Liebst du meinen Mann nicht auch? Verständigung zwischen Eva und Lilith.Was ist bloß mit den beiden Frauen los? Bis vor kurzem waren sie doch noch beste Freundinnen. Die eine bin natürlich ich. Die andere Rolle auf der Bühne des Lebens wurde im Laufe der Jahre von meinen verschiedenen besten Freundinnen eingenommen. Von Leila Dregger Was ist bloß mit diesen beiden Frauen los? Wißt ihr noch, wieviel Zeit sie zusammen verbrachten, wie sie redeten, über alles und alle? Morgens besuchte schon die eine die andere und brachte ihr einen Tee und die neuesten Gedanken ans Bett. Sie planten und starteten große gemeinsame Vorhaben. Die eine fuhr Hunderte von Kilometern, um einen Nachmittag mit der anderen nicht zu versäumen. Beste Freundinnen. Unzertrennlich. Und jetzt? Oh je. Die beiden in einem Raum zusammen, und schon ist jede Unterhaltung unmöglich. Schneller als man gucken kann, keifen sie los, aus nichtigstem Anlaß. Es braucht nur die eine was zu sagen, schon geht die andere unter die Decke. "Mit dir würde ich nie zusammenarbeiten." "Darauf verzichte ich auch." Türe knallen rechts, peng. Türe knallen links, peng. Szene aus. Was los ist, weiß niemand. Inzwischen - man hat sie mehrmals um Ruhe gebeten - sind sie auf der Hut. Aber es knirscht. Sobald beide zusammen in einem Hause sind, knirscht jede Bewegung, jedes Wort. Zäh und mühsam sind ihre Versuche, sich politisch korrekt zu verhalten. Besucher vermeiden überflüssige Worte, denn jedes könnte wie ein Streichholz sein in diesem Pulverfaß. Die Spannung zwischen den beiden Frauen erzeugt ein elektrisches Feld und läßt vermutlich nachts die Wände in einem grünlichen Blau erglühen. Wahrscheinlich könnte man mit ihr einen mittelgroßen Generator antreiben, schade, dass noch keiner diese Erfindung gemacht hat. Sie beobachten und belauern sich, jede Regung der anderen wird registriert. Und wenn eine von beiden irgendeine Art von Erfolg hat, fällt die andere in tiefe Trübsal. Was los ist, weiß natürlich jeder. Die beiden lieben denselben Mann. Und das heißt: Krieg. Aus mit lustig, aus mit Frauenfreundschaft. Wenn zwei Frauen denselben Mann lieben, ist es vorbei mit ihrer Frauensolidarität. So ist es nun mal in der Welt, so wie sie ist: Darin gibt es keine Möglichkeit, erotische Liebe zu Männern und Freundschaft mit Frauen zu verbinden. Eine übermächtige Vorsehung zwingt uns, die bisherige beste Freundin zur Todfeindin zu machen - und zwar einzig aus dem Grund, weil sie denselben Geschmack hat wie wir selbst. "Die andere Frau muß weg - damit ich ihn lieben kann." So spricht die Bosheit der Frau. So spricht die ewige Tochter, die die Liebe zum Papa nie zeigen konnte, weil die Mama vor Eifersucht bebte - und die Oma und die Uroma und alle Frauen der patriarchalen Epoche. So spricht es im Inneren des Weibes - solange sie selbst nur zu bereit ist, die andere aus dem Weg zu räumen, um zu ihrem Ziel zu kommen: dem Mann. "Eines Tages ist sie weg, und ich bin an ihrer Stelle."
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