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Worte einer Tempelpriesterin an alle Sohnmänner

Von Sabine Lichtenfels

Wir Frauen sind mitverantwortlich dafür, daß der Archetyp des neuen Mannes entsteht, der erwachsene Liebhaber. Die Urliebe zwischen Frau und Mann liegt im Kern eines sinnlichen Friedens auf der Erde. Sabine Lichtenfels versetzte sich in das Wissen einer erotisch wissenden Tempelpriesterin. Aus deren Sicht ist die heutige patriarchale Gesellschaft eine Kultur der Sohnmänner.

Der Schmerz, der sich in deiner Seele zusammenballt, ist der Schmerz aller Sohnmänner, die ihre Mutter zu früh verloren haben. Diesen Schmerz haben alle liebenden Söhne erfahren, da alle Mütter in den Untergrund der Versklavung gedrängt wurden.

Liebhaber und gleichzeitig Befreier der Mutter zu sein, ist das große Verlangen, nach dem deine Seele dürstet. Die unerlöste Mutter ruft in deiner Seele als heimliche Verlockung und süßes Versprechen. Ihre himmlische Süße hat dich dazu bewegt, überhaupt auf diesen Planeten zu kommen. Aber als du dann auf diese Erde kamst, haben sich die Umstände schnell verändert und verwirrt. Du fühltest es bald: ein Teil von ihr war nicht anwesend, war wie in eine stille Trauer eingehüllt. Sie war immer fort. Unerreichbar hinter tausend Schleiern verborgen erinnerte sie dich doch immer an das ursprüngliche Versprechen. Dies machte deine Seele schon früh trunken vor Sehnsucht und Verlangen.

Ein früher Schmerz zeichnete dein Wachstum als Mann. Du konntest nie wirklich bei deiner Mutter landen. Du erlebtest eine Mutter, die Sklavin eines Ehemanns war, die ihr liebendes Herz vor den eifersüchtigen Betrachtungen ihres Herrn verbergen mußte. Nicht nur ihr Gatte war ihr Herr, die ganze Gesellschaft war es: ihr Tyrann, ihr Joch, unter das sie ihre liebende Seele gebeugt hatte. Auf diese Weise verwandelte sich im Laufe der Jahrhunderte die süße und heilige, von dir angebetete, sinnliche Fee in ein fauchendes Muttertier und Ungeheuer, das dich lockte und bedrohte, das von dir Stärke verlangte und dich doch schon früh durch ihre Frustration beherrschte.

Da war es: das Weib, das dich sinnlich lockte und doch zurückwies, wenn du ihr folgtest. Und da war es: das Biest, das dich strafte, wenn sich deine Seele vor Wut und Enttäuschung zusammenballte.

Auf einmal stießest du auf Abweisung, wo du ursprünglich lieben wolltest. Jetzt findest du ein höriges Muttertier, obwohl dich ursprünglich eine freie Seele gerufen hat. Du kannst zuschauen, wie sich ihr erotisches Versprechen wandelt in etwas, das du als zutiefst häßlich und bedrohlich empfindest.

Dabei bist du das heimliche Ziel ihres Verlangens, ihrer Sehnsucht und ihres Begehrens. Du bist ihr heimlicher Geliebter, ihr Ritter, ihr Prinz, der sie befreien soll aus den Klauen ihres langweiligen Tyrannen, des Ehemanns, der nicht erfüllen konnte, wonach sie verlangte. In ihrer stillen Verachtung ihm gegenüber empfindest du die Verachtung des gesamten weiblichen Geschlechtes gegenüber den Männern. Denn auch das fühlte deine noch junge und kindliche Seele: Vater hat versagt, und mit ihm das ganze männliche Geschlecht.

Wenn du ihr Blumen schenktest, die du auf den Wiesen fandest, dann sahst du in ihrem Blick die Freude, für die du alles tun würdest. Du lasest in ihren Augen die Hoffnung, die sprach: Vermagst du, mich zurückzuführen in meine wahre Schönheit als liebendes Wesen, in meine Wildheit und Verspieltheit? Vermagst du mein urweibliches Lied wieder zum Klingen zu bringen, mein Herz zum Fühlen?


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