Am 26. März 1999 soll über Bosnien ein vielbeachteter Luftkampf stattgefunden haben, als nach NATO-Angaben - zwei Boeing F-15C der US Air Force zwei jugoslawische MiG-29 abgeschossen haben wollen. Die F-15C der 493rd Fighter Squadron gehören zur 48th Fighter Wing (Cervia) - früher 53th "Tiger". Eine weiter MiG-29 soll durch eine niederländische F-16 der 315 Sqn. (Amendola) abgeschossen worden sein. Diese 3 Abschüsse von 11 bzw. 14 abgeschossenen MiG-29 (je nachdem was man glauben will) sind als einzige "dokumentiert".
Darstellung in der Flug Revue, Juli-Heft 1999, S. 62:
"Die beiden Eagles der 493rd Fighter Squadron waren um 15.00 Uhr vom Luftwaffenstützpunkt Cervia (an der Adria im Nordosten Italiens) aus zu einem Patrouillenflug über Bosnien gestartet. Der Pilot mit dem Call sign "Boomer" flog dabei die Maschine mit der Kennung "84-014", mit der bereits im März 1991 über dem Irak eine Suchoi Su-22 abgeschossen worden war. Sie trug deshalb auf der Seite eine Irakische Flagge. In der anderen F-15C (86-0156) saß ein Hauptmann mit dem Rufzeichen "Claw" (Namen werden von den US-Streitkräften derzeit nicht freigegeben). Er fungierte als Formationsführer.
Die Mission verlief zunächst ohne besondere Vorkommnisse ab. Der Himmel war bis auf einige tief hängende Wolken klar, und am Boden war bis zum Horizont keine gegnerische Aktivität festzustellen. Außerdem ist über Bosnien die Bedrohung durch Luftabwehrsysteme fast nicht vorhanden [schließlich nicht in den Krieg involviert! ;-> Veith], ganz im Gegensatz zu Serbien, Montenegro oder dem Kosovo.
Ungefähr nach der Hälfte der geplanten Einsatzdauer wandelte sich plötzlich das Bild. "Auf unseren Radardisplays tauchte eine Group-Anzeige auf, die sich von Serbien Richtung Bosnien bewegte", erinnerte sich "Boomer" einige Tage später. "Das Ziel wurde vom Radar als MiG-29 identifiziert. ,Claw' manövrierte uns in eine bessere Position für einen möglichen Luftkampf, wobei wir Abstand zu serbischem Territorium hielten. Das dauerte etwa drei Minuten."
In der Zwischenzeit hatte ein E-3 AWACS die Kontakte verifiziert und von den zuständigen Stellen lag die Genehmigung für einen Angriff auf die MiGs vor. "Ich fragte nach der Feuerfreigabe und ,Claw' antwortete mit "press", Augenblicke später startete ich eine Mittelstrecken-Lenkwafte von meiner linken Flügelstation. Sie flog direkt von vorn auf den Gegner zu", erläuterte "Boomer". "Fast gleichzeitig informierte uns das AWACS, daß es sich nicht nur um ein, sondern um zwei Flugzeuge handelte. ,Claw' war in einer besseren Position und feuerte in schneller Folge zwei Lenkwaffen".
"Ich erinnere mich, wie ich über die Schulter blickte und die drei Kondensstreifen der Raketen sah", so Claw weiter. "Ich sah keine Explosionen, da ich zu beschäftigt damit war, den Himmel nach möglichen weiteren Flugzeugen abzusuchen, aber, Claw sah zwei Feuerbälle etwa in dem Moment, den die Feuerleitcomputer für die Treffer errechnet hatten".
Nach Angaben des Pentagon stürzten die beiden MiG-29 etwa neun Kilometer von der jugoslawischen Grenze entfernt ab. Über den Verbleib der Piloten gibt es widersprüchliche Angaben. Angeblich wurden sie von russischen SFOR-Truppen aufgegriffen und einige Stunden später per Hubschrauber nach Serbien zurückgebracht.
Nach dem Luftkampf und einem gründlichen Check, ob nicht noch weitere MiGs in der Gegend waren, kehrten die beiden Eagles auf ihre CAP-Station (Combat Air Patrol) zurück. "Wir hatten immer noch drei Stunden Patrouillenzeit vor uns, was ziemlich hart war", erzählte "Boomer" später. "Es war schwierig, die Konzentration zu behalten".
Bei der Landung in Cervia war es schon dunkel. "Die Leute von den Wartungscrews und alle anderen begrüßten uns mit Jubel und Applaus. Es gab natürlich eine Feier, aber nur eine kleine, denn wir mußten ja am nächsten Tag wieder liegen", so "Boomer", für den das beeindruckendste die kurze Zeit dies Luftkampfs war: "ln fünf Minuten war alles vorbei". GERT KROMHOUT/KS"