Unliebsame Mitbringsel aus den Tropen

Die richtige Vorbereitung begrenzt Gesundheitsrisiken

erschienen in: Berliner Zeitung, 07.03.1998,
Autorin und © Ute Sprenger

Zu Beginn des 19.Jahrhunderts empfahl man Afrikareisenden kälte Bäder, Portwein und Chinin gegen das "Küstenfieber", das viele Europäer in den feuchtwarmen Klimazonen dahinraffte. Niemand wußte, daß die Malaria von Stechmücken übertragen wurde. Man glaubte schlechte Luft italienisch "mala aria" sei für die Krankheit verantwortlich.

Heute ist bekannt, daß die Erkrankung durch Plasmodien, parasitäre Einzeller, verursacht wird. Hauptverbreitungsgebiete sind Afrika, Mittel- und Südamerika und einige Regionen Asiens.

Nachdem die Infektion ab den 50er Jahren mit Insektiziden und Chemotherapie besiegbar erschien, kehrte sie seit Mitte der 70er Jahre zurück. Die Parasiten entwickelten Resistenzen gegen die chemischen Wirkstoffe.

In Europa ist es vorwiegend der Ferntourismus, durch den die Erkrankung zunehmend hiesige Ärzte beschäftigt. Etwa 1.000 Malaria-Infektionen werden hierzulande jährlich gemeldet. Tendenz steigend."Viele reisen völlig blauäugig", sagt Christian Schönfeld vom Berliner Institut für Tropenmedizin, das die größte reisemedizinische Ambulanz Deutschlands beherbergt. Nur wenige seien sich über die Risiken im Urlaubsland im klaren.

Denn Veranstalter weisen nicht ausreichend darauf hin. Wohl weil das nicht verkaufsförderlich erscheint. Viele geben nur Auskunft über die gesetzlich vorgeschriebenen, nicht aber über die sinnvollen Maßnahmen."Dabei kann die richtige Prophylaxe gerade bei Malaria, wo je nach Risikogebiet und Jahreszeit unterschiedliche Medikamente angeraten sind, helfen, vermeidbare Todesfälle zu verhindern", sagt Schönfeld.

Bei einer Untersuchung der 1996 Erkrankten kam heraus, daß in 90 Prozent der Fälle etwas falschgelaufen war: Medikamente waren wirkungslos, wurden unregelmäßig eingenommen oder zu früh abgesetzt.

Doch was auch immer empfohlen wird, zur wirksamsten Prophylaxe gehört der Schutz gegen die Stiche selbst zwischen Abend- und Morgendämmerung, etwa mit heller Bekleidung und einem guten Anti-Mückenmittel.

Häufige Mitbringsel sind auch Darmparasiten, erklärt Schönfeld. Zu denen zählen die Bilharzien, winzige Egel, die durch die Haut eindringen und in Blase und Darm schädigend wirken. Ihre Zwischenwirte, bestimmte Süßwasserschnecken, leben in seichten, warmen Gewässern im Küstenbereich und den Mündungsgebieten Lateinamerikas, im Nahen Osten und in Asien.
Das mit Abstand größte Infektionsrisiko aber besteht in Afrika, was Reiseveranstalter nicht so gern hören. In sämtlichen Binnengewässern, besonders aber an den Uferzonen der großen Seen und Staudämme des Kontinents sollte das Schwimmen vermieden werden.

Am häufigsten aber werden Urlauber vom Reisedurchfall geplagt. Am ehesten beugt man ihm vor, indem man die alte Kolonialregel befolgt: Boil it, cook it, peel it or forget it!
Wen Montezumas Rache dennoch heimsucht, dem raten Präventionsmediziner viel zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

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