult), die Concerned Businessmens' Association [Anm.d.Übers.: 'Vereinigung Besorgter Geschäftsleute], Cry Out! (die mit der Sorge um die Umwelt Kasse macht) [Anm.d.Übers.: etwa 'Erheben Sie Ihre Stimme!' oder 'Sag was!'], Applied Scholastics (die Menschen in Hubbards "Studiertechnologie" ausbildet) und Narconon.

NARCONON

Narconon wurde Mitte der Sechziger Jahre von William Benitez, einem vorbestraften Drogensüchtigen, gegründet. Nach eigenen Angaben ist es ein Rehabilitationsprogramm für Alkoholiker und andere Drogensüchtige, das für kurze Zeit von verschiedenen staatlichen Stellen unterstützt wurde (wobei diese Unterstützung zurückgezogen wird, sobald Narconons Verbindung zu Scientology bekannt wird oder nachdem die Unwirksamkeit der von Narconon angewendeten Methoden bekannt wird). Narconon flankiert die "Sag Nein zu Drogen"-Kampagne von Scientology, und wird beworben durch die Scientologin und frühere kokainabhängige Kirstie Alley.

Seit einigen Jahren versucht Narconon, ein großes Therapiezentrum im Reservat der Chilocco-Indianer im US-Bundesstaat Oklahoma aufzubauen. Im Oktober 1991 verweigerte das Oklahoma Mental Health Board die Genehmigung mit der Begründung, daß es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gäbe, daß das von Narconon propagierte Programm Wirkung zeige. Das Programm wurde zudem als "unsicher" bezeichnet. Nicht nur sei die medizinische Betreuung unzureichend, die Absolventen des Programmes würden auch sogleich als Mitarbeiter übernommen. Bei Narconon würden Alkoholiker und andere Abhängige nicht über den Drogenmißbrauch aufgeklärt, sondern pauschal dem Programm unterworfen. Das Oklahoma Mental Health Board bemängelte weiterhin, daß der Behandlungsplan von Narconon genereller Natur sei, auf alle Studenten gleichermaßen angewendet würde und daß keine individuelle Fallbehandlung erfolge. Außerdem würden keine Nachfolgestudien angestellt (weshalb die Behauptung, daß das Programm effektiv sei, nicht bewiesen werden könne), und die Entlassungspläne seien unzureichend. Als besorgniserregend wurde betrachtet, daß Narconon-Teilnehmern - einschließlich Alkoholikern - von Seiten Narconons mitgeteilt wurde, daß, wenn sie nach Abschluß des Programms keinen Alkohol mehr zu sich nehmen könnten, das Programm offensichtlich nur unzureichend absolviert worden sei. Kern des Narconon-Programms ist Hubbards "Reinigungs-Rundown", in dem der Körper durch Zufuhr massiver Vitamindosen und fünfstündige Saunaaufenthalte die Drogensubstanzen ausschwemmen soll. Das Oklahoma Mental Health Board bemängelte die unzureichende Überwachung der Saunatemperaturen und warnte vor Gefahren solcher Saunaaufenthalte, insbesondere bei Heroinabhängigen.

Das Oklahoma Mental Health Board hatte keinen Zweifel daran, daß Narconon "unzureichend ausgebildete und zur Behandlung von Drogen- und Alkoholabhängigen nicht vorbereitete Mitarbeiter" beschäftigt, und man war außerordentlich schockiert darüber, daß Narconon seinen in Behandlung befindlichen Patienten gestattet, andere Patienten zu behandeln, Medikamente zu verabreichen, die Saunagänge zu überwachen und sich um Patienten mit psychatrischen Problemen zu kümmern. Bei Narconon sind keine Psychiater, Psychologen etc. beschäftigt.

Während des Reinigungs-Rundowns sind die Dosierungen der verabreichten Vitamine gefährlich hoch (bestimmte Vitamine sind in hohen Dosierungen giftig, und Vitamin B1 kann das Wahrnehmungsvermögen in ähnlichem Ausmaß wie bestimmte Drogen beeinträchtigen). Das Oklahoma Mental Health Board zeigte sich insbesondere über den Einsatz von Vitamin B3 in Form von Niacin besorgt, das unter Verdacht steht, in hohen Dosierungen zu Leberversagen zu führen. "Während des Narconon-Programms werden den Patienten große Mengen an Niacin zugeführt, um den Körper von radioaktiver Strahlung zu reinigen. Es gibt jedoch keinen nennenswerten wissenschaftlichen Beweis dafür, daß die Einnahme von Niacin auf irgendeine Weise zur Beseitigung von radioaktiver Verstrahlung dienen könnte. Es existieren vielmehr Belege dafür, daß die Zufuhr großer Mengen an Niacin ein medizinisches Risiko für die betroffenen Personen darstellt."

Völlig unerwartet erließ das Oklahoma Mental Health Board im August 1992 Narconon die staatliche Überprüfung, ohne die zuvor geäußerte Kritik zurückzuziehen.

SCIENTOLOGY UND RELIGION

"Einige ungewöhnliche Merkmale der Mitgliedschaft wurden erwähnt ... sowie die starke Betonung des Wirtschaftlichen... Ganz gleich, ob die Mitglieder leichtgläubig oder in die Irre geführt worden sind, oder ob die Praktiken der Scientology schädlich oder nicht einwandfrei sind, das Beweismaterial ... ergibt, daß Scientology zu einschlägigen Zwecken in Victoria als 'eine Religion' anerkannt werden muß." Australisches Gerichtsurteil.

Hubbard behauptete, daß Scientology nicht konfessionsgebunden sei und nicht im Widerspruch zu irgendeiner Religion stehe. Der Anspruch ist absurd. In seinen geheimen Schriften versichert Hubbard, daß Christus eine Kunstfigur ist, eine implantierte hypnotische Suggestion. Yoga und daher auch den Hinduismus wies er als eine Falle zurück. In einem Interview gab er an, sein liebstes Buch sei "Zwölf gegen die Götter", in dem der Autor William Bolitho Mahomet einen Psychopathen nennt.

Natürlich ist die Lehre von der Reinkarnation, die für Scientology wesentlich ist, für das Judentum, den Islam oder das Christentum unannehmbar. Hubbard behauptete, Scientology sei "der Buddhismus des zwanzigsten Jahrhunderts". Die wesentliche Doktrin des "anatta" oder "keine Seele" wird jedoch in Scientology, die an ein unsterbliches und unzerstörbares Ego oder "Thetan" glaubt, völlig verneint. Desweiteren hat Hubbard den Buddhismus fallengelassen, indem er feststellte, daß "keine Kultur in der Weltgeschichte, außer den gründlich verkommenen und im Verfall begriffenen, es versäumt hat, die Existenz eines Höchsten Wesens zu bekräftigen".

Scientology widerspricht den Lehren aller großen Religionen, indem sie erklärt, großer Reichtum sei eine Tugend, ein Maßstab für geistlichen Erfolg.

Hubbard unterteilte das "Streben nach Überleben" in acht "Dynamiken". Diese sind das Überleben als oder durch einen selbst, durch Familie und Fortpflanzung, durch Gruppen, die Menschheit, Lebensformen, das Materielle, das Geistige, und die Unendlichkeit oder das Höchste Wesen. Hubbard behauptete, daß es für eine vernünftige Entscheidung nur nötig sei, die Auswirkung auf diese "Dynamiken" zu beurteilen und den Weg zu wählen, der der größten Anzahl zum 'Vorteil gereicht.

Der achten Dynamik oder Gott wird in diesem Schema kein besonderer Platz zugewiesen, daher ist es möglich, eine Entscheidung zu fällen, weil es die Mehrheit der anderen sieben Dynamiken begünstigt. Dieses Vorgehen ist für all jene, die an Gott glauben, gewissenlos. Hubbard verwarf auch die Idee des Mitleids. Scientologen glauben, daß alles, was einer Person zustößt, selbst verursacht ist, daher werden die Unglücklichen "Opfer" genannt, die sich ihr Unglück "hereingezogen" haben. Mitgefühl wird mißbilligt und als eine "niederere" emotionale Reaktion als Angst oder Wut betrachtet.

Alle Transaktionen müssen einen angemessenen Austausch erhalten, daher neigen Scientologen nicht dazu, für wohltätige Zwecke (außer ihre eigenen Vorzeigegruppen) zu arbeiten oder zu spenden. Hubbard druckte es so aus: "Wenn sie einer Person erlauben, nichts für etwas zu geben, dann ermutigen Sie in Wirklichkeit Verbrechen". Scientology bewirkt Verachtung für alle Nicht-Scientologen, die "Wogs" oder "rohes Fleisch" genannt werden.

MANIPULATION

"Wenn jemand sich einschreibt, dann betrachten Sie es so, daß er oder sie für die Lebensdauer des Universums beigetreten ist - gestatten Sie niemals eine "lockere" Einstellung... Wenn sie beigetreten sind, sind sie an Bord, und wenn sie an Bord sind, dann sind sie zu den gleichen Konditionen hier wie wir alle: gewinnen, oder beim Versuch untergehen. Lassen Sie sie niemals halbherzig Scientologen sein... Wenn Frau Meier zu uns kommt, um unterrichtet zu werden, dann machen Sie aus dem schwankenden Zweifel in ihrem Blick ein festes, engagiertes Leuchten ... Die richtige Ausbildereinstellung ist: 'Wir sähen Sie lieber tot als unfähig.'" L. Ron Hubbard, "Die Funktionsfähigkeit der Scientology erhalten", 7.Februar 1965, wiederherausgegeben am 27.August 1980.

Hubbard behauptete, seit seiner Jugend Hypnose studiert zu haben. Am Anfang gab er zu, daß seine Dianetik-"Forschung" mit Hilfe der Verwendung von Tieftrancehypnose durchgeführt wurde. In der ersten Zeit gab er außerdem zu, daß das dianetische Verfahren eine Trance hervorrufen kann. Der Ausdruck "Hypnose" hat viel Kontroverse hervorgerufen. Das vermutlich genaueste Gedankengebäude wurde von dem Hypnotherapeuten Milton Erickson zusammengestellt, der erklärte, daß Hypnose eine Interaktion zwischen Personen Ist, welche veränderte Bewußtseinszustände zugänglich macht.

Die heutige Psychologie nimmt an, daß die meisten mentalen Vorgänge unterhalb des Bewußtseinsniveaus ablaufen. Ein Hypnotherapeut gewinnt Zugang zum Unbewußten und versucht, vorteilhafte Suggestionen darin einzusetzen, die die gleiche Antriebskraft auf die Person ausüben werden, wie deren eigene Entscheidungen. In der Hypnotherapie gibt der Patient die Erlaubnis für diesen Vorgang. In Scientology geschieht dieser Vorgang ohne Einwilligung.

Hubbard erklärte, alles Existierende sei ein Ergebnis des Bewußtseins: "Realität ist Übereinstimmung", "das Universum ist ein Schein, über den Übereinstimmung herrscht". Aus diesem Blickwinkel versucht Scientology, die Wahrnehmung der Realität eines Menschen zu verändern und sie durch Hubbards Vorstellungen zu ersetzen, während gleichzeitig so getan wird, als werde die Person bewußter und "selbstbestimmter". Scientology behauptet, wissenschaftlich zu sein, tatsächlich ist es aber unmöglich, "Auditing" durchzufahren, ohne sich Glaubensinhalten unterzuordnen, die nicht wissenschaftlich bestätigt wurden, wie z.B. Wiedergeburt, Besessenheit durch Geister (oder Körperthetanen) und die Existenz und den Einfluß von "Engrammen".

Scientologen werden Einschränkungen auferlegt, um zu verhindern, daß sie ein kritisches Verstehen von Scientology erreichen. Erklärungen der Werke Hubbards sind verboten; die Materialien müssen genau zitiert werden. Abweichung von den Materialien ist ebenfalls verboten - die "Erkenntnisse" des Scientologen in der Beratung müssen in Einklang mit Hubbard's Erklärungen über die Beschaffenheit der Realität sein. Jede Nichtübereinstimmung mit Hubbard oder seiner Lehre führt die Person zum "Ethikbüro", einer Abteilung von Scientology's interner Polizei.

Der Scientologe darf über seinen "Fall" oder seine Probleme mit keinem anderen als seinem Auditor sprechen, dadurch werden enge Bindungen verhindert. Die "Technologie" der Scientology hat und hatte immer recht (sogar, als Hubbard sie alle paar Monate änderte), und das Ausbleiben von spektakulären Erfolgen (d.h., euphorischen Zuständen) wird immer als Fehler des Auditors oder des Preclears betrachtet, niemals der Methoden. Scientologen werden glauben gemacht, daß Kritik (es sei denn, sie kommt von Hubbard) immer von Schuldgefühlen aufgrund eigener Vergehen herstammt. Die Aufmerksamkeit des Einzelnen wird nach innen gerichtet und so davon abgelenkt, Betrachtungen anzustellen über Fehler von Hubbard oder von Scientology.

Scientology-Verfahren sind mit denen der Hypnotherapie vergleichbar. In der Trainingsroutine 0 sollen sich zwei Leute gegenübersitzen und sich "mehrere Stunden lang" anschauen. Blickfixierung ist seit langem als ein Mittel der Erzeugung von veränderten oder Trancezuständen anerkannt. Wiederholung ist eine weitere Methode der Erzeugung, und Hubbard gab zu, daß eine Reihe seiner Verfahren abstumpfend monoton sind. In Scientology ist es möglich, mehrere Stunden lang dazusitzen und die gleiche einzeilige Frage zu beantworten, im Wortlaut unverändert, wie z.B. "Von wo aus könntest Du mit einem Opfer kommunizieren?"

Schließlich wird die gesamte Wahrnehmung und das Glaubenssystem der Person durch Scientology aufgehoben. Der Scientologe darf nicht über die Operierender Thetan Stufen sprechen, daher ist er vom größten Teil der Menschheit isoliert und glaubt, daß böse Geister der wahre Grund für alle Unfähigkeit und Konflikte sind. Scientologen akzeptieren keine andere Wahrnehmung der Wirklichkeit als die von Hubbard.

Hubbard verspottete die Hypnotherapie, Psychologie, Analyse, Meditation und religiöse Beratung, indem er behauptete, Scientology sei das einzig effektive System. Mitarbeiter, insbesondere die der Sea Org, werden noch beeinflußbarer durch lange Arbeitstage, Schlafentzug, mangelhafte Ernährung und regelmäßige Portionen "Rehabilitation Project Force".

HARTER VERKAUF

"Fortgeschrittene Kurse (in Scientology) sind die wertvollsten Dienste auf dem Planeten. Lebensversicherungen, Häuser, Autos, Aktien, Wertpapiere, Sparverträge, all das ist vergänglich und nicht von Dauer... Es gibt nichts, was man mit Fortgeschrittenen Kursen vergleichen könnte. Sie sind unendlich wertvoll und reichen weiter als die Zeit selbst." L. Ron Hubbard über seine "Operierender Thetan Kurse", Flag Missionsanweisung 375.

Harte Verkaufstechniken sind ein weiterer Aspekt der Verwendung übermäßiger Beeinflussung oder zerstörender Überredung an Mitgliedern. Klienten der Scientology werden mit Forderungen nach stetig steigenden "Spenden" für Auditing und Schulung schikaniert. Der Abschluß der Scientology "Brücke" kostet in der Größenordnung von zweihunderttausend britischen Pfund oder dreihunderttfünfzigtausend US Dollar (es gibt Scientologen, die sogar mehr bezahlt haben). Viele Scientologen endeten als Ergebnis von hartem Verkaufen obdachlos und tief verschuldet.

Verkaufsgespräche können bis zu 13 Stunden dauern und beruhen auf der ausgefeilten Manipulationstechnik in Les Danes Buch "Big League Sales Closing Techniques" [etwa: "Die Verkaufsabschlußtechniken der Meister", Anm.d. Übers.]

Ein weiterer alarmierender Aspekt von Scientology's Gier ist der Verkauf von Hubbardartefakten, "Special Properties" genannt. Dies sind limitierte Auflagen von Hubbard's Büchern und allem, was von Hubbard signiert ist. Diese Werke werden den Scientologen aufgedrängt, wobei darauf bestanden wird, daß sie höchst marktfähige Waren mit großem Investitionspotential sind. in Wirklichkeit sind sie außerhalb der Grenzen der Scientology Welt praktisch wertlos.

Unerhörte Beträge werden für diese Artikel verlangte Ein früheres Mitglied wurde dazu gebracht, etwa sechsundzwanzigtausend britische Pfund auszugeben, von denen zehntausend Pfund geliehen waren. Es wurde versprochen, daß der Wert dieser "Special Properties" in die Höhe schießen würde. Trotz intensiver Nachfragen über sieben Jahre hinweg konnten die "Special Properties" nicht einmal den ursprünglichen Kaufpreis erzielen. Das ehemalige Mitglied hatte ein einzelnes, signiertes Foto von Hubbard für mehr als 8.000 britische Pfund erworben. Dies ist kein Einzelfall: ein Scientologe gab die unglaubliche Summe von neunzigtausend britischen Pfund für "Special Properties" aus.

Die Scientology Organisation stößt Mengen von Werbematerial aus, von einfachen Flugblättern bis hin zu ausgewachsenen Fernsehkampagnen. Obwohl Hubbard der Psychologie höchst kritisch gegenüberstand, war er gerne bereit, die Techniken der Motivationsforschung zu verwenden. Sorgfältige Umfragen bestimmen die Schlüsselwörter, Symbole und Farben, auf die potentielle Kunden ohne kritische Überlegungen reagieren werden. Hubbard brüstete sich mit der manipulativen Wirkung dieser Techniken.

Es wird von Scientologen erwartet, Tausende für Kurse auszugeben und sie müssen dann lächerlich teure Bücher, Kursmaterialien, E-Meter und Tonbänder von Hubbard's Vorträgen als Vorbedingung für den Besuch dieser Kurse kaufen. Die Tonbänder werden im allgemeinen für etwa dreissig Pfund verkauft, und Hubbard hielt tausende von Vorträgen. Von jedem Scientologen wird erwartet, daß er mindestens zwei E-Meter kauft, in der Preislage von siebenhundert bis zweitausendsiebenhundertfünfzig britischen Pfund. Die Bauteile, aus denen ein E-Meter besteht, kosten nur einen Bruchteil davon.

SCIENTOLOGY LÜGEN

"Mit Wahrheit umzugehen, ist eine Sache für sich ... Teile eine annehmbare Wahrheit mit." L. Ron Hubbard, 'Der fehlende Bestandteil', 13.August 1970.

Scientology behauptet, weltweit sieben Millionen Mitglieder zu haben, dennoch nannte ein interner Mitgliederbericht von 1987 lediglich vierzigtausend. Es gibt auch oft wiederholte Behauptungen, daß sich Hubbards Bücher millionen Mal verkauft haben. In Wahrheit wurden Hubbard-Bücher durch sorgfältig ausgeklügelte Kampagnen auf die Bestsellerlisten "gemogelt". Scientology hat es wahrscheinlich geschafft, durch Rückkauf und Wiederverkauf mehr Bücher zu verkaufen, als gedruckt wurden. Eine Buchhandlung erhielt sogar eine Sendung Bücher, die bereits deren eigene Preisschilder trugen.

PROZESSFÜHRUNG UND FAIR GAME

In den sechziger und siebziger Jahren wurde Scientology wegen Ihrer Bereitschaft, Prozesse zu führen, berüchtigt. Solche Prozesse waren selten erfolgreich, bewirkten aber, daß die Medien zögerten, über Scientology zu berichten und viele Kritiker sich zurückzogen. Mit dem Niedergang des Guardian's Office ging das Klagetempo beträchtlich zurück. Nur wichtige Gegner werden jetzt verklagt. Die Zahl der Prozesse gegen Scientology jedoch ging in die Höhe. Berichten zufolge hatte Scientology Anfang 1992 mehr als siebenhundert Verfahren gegen sich.

In seiner Entscheidung am Obersten Gericht von Kalifornien stellte Richter Breckenridge im Jahre 1984 fest: "Zusätzlich zur Verletzung und dem Mißbrauch der Bürgerrechte ihrer eigenen Mitglieder hat die Organisation mit ihrer Fair Game Doktrin über die Jahre hinweg jene Personen, die nicht in der Kirche sind und die sie als Gegner sieht, schikaniert und beschimpft." Im 'Fair Game' Gesetz erklärte Hubbard, daß jene, die von Scientology als Unterdrücker eingestuft wurden, "ihres Eigentums beraubt oder in beliebiger Weise verletzt werden dürfen.... sie dürfen hereingelegt, verklagt, belogen oder zerstört werden".

Der fortgesetzte Gebrauch von Fair Game wurde auch 1984 in London in einem Sorgerechtsprozess festgestellt, sowie in einer Entscheidung eines kalifornischen Berufungsgerichts vom Jahre 1989. In dieser letztgenannten Entscheidung, im Fall Larry Wollersheim gegen die Church of Scientology of California, bestätigte das Gericht Wollersheim's Vorwurf, er sei Gegenstand von Fair Game gewesen. Der Richter stellte weiterhin fest:

"das Verhalten der Kirche war erwiesenermaßen unerhört. Indem sie ihre Position als sein religiöser Führer ausnutzte, nötigten die Kirche und ihre Vertreter Wollersheim dazu, das Auditing fortzusetzen, obwohl seine geistige Gesundheit durch die Praktik wiederholt bedroht war... Wollersheim wurde gezwungen, seine Frau und seine Familie durch die Richtlinie des Abbrechens der Verbindung im Stich zu lassen. Als seine Geisteskrankheit eine solche Stufe erreichte, daß er aktiv seinen Selbstmord plante, wurde ihm verboten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen."

Im Jahre 1992 wurde die Scientology Kirche für schuldig befunden, die "Toronto, Ontario und Königlich Kanadische Berittene Polizei" infiltriert zu haben, sowie die Büroräume der Revenue Canada, des Oberstaatsanwalts von Ontario und der Landesregierung. Tausende von Akten waren von Hubbards Spionagenetzwerk gestohlen worden.

DIE DESTRUKTIVEN AUSWIRKUNGEN VON SCIENTOLOGY

Wie der Wollersheim Fall zeigt, kann Scientology "Auditing" tiefgründig destruktive Auswirkungen haben. Nach einer Untersuchung von achtundvierzig Gruppen berichteten Conway und Siegelman, daß ehemalige Scientologen die höchste Rate an gewalttätigen Ausbrüchen, Wahnvorstellungen, sexuellen Fehlfunktionen und Selbstmordneigung haben. Sie schätzten, daß eine vollständige Erholung von Scientology durchschnittlich zwölfeinhalb Jahre dauert.

Mitglieder werden mit Hubbards verblendeter und unwissenschaftlicher Weltsicht völlig durchtränkt. Sie sehen sich selbst als Teil einer kleinen Elite, von allen Seiten durch eine riesige Konspiration schikaniert. Scientologen sprechen und denken in einer komplizierten von Hubbard geschaffenen Sprache (Scientology Wörterbücher enthalten bis zu mehr als eintausend Seiten an Definitionen). Sie werden trainiert, eine ruhige, fröhliche Erscheinung zu präsentieren, ganz gleich, was ihre wirklichen Gefühle sind. Die meisten werden "Auditingjunkies", unfähig, dem Leben ohne regelmäßige "Sitzungen" ins Auge zu blicken. In jeden Lebensbereich eines Menschen wird eingedrungen, denn Hubbard hat sich über fast jedes Thema ausgelassen, von Unternehmensführung bis zur Kindererziehung.

Scientology ruft eine phobieartige Reaktion gegenüber Praktikern des Psychohygienewesens hervor, daher sind ehemalige Mitglieder meist nicht bereit, professionelle Hilfe aufzusuchen, um wieder auf die Füße zu kommen. Diese Situation wird dadurch erschwert, daß die meisten Praktiker der Psychohygiene unfähig sind, die Kulterfahrung zu verstehen. Dadurch geraten viele ehemalige Scientologen in andere Kultgruppen oder Ableger von Scientology wie z.B. EST (Das Forum), Avatar, Dianasis, Re-Evaluation Co-Counselling oder Idenics.

MAßNAHMEN DES STAATES.

Im Juni 1992 wurde die Church of Scientology durch eine kanadische Jury krimineller Aktivitäten für schuldig befunden. in Deutschlands fahrender politischer Partei wird Scientologen wegen der Richtlinie der Infiltrierung nunmehr die Mitgliedschaft verweigert. Gegen Scientology werden in Frankreich und Spanien Ermittlungen angestellt. Im Februar 1992 billigte der Europarat eine Empfehlung, nach der die Mitgliedsstaaten der EWG Informationsgruppen fördern sollten, um die Öffentlichkeit über Neue Religiöse Bewegungen zu unterrichten. Bis jetzt wurde nichts unternommen.

HILFE FÜR MITGLIEDER

'Wenn ein Freund oder,Verwandter'sich mit Scientology einläßt, ist es wichtig, ihre Entscheidung nicht anzugreifen. Eine Haltung freundlicher Sympathie und die Bereitschaft, zuzuhören, sind sehr wichtig. Der Person Material zu zeigen, das feindselig gegen Scientology ist, wird im allgemeinen ihre Vernarrtheit nur verstärken, wird sie noch abwehrender und weniger gesprächsbereit machen. Seien Sie mit ihren Bedenken gegen Scientology aufrichtig aber nicht aggressiv.

Gestatten Sie dem Menschen, ohne Unterbrechung über den Nutzen zu sprechen, den sie oder er meint, daraus gezogen zu haben. Es ist tatsächlich entscheidend, die Person sprechen zu lassen, denn die Notwendigkeit, Gedanken in Worte zu fassen, macht das Denken oftmals klarer. Versuchen Sie nicht, ihnen das Denken abzunehmen. Unterbrechen Sie nicht und machen Sie keine hinterhältigen Bemerkungen. In einer freundlichen Umgebung werden sie einige der in Scientology liegenden Widersprüche für sich selbst herausfinden. Wenn man sie auffordert, nach solchen Widersprüchen zu suchen, dann kann es passieren, daß sie einfach nicht mehr zuhören.

Wenn Sie sicher sind, daß die Person sich nicht bedroht fühlt, fragen Sie, ob sie bereit ist, sich scientologyfeindliches Material anzusehen, anstatt es ihr einfach vorzulegen. Entführungsdeprogramming ist sowohl moralisch verwerflich als auch gesetzwidrig. In Scientology Fällen ist es auch weitgehend erfolglos. Es gibt jedoch einige wenige Berater, die nicht auf Entführen zurückgreifen und eine ausreichende Kenntnis von Scientology besitzen, um Mitgliedern helfen zu können, ihr Engagement in einer zwangfreien Umgebung neu zu überdenken.

WEITERE INFORMATION

Jon Atack, der Autor dieser Broschüre, war von 1974 bis 1983 Klient der Scientology. Seit seinem Austritt aus der Scientology Kirche hat er viele führende Zeitungen und Zeitschriften beraten, wie zum Beispiel die Sunday Times, Forbes, TIME, die Los Angeles Times und Reader's Digest. Im Jahre 1987 war er der führende Berater für Panorama, den Dokumentarfilm des BBC Fernsehens. Er hat auch [Anm.d.Übers.: die Fernsehgesellschaften:] TVS, Central TV, Granada TV, CBC, NBC, CBS und ABC beraten.

Jon Atack's Buch "A Piece of Blue Sky" (ISBN 0-8184-0499-X) wurde von Lyle Stuart Books in den USA und von Musson Bock Company in Kanada verlegt. "A Piece of Blue Sky" ist eine vierhundertseitige Geschichte von Hubbard, seinen Organisationen und seinen Techniken. In Europa kann es direkt vom Autor in Avalon, Cranston Rd, East Grinstead, West Sussex, RH19 3HG, England, bezogen werden. Zum besseren Verständnis der Glaubensinhalte und Techniken der Scientology siehe auch Hubbards "Handbuch für den Ehrenamtlichen Geistlichen". Zum besseren Verständnis des Manipulativen Charakters der Scientology siehe "Combatting Cult Mind Control" von Steven Hassan (auch in deutsch erschienen bei RoRoRo, Nr. 9391) und "The Anatomy of Illusion" von Thomas und Jacqueline Keiser.