Diese Seiten sind ein Auszug aus dem Dia-Vortrag, den ich am 31. Mai 1997 im Moscone-Center in San Francisco anläßlich des Treffens der "Fellowship of Samoa Specialists" in Englisch gehalten habe.

Der Reisebericht zeigt – wie der Vortrag – zwei Gesichtspunkte:

  1. Die Postgeschichte Samoas, das von 1900 bis zur Besetzung am 29.8.1914 eine deutsche Kolonie war, und

     

  2. Bilder von Land und Leuten in Samoa.

1. Die Postgeschichte Samoas 

Die Samoa-Inseln liegen knapp unterhalb des Äquators, annähernd 3.500 km östlich von Australien. Die Inselkette hat vier große Inseln: Upolu, Savai´i (beide West-Samoa), Tutuila und Manua (auch als Amerikanisch-Samoa bekannt). Zusätzlich umfaßt die Inselkette eine Vielzahl von kleineren Inseln.

Die Lage der Inseln zeigt die Karte aus dem Buch "Das deutsche Kolonialreich" (H..Meyer, Leipzig und Wien, 1910):

Die Teilung der Inseln in West- und Amerikanisch Samoa fand am 1.3.1900 statt. West Samoa wurde 1962 unabhängig und gab sich den Namen Samoa i Sisifo. Heute hat Samoa i Sisifo ungefähr 170.000 Einwohner, die große Mehrheit sind Polynesier. Die ersten Missionare der London Missionary Society erreichten die Inseln um 1830. Sie kamen mit Segelschiffen, die meist über Sydney liefen. Der anschließend abgebildete Brief eines Missionars vom 8. Oktober 1839 war nach London gerichtet und benötigte für seinen Weg fünf Monate.

Zu dieser Zeit gab es noch keine Briefmarken. Später wurden die Briefe mit den Marken der Nachbarländer, wie Australien und Neuseeland, und ab 1847 auch mit den Marken der Vereinigten Staaten befördert.

Ab 1877 gab es ein privates Postsystem (AGAR) auf Samoa, das jedoch nicht dem Weltpostverein angehörte. Die AGAR-Marken mußten daher – bis auf geduldete Ausnahmen – mit den Marken der o.g. Länder zusätzlich frankiert werden. Das – vergrößerte – Briefstück zeigt eine AGAR-Marke neben einer Marke aus Neuseeland.

Die Beförderungszeit für Poststücke hatte sich inzwischen auf drei Monate verkürzt.

Während einer "Interimsperiode" von 1881 bis 1886 gab es wieder keine eigenen Samoanischen Marken. Der folgende Brief ist daher nur mit einer fünf cents US-Marke frankiert.

1886 eröffnete die "Davis-Post", die ebenfalls eine Privatpost war. Sie bestand bis zum 28.2.1900, als Samoa deutsch wurde. Die folgende Abbildung zeigt einen Brief vom 13. August 1889 aus Apia, der Hauptstadt Samoas, nach London, der mit Marken der Davispost und einer zusätzlichen Fünf cent-Marke der USA frankiert wurde. Der Brief benötigte nunmehr nur noch 34 Tage bis zum Ziel.

Im Jahr 1886 eröffnete auch die Deutsche Reichspost eine Postagentur in Apia. Diese gehörte von Beginn an zum Weltpostverein. Daher konnte allein mit deutschen Marken frankiert werden. Sehen Sie drei Beispiele für die während der deutschen Zeit (ab März 1900 Kolonie) benutzten Marken. Brief 1 trägt eine 20-Pf-Marke der "Pfennig-Ausgabe" und wurde am 8. Januar 1889 in Apia abgesandt. Übrigens brannte am Tag danach das Postamt ab und der Stempel ging verloren.

Brief 1 vom 8. Januar 1889 nach Potsdam.

Brief 2 vom 16.2.1901 mit der ersten Überdruck-Ausgabe für das neue Schutzgebiet Samoa in Mischfrankatur mit der endgültigen Ausgabe nach Colditz in Sachsen.

 

Brief 3 vom 7.12.1910 mit den Marken der endgültigen Kolonialausgabe (Yacht Hohenzollern) als eingeschriebener Brief mit dem seltenen Stempel ALEIPATA SAMOA. Aleipata liegt am südöstlichen Ende der Insel Upolu.

 

Die letzte Post vor der Besetzung erreichte Samoa via Pago Pago (Amerikanisch Samoa) am 20. August 1914. Die Post wurde wegen des gerade begonnenen Weltkrieges vom deutschen Gouvernement zensiert und erhielt ein Siegel sowie den handschriftlichen Vermerk "Unter Kriegsrecht geöffnet". Sehen Sie die Vorder- und Rückseite eines der z.Zt. 13 bekannten Belege von diesem Tag.

 

Nach der Besetzung samoas durch neuseeländische Truppen am 29.8.1914 wurde das Überdrucken der vorgefundenen deutschen Marken angeordnet. Diese Marken wurden am 5.9.1914 erstmals verausgabt. Sehen Sie die vergrößerte Abbildung der

"1 Shilling." – Marke auf der deutschen Marke zu 1 Mark. Die gleiche Marke zu 1 Sh gibt es auch als Fehldruck "1 Shillings." Dieser Fehldruck ist jedoch häufiger als die korrekte Inschrift.

Durch den Friedensvertrag von Versailles erhielt Neuseeland Samoa als Mandatsgebiet. Ein Beispiel für die Marken dieser Zeit sind auf dem folgenden Brief nach Papua-New Guinea zu sehen.

Die unabhängige Post von Samoa gab Marken zum Gedenken an den Samoavertrag von 1889 und die Maueröffnung 1989 Briefmarken heraus, die auf dem Brief aus Apia vom 16. November 1992 zu sehen sind.

 

2. Bilder von Land und Leuten in Samoa.

Schon 1986 waren meine Frau und ich auf Samoa gewesen. Nun wollten wir im Jahre 1992 nochmals diese herrlichen Inseln besuchen. Wir hoffen, dass die folgenden Bilder Ihnen einen kleinen Eindruck dieser Inseln vermitteln.

Das erste Foto zeigt eine Ansicht auf Apia. Das große Gebäude in der Mitte ist die Katholische Kirche. Seit der deutschen Zeit hat sich der Ort und die Insel kaum verändert. In den Straßen sind fast nur Polynesier zu sehen.

 

In einem furchtbaren Hurrikan im Jahre 1889 waren deutsche und amerikanische Schiffe gesunken. Das folgende Denkmal erinnert seit der Kolonialzeit an die "Im Orkane am 16. März 1889 bei den Samoa Inseln mit S.M. Kanonenboot "Eber" und S.M. Krzr. "Adler" gebliebenen."

 

Die Samoaner tragen in West-Samoa fast nur alte Tracht. Zum Beispiel den Wickelrock. Sehen Sie, wie auf dem folgenden Bild ein Samoaner freundlich meine Frau vor dem Parlament begrüßt.

Von 1890 bis zu seinem Tode im Jahre 1894 lebte der Dichter der "Schatzinsel", Robert Louis Stevenson, in einem schönen Haus "Vailima" auf Samoa. Stevenson liebte Samoa und die Samoaner liebten ihn. Sie nannten ihn "Tusitala", "Storyteller".

Sein Haus war in deutscher Zeit das Gouverneurshaus und ist heute das Gästehaus der Regierung. Auf dem Bild kommt uns ein Samoaner vor dem Haus Stevensons entgegen.

Die Samoa Inseln sind landschaftlich so, wie ein jeder sich die Südsee vorstellt. Einen Eindruck erhalten Sie durch das Bild des Strandes von Hideaway Beach, auf der Südseite der Insel Upolu.

Das Samoanische Wort Fia Fia bedeutet "Gesang und Tanz". Bei einer solchen Veranstaltung, die seit Urzeiten unverändert ist, zeigen die Samoaner ihr Talent für Gesang und Tanz. Alle Sänger und Tänzer waren übrigens Angestellte unseres Hotels! Die folgenden zwei Bilder können nur etwas die wunderbare Atmosphäre einer solchen Fia Fia wiedergeben. Die Frauen machen den Sitztanz und zeigen mit graziösen Armbewegungen die Geschichte, die sie mit ihrem Gesang und Tanz erzählen.

 

Die Männer – die meist tätowiert sind – haben herrliche Stimmen und singen zur Gitarrenbegleitung.

 

Auf der Nachbarinsel Savai´i sehen wir die alte Kunst der Tapa-Herstellung. Dies sind geflochtenen und bemalte Matten.

 

Die Samoaner sind seit der Christianisierung durch die Missionare sehr eifrige Kirchgänger. Das zeigt das Bild vor der kleinen Kirche. Die Frauen tragen schöne Hüte und die Männer am Sonntag Krawatten zum weißen Hemd und zum Rock.

Die Samoaner sind seit der Christianisierung durch die Missionare sehr eifrige Kirchgänger. Das zeigt das Bild vor der kleinen Kirche. Die Frauen tragen schöne Hüte und die Männer am Sonntag Krawatten zum weißen Hemd und zum Rock.

Als wir zum Flughafen fahren, sehen wir in einem Dorf an der Küste eine Wäscherin, die auf alte Weise ihrer Waschpflicht nachkommt.

TALOFA SAMOA!

Wir lieben dich, Samoa. Gern kommen wir wieder zu diesen freundlichen Menschen zurück, die heute noch nach alter Art der Südsee leben.