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Die wirtschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands zwischen 1991 – 1999 [1]

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download als PDF-Datei (255 kb) Die ersten zehn Jahre der Wiedervereinigung waren von einem tiefgreifenden Wandel der ostdeutschen Wirtschaft geprägt, wobei am Anfang ein beispielloser Absturz stand. Das anfänglich starke Wachstum der Wirtschaft wurde Mitte der 90er Jahre durch eine anhaltende Stagnation abgelöst.

So wie die Bautätigkeit im Osten - hervorgerufen und gefördert durch die Öffentliche Hand - Motor des Wirtschaftsbooms war, ist sie auch Hauptursache für das frühzeitige Ende des Wirtschafts„wunders“. Die Lohnsteigerungen der ostdeutschen Beschäftigten lagen in der Vergangenheit deutlich unter der Steigerung der Arbeitsproduktivität und scheiden als Ursache für die ostdeutsche Misere aus. Das gravierendste Problem ist nach wie vor die hohe Arbeitslosigkeit, daher wird sie im Folgenden ausführlicher betrachtet. Ausführungen zur Einkommensverteilung zwischen Kapital und Arbeit runden den Beitrag ab.

 

Die ersten zehn Jahre der Wiedervereinigung waren von einem tiefgreifenden Wandel der ostdeutschen Wirtschaft geprägt, wobei am Anfang ein beispielloser Absturz stand:

 

Ereignis[2]

 

Erster Weltkrieg

 

 

Industrieproduktion Deutschlands

1913

100 %

 

Industrieproduktion Deutschlands

1919

  57 %

Zweiter Weltkrieg

 

 

Industrieproduktion Ost-Deutschlands

1938

100 %

 

Industrieproduktion Ost-Deutschlands

1946

  42 %

Planwirtschaft zur Marktwirtschaft

 

 

DDR-Industrieproduktion

1989

100 %

 

Industrieproduktion der neuen Bundesländer

1992

  31 %

 

Das Bruttoinlandsprodukt Ostdeutschlands fiel in diesem Zeitraum um 35 Prozent[3].

 

 

Bruttoinlandsprodukt

 

Von 1991 bis 1999 stieg das nominale Bruttoinlandsprodukt[4] der neuen Bundesländer wieder - im Durchschnitt jährlich um 9,9 Prozent und damit deutlich schneller als in den alten Bundesländern (alte Flächenländer[5]: 2,9 %).

Diese Entwicklung ist so beachtlicher, als der - durch den Anschluss der DDR gem. Art. 23 a.F. des GG der BRD in Westdeutschland ausgelöste - Vereinigungsboom enorme Impulse auf die dortige Wirtschaft mit sich brachte. So lag gemäß einer wirtschaftlichen Simulationsrechnung[6] noch Ende 1997 „die Bruttowertschöpfung insgesamt in Westdeutschland deutlich über dem vom IWH-Modell ohne Wiedervereinigung prognostizierten Niveau.“

 

Dieses Wachstum in Ostdeutschland wurde hauptsächlich durch einen extrem expandierenden Bausektor, durch baunahe Zulieferbetriebe sowie einzelne Dienstleistungen erzielt. So entfielen fast 2/3 der gesamten Bruttoanlageinvestitionen auf Bauinvestitionen, dadurch wurde eine ungewöhnlich hohe Investitionsquote von 30 Prozent erzeugt[7].

 

In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre schwächte sich das ostdeutsche Wachstumstempo stark ab, und seit 1997 ist es geringer als in Westdeutschland. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf den Schrumpfungsprozess der Bautätigkeit und die Verringerung der in investiven Ausgaben der öffentlichen Hand den neuen Ländern zurückzuführen[8]. Es ist damit zu rechnen, dass dieser Schrumpfungsprozess sich abgeschwächt fortsetzt.[9]

 

Im vergangenen Jahr nahm das nominale Bruttoinlandsprodukt in den alten Flächenländern um 2,6 Prozent zu, in den neuen Ländern nur um 2,4 Prozent. So ist auch die Kennziffer „Ausrüstungsinvestition je Erwerbstätigen“ in den neuen Ländern, im Jahr 1999 erstmals seit 1992 unter das Westniveau gefallen (- 10 %)[10].

 

Die Zahlen im Überblick:

 

 

BB

MV

SN

ST

TH

nFlLä

aFlLä

nLä / aLä

Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen

 

 

 

 

[Mio. DM]

1991

36.892

26.973

68.030

38.553

32.324

202.772

2.472.786

8,2 %

 

1992

47.883

34.331

87.620

50.270

45.250

265.354

2.607.813

10,2 %

 

1993

57.702

40.582

104.981

60.989

55.095

319.349

2.620.920

12,2 %

 

1994

66.642

47.270

121.463

69.322

63.839

368.536

2.720.961

13,5 %

 

1995

72.169

51.327

132.072

73.312

66.853

395.733

2.813.071

14,1 %

 

1996

75.108

53.066

136.162

76.079

69.677

410.092

2.860.991

14,3 %

 

1997

76.510

53.691

136.476

77.678

72.070

416.425

2.931.466

14,2 %

 

1998

78.082

54.577

137.751

78.623

73.692

422.725

3.035.195

13,9 %

 

1999

79.677

55.747

141.273

79.958

76.208

432.863

3.113.051

13,9 %

Veränderung gegenüber dem Vorjahr

 

 

 

 

 

 

[%]

1992

29,8%

27,3%

28,8%

30,4%

40,0%

30,9%

5,5%

 

 

1993

20,5%

18,2%

19,8%

21,3%

21,8%

20,3%

0,5%

 

 

1994

15,5%

16,5%

15,7%

13,7%

15,9%

15,4%

3,8%

 

 

1995

8,3%

8,6%

8,7%

5,8%

4,7%

7,4%

3,4%

 

 

1996

4,1%

3,4%

3,1%

3,8%

4,2%

3,6%

1,7%

 

 

1997

1,9%

1,2%

0,2%

2,1%

3,4%

1,5%

2,5%

 

 

1998

2,1%

1,7%

0,9%

1,2%

2,3%

1,5%

3,5%

 

 

1999

2,0%

2,1%

2,6%

1,7%

3,4%

2,4%

2,6%

 

 

Für das Jahr 2000 wird wiederum ein schwächeres Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Produktion in den neuen Bundesländern prognostiziert[11].

 

Erwerbstätigkeit

 

Diese Entwicklung ging mit einem enormen Abbau der Erwerbstätigkeit in Ostdeutschland einher (im Jahresdurchschnitt – 2,1 %; alte Flächenländer – 0,2 %).

 

So liegt die reale Arbeitslosenquote in den neuen Ländern, incl. der verschiedenen Formen der versteckten Arbeitslosigkeit (Arbeitsbeschaffung und Requalifizierung sowie Kurzarbeit), seit Jahren bei ca. 25 Prozent[12]. Auch hier ist die Betrachtung der einzelnen Jahre aufschlussreich:

 

Betrug die reale Arbeitslosenquote – trotz enormer Entlastung durch Abwanderungen – 1991 bereits 34 Prozent, stieg sie im Folgejahr nochmals auf 41 Prozent. Diese hohe Quote ist insbesondere den vielen Kurzarbeitern[13], i.d.R. sog. „Kurzarbeit Null“, geschuldet. Ab 1992 griffen zudem, neben dem Altersübergangsgeld, auch andere arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, wie ABM und Weiterbildung. Ab 1993 wurde die versteckte Arbeitslosigkeit massiv abgebaut, das erfolgte nicht nur zu Lasten der offiziellen Arbeitslosigkeit, sondern die reguläre Beschäftigung stieg zeitgleich wieder an! Entsprechend sank die reale Arbeitslosenquote stetig, wenn auch immer langsamer auf die o.g. 25 Prozent.

 

In Ostdeutschland gab es 1999 sogar rd. 130.000 regulär Beschäftigte mehr als 1991. Fast eine Erfolgsgeschichte für Politiker, wenn diese dann nicht zugeben müssten, in den Anfangsjahren massiv Arbeitslose in der offiziellen Statistik versteckt zu haben und noch verstecken.

 

Die Zahlen im Überblick[14]!:

 

Bevölkerung

Erwerbs-

personen

offizielle

Arbeitslose

versteckte

Arbeitslose

regulär

Beschäftigte

reale

Arbeitslosenquote

Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland[15] [absolute Zahlen in tausend; Verhältniszahlen in %]

1991

15.910

8.234

   913

1.864

5.457

34 %

1992

15.730

7.557

1.170

1.933

4.454

41 %

1993

15.645

7.368

1.149

1.608

4.611

37 %

1994

15.564

7.472

1.142

1.284

5.046

32 %

1995

15.505

7.443

1.047

1.038

5.358

28 %

1996

15.451

7.436

1.169

   817

5.450

27 %

1997

15.405

7.442

1.364

   607

5.471

26 %

1998

15.335

7.430

1.375

   517

5.538

25 %

1999

15.267

7.454

1.344

   518

5.591

25 %

Arbeitslosigkeit in Westdeutschland – zum Vergleich -

1999

66.896

29.329

2.756

   296

26.277

10 %

 

 

Arbeitsproduktivität

 

Arbeitsproduktivität ist die Pro-Kopf-Produktivität, d.h. der Quotient aus dem Bruttoinlandsprodukt und der Zahl der Erwerbstätigen. Dabei ist sie eine statistische Durchschnittsgröße, die zwar keine Aussage über die Zurechnung der Produktivitätszunahme auf die Produktionsfaktoren (Arbeit und Kapital) erlaubt[16], jedoch in der Lohnpolitik durch die Arbeitgeber als Orientierungsgröße genannt wird. In der Volkswirtschaft gibt nämlich - bei vollkommener Konkurrenz - die Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität die Zunahme des Pro-Kopf-Einkommens an und somit bei produktivitätsorientierten Lohnpolitik den Spielraum, innerhalb dessen Reallohnerhöhungen vorgenommen werden können, ohne dass sich das Preisniveau erhöht.[17]

 

Nun sind die Prämissen einer produktivitätsorientierten Lohnpolitik, wie vollkommene Konkurrenz und eine abgeschlossene Volkswirtschaft, in Ostdeutschland keinesfalls gegeben, auch hatten die Ostdeutschen mit einer doppelt so hohen Inflation wie im Westen[18] - aufgrund der Erhöhung der administrierten Preise (Mieten etc.) – zu tun, aber im Folgenden soll trotzdem untersucht werden, inwieweit eine produktivitätsorientierten Lohnpolitik in Ostdeutschland verfolgt wurde:

 

Die Arbeitsproduktivität in den neuen Bundesländern stieg im Vergleichszeitraum (1991 bis 1999) um 153 Prozent, in den alten Flächenländern um 28 Prozent.

 

Die Zahlen im Überblick:

 

 

BB

MV

SN

ST

TH

nFlLä

aFlLä

nLä / aLä

BIP je Erwerbstätigen

 

 

 

 

 

[DM]

1991

31.038

31.812

30.227

30.143

26.249

29.830

88.490

33,7 %

 

1992

45.732

45.639

45.037

44.832

43.432

44.915

92.386

48,6 %

 

1993

56.754

55.371

55.748

55.961

54.023

55.613

94.123

59,1 %

 

1994

64.025

62.944

63.034

62.351

61.280

62.757

98.508

63,7 %

 

1995

68.128

66.826

66.863

65.128

63.771

66.213

102.256

64,8 %

 

1996

71.073

69.891

69.433

69.259

67.434

69.402

104.617

66,3 %

 

1997

73.234

72.246

70.961

72.877

71.101

71.913

107.673

66,8 %

 

1998

74.887

74.020

72.477

74.128

72.426

73.359

110.700

66,3 %

 

1999

77.238

76.272

74.427

76.610

74.204

75.526

112.861

66,9 %

1991=100

 

 

 

 

 

 

 

 

1991

100

100

100

100

100

100

100

 

1992

147

143

149

149

165

151

104

 

1993

183

174

184

186

206

186

106

 

1994

206

198

209

207

233

210

111

 

1995

219

210

221

216

243

222

116

 

1996

229

220

230

230

257

233

118

 

1997

236

227

235

242

271

241

122

 

1998

241

233

240

246

276

246

125

 

1999

249

240

246

254

283

253

128

 

Aufgrund der geringen Ausgangsbasis hat Thüringen einen überdurchschnittlichen Anstieg zu verzeichnen und dadurch seinen Rückstand zu den anderen neuen Bundesländern verringern können.

 

Der Anstieg der Arbeitnehmerentgelte[19] in den neuen Bundesländern insgesamt blieb mit 93 Prozent und auch in den alten Flächenländern mit 24 Prozent deutlich unter dem Produktivitätsanstieg, wie folgende Übersicht zeigt:

 

 

BB

MV

SN

ST

TH

nFlLä

aFlLä

nLä / aLä

Arbeitnehmerentgelt (Inland) je Arbeitnehmer[20]

 

 

 

[DM]

1991

26.638

25.895

25.912

25.779

25.069

25.860

53.612

48,2 %

Bruttolohn + Sozialbeiträge der Arbeitgeber je Beschäftigten

1992

36.736

35.066

35.082

35.109

34.331

35.246

56.965

61,9 %

1993

41.816

40.161

40.138

40.313

39.080

40.284

58.537

68,8 %

1994

44.659

43.265

42.712

43.128

42.250

43.127

60.133

71,7 %

1995

46.565

45.274

45.423

45.250

44.136

45.349

62.460

72,6 %

1996

47.773

46.559

46.608

46.708

45.654

46.662

63.695

73,3 %

1997

48.676

47.345

47.479

47.390

46.767

47.536

64.501

73,7 %

1998

49.443

48.119

48.282

48.198

47.393

48.296

65.292

74,0 %

1999

51.061

49.871

50.016

49.888

49.304

50.034

66.268

75,5 %

1991=100

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1991

100

100

100

100

100

100

100

 

 

1992

138

135

135

136

137

136

106

 

 

1993

157

155

155

156

156

156

109

 

 

1994

168

167

165

167

169

167

112

 

 

1995

175

175

175

176

176

175

117

 

 

1996

179

180

180

181

182

180

119

 

 

1997

183

183

183

184

187

184

120

 

 

1998

186

186

186

187

189

187

122

 

 

1999

192

193

193

194

197

193

124

 

 

Also wurden noch nicht einmal eine produktivitätsorientierten Lohnpolitik realisiert! Insbesondere die Behauptung[21], die starken Lohnzuwächse in den ersten Jahren in Ostdeutschland hätten deutlich über der Produktivität gelegen, wird durch die Statistik widerlegt. Lediglich in 1994 und 1999 lag der Anstieg der Arbeitnehmerentgelte geringfügig über dem der Arbeitsproduktivität:

 

 

 

BB

MV

SN

ST

TH

nFlLä

aFlLä

Arbeitsproduktivität (BIP pro Erwerbstätiger) - Veränderung gegenüber dem Vorjahr

[%]

1992

47,3%

43,5%

49,0%

48,7%

65,5%

50,6%

4,4%

 

1993

24,1%

21,3%

23,8%

24,8%

24,4%

23,8%

1,9%

 

1994

12,8%

13,7%

13,1%

11,4%

13,4%

12,8%

4,7%

 

1995

6,4%

6,2%

6,1%

4,5%

4,1%

5,5%

3,8%

 

1996

4,3%

4,6%

3,8%

6,3%

5,7%

4,8%

2,3%

 

1997

3,0%

3,4%

2,2%

5,2%

5,4%

3,6%

2,9%

 

1998

2,3%

2,5%

2,1%

1,7%

1,9%

2,0%

2,8%

 

1999

3,1%

3,0%

2,7%

3,3%

2,5%

3,0%

2,0%

Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmer            - Veränderung gegenüber dem Vorjahr

[%]

1992

37,9%

35,4%

35,4%

36,2%

36,9%

36,3%

6,3%

 

1993

13,8%

14,5%

14,4%

14,8%

13,8%

14,3%

2,8%

 

1994

6,8%

7,7%

6,4%

7,0%

8,1%

7,1%

2,7%

 

1995

4,3%

4,6%

6,3%

4,9%

4,5%

5,2%

3,9%

 

1996

2,6%

2,8%

2,6%

3,2%

3,4%

2,9%

2,0%

 

1997

1,9%

1,7%

1,9%

1,5%

2,4%

1,9%

1,3%

 

1998

1,6%

1,6%

1,7%

1,7%

1,3%

1,6%

1,2%

 

1999

3,3%

3,6%

3,6%

3,5%

4,0%

3,6%

1,5%

 

Kurioserweise trifft die Behauptung in 1992, 1993 und 1995 – wenn auch im sehr geringen Umfang – für die alten Flächenländer zu.

 

Im Ost/West-Vergleich stiegen die Arbeitnehmerentgelte (ohne Berücksichtigung der im Osten längeren Arbeitszeiten) von 48,2 Prozent Westniveau in 1991 auf 75,5 Prozent in 1999.

 

 

Einkommensverteilung

 

Aus dem ursprünglich hohen Ausgangswert beim Lohn (48,2 % Westniveau, bei 33,7 % Arbeitsproduktivität) und der erfolgten Lohnanpassung (75,5 % Westniveau, bei 66,9 % Arbeitsproduktivität) kann geschlussfolgert werden, dass hinsichtlich der Einkommensverteilung in Ostdeutschland ein starker Rückgang der Lohnquote zu verzeichnen ist. Die revidierten Berechnungen zum Volkseinkommen der Länder liegen leider erst Ende 2000 vor, ein Vergleich mit dem BIP zeigt einen Rückgang der Lohnquote[22] in Ostdeutschland im Berichtszeitraum um 20 Prozentpunkte (von 87 % auf 67 %), während diese in Westdeutschland relativ konstant blieb (von 61 % auf 59 %).

 

Die Lohnquote spiegelt den Anteil des Volkseinkommens wider, der auf den Produktionsfaktor Arbeit entfällt. Der Anteil, der auf den Produktionsfaktor Kapital (Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen) fällt, wird als Profitquote bezeichnet. Dabei stellen Lohn- und Profitquote komplementäre Größen dar: Je größer die eine Quote, um so kleiner die andere et vice versa.[23] Mit der (unbereinigten) Lohnquote ist zwar auch der Anteil der Arbeitnehmer[24] an den Erwerbstätigen, die das BIP erwirtschaften, (d.h. die Arbeitnehmerquote) gefallen, aber die drastische Veränderung kann dadurch keinesfalls erklärt werden.

 

Es hat somit eine deutliche Umverteilung des erwirtschafteten Einkommens von der Lohnquote zugunsten der Profitquote stattgefunden. Realisiert wurde die Umverteilung durch die unter dem Produktivitätsanstieg liegenden „moderaten“ Lohnabschlüsse der letzten Jahre in Ostdeutschland, durch Verbandsflucht der Arbeitgeber bzw. untertarifliche Bezahlung der Arbeitnehmer.

Die Folge ist, dass spätestens seit 1996, trotz einiger Steigerungen von tariflichen Mindestlöhnen, keine signifikante Ost/West-Angleichung der Löhne mehr erkennbar ist[25].

 

 

 

 

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Die Ausführungen stellen die persönliche Meinung des Autors dar. Die angeführten Zahlen wurden nach besten Wissen und Gewissen recherchiert, da aber Fehler nie auszuschließen sind, kann für diese keine Gewähr übernommen werden. Alle Links vom Stand März bzw. September 2000! Für die Richtigkeit und jetzigen Inhalt kann keine Haftung übernommen werden!

[1] wenn nichts anderes vermerkt, beziehen sich die Wirtschaftsdaten auf die VGR der Länder und die Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder vom August 2000 (revidierte Ergebnisse nach ESVG 1995, hrsg.: Statistisches Landesamt BW)

[2] „Freitag“ vom 30.06.2000, nach: http://www.fh-erfurt.de/so/wagner/1muhsitz11ostwest.html

[3] http://www.ph-freiburg.de/wirtcha/kleinkn.htm, aus: Sinn, Gerlinde und Hans-Werner: „Kaltstart-Volkswirtschaftliche Aspekte der deutschen Vereinigung“, Beck-Verlag, Jan. 93

[4] im Vergleich mit den auch nominal ausgewiesenen Arbeitnehmerentgelten bietet sich das nominale BIP, d.h. zu den jeweiligen Preisen, an.

[5] aufgrund der Besonderheiten der bundesdeutschen Stadtstaaten ist deren Einbeziehung in den Vergleich mit den ostdeutschen (Flächen-) Ländern nicht sinnvoll

[6] vgl. G. Müller „Impulse der Wiedervereinigung auf die westdeutsche Wirtschaft“ in Wirtschaftsdienst 1998/VI, S. 357 ff.

[7] vgl. http://www.ph-freiburg.de/wirtcha/kleinkn.htm und die dort aufgeführte Literatur

[8] vgl. DIW-Wochenbericht 36/00 vom 07.09.00

[9] ifo Schnelldienst 23-24/1999 vom 23. August 1999, S. 3

[10] dpa vom 21.12.1999 "IFO-Institut: Aufholprozess der neuen Länder ins Stocken geraten"

[11] ifo Wirtschaftkonjunktur 7/2000, S. A 14

[12] a.a.O., S. 15

[13] 1991 arbeiteten 1,616 Mio. Menschen in Ostdeutschland „kurz“

[14] zu der Thematik stehen – aus naheliegenden Gründen – keine offiziellen Zahlen zur Verfügung. Die Tabelle ist das Ergebnis eigener Berechnungen und für 1999 auch Schätzungen. Es mussten hier Zahlen vor Einführung des ESVG 1995 verwendet werden, daher ist kein Vergleich mit den anderen Zahlen dieser Arbeit möglich.

Verwendete Quellen: „Wirtschaftsdaten der neuen Länder“ des BMWi - Juli 2000 - und „Arbeitsmarkt in Zahlen“ der Bundesanstalt für Arbeit - Jahreszahlen 1999 und Zeitreihen -

[15] neue Länder + Ostberlin

[16] so verhindert ein dauerhaft geringes Lohnniveau geradezu die Substituierung von Arbeit durch Kapital und somit die Zunahme der Arbeitsproduktivität

[17] aus: Gabler-Lexikon der Volkswirtschaft

[18] so stieg der Preisindex für die Lebenshaltung in Ostdeutschland von 1991 bis 1998 um 35 % (Westdeutschland + 17 %)

[19] nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 1995) umfasst das Arbeitnehmerentgelt sämtliche Geld- und Sachleistungen, die von einem Arbeitgeber an einem Arbeitnehmer erbracht werden (Bruttolöhne + Sozialbeiträge der Arbeitgeber); früher: „Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit“

[20] entspricht den Lohnkosten der Arbeitgeber, d.h. allein durch Erhöhung der Sozialabgaben oder Lohnsteuer kann der Staat die Lohnquote erhöhen

[21] vgl. ifo Institut http://ifo.de/orcl/dbssi/stp012.htm, hier wird offenbar das reale BIP in absoluten Zahlen mit den nominalen Löhnen je Beschäftigten verglichen und somit Äpfel mit Birnen. Putzigerweise wird sogar der Außenkurs der DDR-Währung (hier rd. 1:5) zur Beurteilung der Ausgangslage bei den Binnen-Löhnen der nach Westen abgeschotteten DDR zugrunde gelegt!

[22] durch die Basis „BIP“ ist die Lohnquote u.a. durch Abschreibungen/Subventionen und das Auslandseinkommen verzerrt.

[23] vgl. WOLL, Allgemeine Volkswirtschaftslehre, Vahlen-Verlag, 10. Auflage, München 1990, S. 429

[24] hier incl. Beamte

[25] vgl. IFO Schnelldienst 34/99vom 6. Dezember 1999 (Aufbau Ost: eine Zwischenbilanz), S. 16