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Angela Davis
Die Köpfe auf den Plakaten der weltweiten 68-er Revolte waren die
Köpfe von Männern. Che Guevara, Salvador Allende und Mao Tse Tung.
Keine Frau - außer einer. Einer schwarzen Frau mit großer
Afro-Mähne, eine die "Black is beautiful" weltweit bekannt machte: Angela
Davis.
Angela Y. Davis ist eine der wenigen bekannten Überlebenden der
Bürgerrechtsbewegung, deren exponierteste VertreterInnen wie Malcolm
X, Martin Luther King, George Jackson ermordet wurden. 1973, als weibliche,
schwarze, junge Professorin und erklärte Kommunistin wurde sie in den
USA unter falscher Beschuldigung wegen Mord, Entführung, Verschwörung
angeklagt. Sie ging in den Untergrund, wurde nach abenteuerlicher Flucht
gefaßt und war fast zwei Jahre in Untersuchungshaft, bevor sie in allen
Anklagepunkten freigesprochen wurde. Eine weltweite Solidaritätsbewegung
"Free Angela Davis" hatte dem Fall internationale Bekanntheit gegeben und
sie zu einem Symbol für den Widerstand der Schwarzen in allen Ländern
der Erde gemacht.
Heute ist Angela Y. Davis Bürgerrechtlerin, Professorin und Schriftstellerin
und lebt mit ihrer Mutter in Kalifornien. Mit einem unglaublichen Arbeitspensum
tritt sie ein für Menschenrechte, vor allem auch für Frauenrechte
und die Rechte von politischen Gefangenen weltweit. Angela Y. Davis ist einer
der herausragenden Persönlichkeiten der internationalen Frauen- und
Friedensbewegung. Ihr Hauptengagement gilt den Menschenrechten in den
privatisierten amerikanischen Gefängnissen. In den USA sind heute fast
2 Millionen Menschen hinter Gittern. Angela geht davon aus, daß
gesellschaftliche Probleme wie Armut, die politisch nicht mehr gelöst
werden können, in die Gefängnisse verlagert und damit unsichtbar
gemacht werden. Das trifft vor allem alleinerziehende Mütter, die aus
Armutsgründen zu Kleinkriminalität gezwungen sind.
Aus einem Interview mit ihr von Ellen Diederich: "Woher beziehst du deine
immense Energie? Wann ist der Punkt, wo du sagst, es ist genug, ich kann
es nicht länger ertragen?"
Angela: "Als ich im Gefängnis war, erfuhr ich, wie gewaltig die Bewegung
war und wie viele Menschen weitergemacht haben, ohne daran zu denken, wie
ausgebrannt sie waren. Wenn sie nicht so gearbeitet hätten, wäre
ich heute noch im Gefängnis. Wenn mich jemand begleitet, ist er am Ende
des Tages völlig erschöpft. Freunde fragen mich, woher hast du
diese Energie? Ich weiß nur: Es ist einfach notwendig."
"Was ist das Motiv für deine politische Arbeit?"
"Ich möchte aus der Perspektive einer schwarzen Frau reden, die, wie
manchmal gesagt wird, im Bauch des Monsters lebt. In den Vereinigten Staaten
leben wir in einer Gesellschaft, in der Frauen systematisch unterdrückt
werden und in der der Rassismus ungenannte Leiden für die Millionen
der indianischen Bevölkerung, die Schwarzen, Asiaten, Chicanos,
Puertorikaner bedeutet. Für mich war die Revolution nie etwas, was man
mal tun müßte, bevor man sich zur Ruhe setzte; sie war kein modischer
Club mit einem neu geprägtem Jargon oder eine neue Art des
gesellschaftlichen Lebens, das durch Risiko und Zusammenstöße
an Spannung und durch die Kostümierung an Glanz gewann. Die Revolution
ist eine ernsthafte Sache, die ernsthafteste im Leben eines Revolutionärs.
Wenn man sich zum Kampf verpflichtet, muß es fürs ganze Leben
sein."
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