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Das "erste Mal": Einweihung und Vorbereitung
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Können Sie sich an Ihr "erstes Mal" erinnern? Bestimmt. Alle Frauen können das; denn ob wir wollen oder nicht, der erste Sex hat eine große Bedeutung für das spätere Liebesleben, für unser weibliches und sexuelles Selbstbewußtsein. Es lohnt sich deshalb, junge Frauen bei ihrer Vorbereitung zu unterstützen.
Die Psychologin und spirituell-schamanische Lehrerin Karin Linnander hat es in vielen Gesprächen und Gruppen erfahren: "So wichtig die erste sexuelle Erfahrung für Mädchen ist, bei vielen war es ein negatives Erlebnis: zu früh, zu schnell, zu viel Alkohol, zu wenig Liebe. Es gibt sehr schöne und intime Beweggründe, um Sexualität mit einem Partner zu haben, im Besonderen um sich selbst und dem anderen sinnliche Freude zu bereiten. Aber meistens haben wir aus Unerfahrenheit schlechte Gründe gewählt: es hinter sich zu bringen, den Freund nicht zu verlieren oder nicht die letzte aus der Clique zu sein. Das geht heutigen Mädchen nicht anders - daran haben weder Aufklärung noch sexuelle Revolution viel ver ändern können. Was fehlt, ist ein sinnliches und praktisches Wissen über die Grundbegriffe der Sexualität und der Liebe, eine positive Einstellung zum eigenen Körper und erwachenden Frau-Sein und das Selbstbewußtsein, mit dem sie selbst den Zeitpunkt des ersten Mals bestimmen. Vor allem fehlt eine wissende Unterstützung von Erwachsenen für die Mädchen - welche Gesellschaft will schon wahrhaben, daß die jungen unverheirateten Töchter vor allem mit Gedanken an Sex und Liebe beschäftigt sind?"
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Die 46-Jährige, die seit vielen Jahren Übergangsrituale für Jugendliche anbietet, hat sich im vergangenen Jahr auf das Thema "Das erste Mal" spezialisiert. Für Mädchen ab 13 bietet sie Wochenendkurse für die Verständigung über den ersten Sex und die Vorbereitung auf das Frau-Sein an.
Es ist Donnerstag Abend, zwölf Mädchen sind gekommen. Was heißt hier Mädchen? Kindlich sehen sie alle nicht mehr aus; Körper, Bewegungen und Kleidung signalisieren volle erotische Präsenz. Zwei von ihnen kommen vom Rauchen gerade noch rechtzeitig zu Beginn des Treffens und tragen einen äußerst gelangweilten Gesichtsausdruck.
Die "Sprechstab"-Runde, mit der das Wochenende beginnt und mit der jeder weitere Tag beginnen wird, offenbart viele unterschiedliche Persönlichkeiten. Alle sind mit Zustimmung und Unterstützung der Eltern hier, das ist eine der Bedingungen für die Kursteilnahme. Nur etwa die Hälfte etwa hat das "erste Mal" noch vor sich. Die anderen nennen als Grund ihres Hierseins, "mal richtig darüber zu sprechen und uns mitanderen auszutauschen", oder "zu erfahren, ob ich normal bin", und "vielleicht beim zweiten, dritten oder vierten Mal das ein oder andere anders" zu machen.
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"Es ist gut, wenn einige dabei sind, die schon Sex hatten", sagt Karin Linnander. "Erzählungen und Erfahrungen von Gleichaltrigen werden viel wichtiger genommen als von einer vergleichsweise älteren Frau." Trotzdem achtete sie darauf, daß ihre beiden Assistentinnen verschiedenen Altersgruppen angehören und selbst bereit sind, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Karla z.B. ist 59. Sie vertritt die Kraft der Großmutter, und diese Kraft ist wertvoll, um eine Atmosphäre des Vertrauens und des Respekts zu schaffen und zu halten.
Nachdem der Sprechstab fast zwei Stunden lang gekreist ist, sind wir schon in das Thema eingestiegen, indem wir nichts getan haben als zuzuhören. Die beiden, die anfangs so skeptisch aussahen, Elke und Anna heißen sie, haben ebenfalls von ihren Wünschen und Fragen berichtet. Wir alle haben das Gefühl, die erste Vertrauensbasis ist gelegt, der Kreis ist entstanden. Dieser Kreis wird in den nächsten drei Tagen das sichere und vertraute Gefäß sein, in dem die Mädchen immer tiefer an ihre Fragen kommen können.