Nur einmal begegnete ich MARLENE in meinem Leben, aber dieser erste
Eindruck war ueberwaeltigend und veraenderte mein Leben. Ich sah sie Anfang der Siebziger
Jahre in Paris. Wieder Zuhause angekommen begann ich ihr zu schreiben und dem Himmel sie
Dank, sie antwortete auf meine Briefe. Signierte mir Fotos, Karten und versah sogar
meine Zeichnungen mit Widmungen. Ich las alles was man ueber 'lovely MARLENE' bekam
und war uebergluecklich die lebende Legende MARLENE DIETRICH zu kennen.
Von nun an war ich in ihrem Bann und sammelte all ihre
Autogramme, Originalfotos, Filme, Schallplatten, CD's, Buecher, Postkarten, Zeitschriften,
Lobby Karten, Tourprogramme, Poster und Pressebilder. In ueber vier Jahrzehnten ist eine interessante
Sammlung mit unveroeffentlichten Buehnen- und Privataufnahmen, sowohl Bild und Ton
zusammengekommen, bis hin zu Teilen MARLENEs privater Garderobe.
Viel ist schon ueber MARLENE geschrieben worden, aber sie
dokumentiert nur: "Quatsch! Wahr ist, dass alles was sie lesen unwahr
ist...". Es gibt wirklich zu viel widerspruechliches im Antiquariat, den
Zeitungsschnippseln und in dem was sich sonst noch in meinen Regalen
stapelt. Sogar das Buch ihrer eigenen Tochter konnte der Ikone nicht das Geringste anhaben. Der Mythos
MARLENE DIETRICH wird weiter strahlen.
Deshalb wage ich es nicht noch eine selbsterfundene
Halbwahrheit ueber ihr faszinierendes und interessantes Leben in die Welt zu setzen.
Einige Fakten, Daten und Stationen ihrer Karriere, ihrer Filme und Schallplatten kann man
auf meinen folgenden detaillierten Seiten nachlesen. Die meisten Buecher und Bildbaende
ueber MARLENE, sogar die Seiten im Internet, zeigen hauptsaechlich ihre Studiofotos.
Natuerlich liebe ich all diese kunstvollen von namhaften Fotografen gestellten Aufnahmen
aus ihren ueber fuenfzig Filmen, aber neben dem schillernden Phaenomen der Kinoleinwand,
gilt mein Hauptinteresse der Entertainerin. Die Tochter Berlins, alleine da draussen auf
den Buehnen der Welt.
Diese One Woman Shows, oft kopiert und nie erreicht, wurden
haeufig von Burt Bacharach dirigiert und musikalisch mitbestimmt. Jahrzehnte spaeter
bereiste ich einige ihre Auftrittsorte in Deutschland und einige im 'Rest' der Welt.
Ueberall der gleiche grosse Erfolg, von Las Vegas hinauf zum Broadway; nach Australien;
England; Deutschland; Polen; Schweden; Daenemark; Holland; Frankreich; Monaco; Italien;
Japan; Hawaii; Russland; Argentinien und Brasilien, wo sie eine ihrer besten Schallplatten
aufnahm, 'DIETRICH IN RIO' (1959 bei Bras.CBS/Columbia) um nur diese zu nennen.
MARLENE startete diese zweite steile Karriere im Dezember
1953 im Sahara Hotel in Las Vegas im Alter von 51 Jahren. Sie tourte in den folgenden 22
Jahren um die ganze Welt und entzueckte ihr Publikum mit ihren unvergesslichen Liedern.
Viele schon bekannt aus ihren fruehen Filmen, Lili Marleen, The Boys in the
Backroom, I Wish You Love, Sag mir wo die Blumen sind und Ich bin von Kopf
bis Fuss auf Liebe eingestellt wurden zu ihrem Markenzeichen. Im gleissenden Kegel des
Scheinwerfers erschien sie im Wechsel mal im schwarzen oder weissen Frack und den Zylinder
immer schraegfrech. Dann wieder in ihren legendaeren ueber und ueber mit Stiftperlen
versehenen Jean-Louis Roben. Diese Pracht wurde noch durch Federn, Pelze und ihren
beruehmten Schwanenmantel vervollkommnet; einfach atemberaubend! Am Ende eines
jeden Konzertes donnerte vom Orchester die Erkennungsmelodie Falling In Love Again immer und immer wieder in
einer Schleife, warhrend MARLENE sich tief vor ihrem Publikum verneigte und lachend den
nicht enden wollenden Applaus genoss. Zugaben gab es nicht.
MARLENE erlaubte 1972 dem Fernsehen ihre Show an zwei Tagen
im New London Theater aufzunehmen. Schon 1960 bei ihrer ersten Aufzeichnung fuer das
schwedische Fernsehen, 1963 in Holland und 1965 in Australien, stand sie diesem Medium skeptisch gegenueber. Auch beim Londoner
Mitschnitt war sie ungluecklich ueber das Ergebnis. Gerne haette sie Orson Welles als
Regisseur verpflichtet, weil sie nie etwas dem Zufall ueberlassen wollte.
MARLENE zog sich nach ihrem schweren Buehnensturz 1975 in
Sydney in ihr Pariser Domizil zurueck und betrat nie wieder eine
Buehne. Sie verpackte und verschnuerte ihre 68 Buehnenkleider, dann verschwanden sie in
einer ihrer Lagerhallen in New York, Los Angeles, London, Paris und Genf.
Einige dieser Kunstwerke, zusammen mit Teilen aus dem
gigantischen Nachlass, sind in der staendigen Ausstellung der Stiftung Deutsche Kinemathek
/ MARLENE DIETRICH COLLECTION BERLIN (MDCB) im neuen Filmmuseum am Potsdamer Platz zu
bewundern.
MARLENE liess sich
1979 noch einmal zu
einer Gastrolle in einem Film ueberreden. Just a Gigolo mit David Bowie in der
Hauptrolle, dem sie nie begegnete ist, ihre Szenen wurden in Paris in der Naehe ihrer
Wohnung gedreht. Der schwedische Designer Mago, ein Freund und staendiger Begleiter in den
letzten Jahren ihres Buehnenschaffens, entwarf auch ihr letztes Filmkostuem und liess es
bei niemand geringeren als im Hause Chanel anfertigen. Nach den Dreharbeiten hielt die
Diva es fuer selbstverstaendlich dieses Kostuem ungefragt zu behalten. Ein typischer Zug
der DIETRICH, auf diese Weise befinden sich heute ueber 50 Filmkostueme in ihrem Nachlass.
Im Jahre 1984 drehte Maximilian Schell einen beruehrenden
Dokumentarfilm ueber ihr Leben MARLENE. Fuer rund 400000 DM sprach sie nur auf
Band, liess sich aber weder filmen noch fotografieren. "Ich bin zu Tode fotografiert
worden!" Die Jahre gehen dahin in ihrer selbst gewaehlten Einsamkeit. Zu oft hat sie
ihre Telefonnummern aendern lassen, nur wenige Auserwaehlte bekamen eine Audienz, nur am
Telefon versteht sich. Alle ihre Zeitgenossen und vertrauten Freunde hatte sie bereits
ueberlebt.Wenig
dringt aus der Wohnung mit den zugezogenen Vorhaengen an die Oeffentlichkeit, aber immer
noch lungern Paparazzis um das luxurioese Haus in der Ave. Montaigne 12. Laden sogar ihre
Kameras auf Kranwagen und versuchen die von ihr aufrecht erhaltene Legende durchs Fenster
zu entmythisieren. Durch ihr hohes Alter war MARLENE geschwaecht und fortan ans Bett
gefesselt. An jenem sonnigen Fruehlingsmorgen am 6. Mai 1992 ging MARLENE DIETRICH in die
Unsterblichkeit ueber. |