Mein Besuch in der Was ist Scientology Ausstellung

Es war ein ziemlich merkwürdiges Erlebnis. In der Schloßstrasse in Berlin-Steglitz gab es freundliche Leute die Flugblätter und Luftballons verteilen, sowie ein Clown, der ein völlig heruntergekommenes Schrott-Auto fährt, und einen grauhaarigen Aufpasser.

In der Ausstellung wurde man sofort begrüßt etc, und einer der Leute zeigte mir in welcher Reihenfolge ich im Zimmer mir die Texte angucken solle, sonst gäbe es "mißverstandene Wörter". Während dessen sah ich daß die auf eine junge Besucherin einredeten, die vom Gesicht her unschuldig-naiv aussah.

Ich bin dann durch die Ausstellung gegangen... in einem der Zimmer lief ein Video vom Scientology-Gründer L. Ron Hubbard (LRH), ausgerechnet das wo er grüne Lippen hat. Es gab auch viele Fotos von ihm, darunter sogar das mit den Tomaten.

Die Bilder der Ausstellung sind im wesentlichen gleich mit dem Buch "Was ist Scientology", nur eben in größerer Schrift.

Zu dem Bild mit den Tomaten habe ich dann versucht eine der Frauen aufzuziehen. Ich sagte ihr daß ich immer gedacht hätte das sei eine Parodie von Scientology-Kritikern. Sie sagte das sei echt, und Pflanzen haben auch Erinnerungen und Reaktionen und die seien am e-meter meßbar.

In einer Ecke unterhielten sich einige Scientologen, es ging um irgendeine Gegendemonstration, die irgendwo gewesen sein soll. Es ist unklar ob es die in Berlin oder in Hamburg war... sie fanden Pfr. Thomas Gandow lustig. Irgendwie erinnert mich dies an die Gespräche die "wir" nach unseren Aktionen haben, da haben wir auch immer was zu lachen über "die". heh heh.

Höhepunkt der Ausstellung war eine Vorführung am Quantum-E-Meter. Zu Dumm daß ich kein Foto habe von mir mit den Dosen in der Hand :-) Eine Frau machte den Kneif-Test. Die Theorie ist daß die das e-meter anzeigen kann, wenn man sich später an das Kneifen erinnert. Die Anzeige-Nadel (die den Körper-Widerstand anzeigt) bewegte sich eigentlich immer ein bisschen hin und her, egal was sie gerade tat oder sagte. Einen Zusammenhang konnte ich nicht erkennen. Aber sie. Sie wollte auch daß ich daran denke was ich am morgen gemacht hatte (einkaufen, internet lesen - habe ich natürlich nicht verraten). Jedenfalls interpretierte sie immer irgendwas hinein. Was mir jedoch auffiel ist daß die Nadel auf kleinste Handbewegungen reagierte. Die Frau behauptete daß man am e-meter den Unterschied zwischen einer körperlichen und einer geistigen Reaktion feststellen kann. Das ging dann eine ganze Zeit so. Ich muß sagen, daß ihr Vortrag wohl der größte Blödsinn ist, den ich seit langem gehört habe. Das e-meter ist nichts anderes als eine elektronische Wünschelrute. Einmal meinte sie daß das e-meter ein Gedanke schon registriert hätte, bevor ich ihn gedacht hatte; ein anderes mal dachte ich an das was sie wollte das ich denke, aber das e-meter reagierte erst 5 Sekunden später. (Ich habe immer "fair" an das gedacht, was sie wollte).

Ich wurde ja auch befragt während des Halten der Dosen... sie versuchte systematisch "heiße" Punkte zu finden. Interessanterweise ist ihr das aber nicht gelungen, trotz e-meter.

Nach der E-Meter Sitzung meinte ich daß dieser Strom ja ein "Elektroschock auf Raten" sei. (Das ist eine Theorie von Arnie Lerma, die zwar wissenschaftlich Blödsinn ist, aber die Scientologen verwirrt). Sie meinte der E-Meter sei kein Elektroshock, denn "davon würde man ja sterben". Hemingway habe danach Selbstmord gemacht, und der Spruch "Operation gelungen Patient tot" komme von ihm. Und Vivien Leigh habe auch Eletroshocks bekommen und sei dann gestorben, und überhaupt seien alle in dem Film "Von Winde verweht" so behandelt und dann gestorben. Ich dachte ich hör' nicht richtig.

Im Rahmen des Gesprächs spekulierte sie auch darüber daß man wohl Tiere auditieren könne, z.B. machen daß Hunde ruhiger werden.

Sie fragte einen anderen Besucher ob er gefrüstückt habe. Daraufhin fragte ich ob man mit dem e-meter auch Ernährungsberatung machen könne. Sie meinte immerhin "nein".

Eine der Frauen erzählte über Dianetik-Auditing, und das könne alle Leute bei ihren Problemen helfen, nur "den Pennern die am Strassenrand liegen" den könne man nicht helfen, weil sie es nicht wollen. Ein nettes Beispiel, wie Scientology über sozial schwache denkt.

Auch sonst habe ich mit mehreren Leuten geredet... Fragen gestellt, etc., aber immer sehr zurückhaltend. Die eine ist schon 10 Jahren dabei und noch nicht einmal "clear". Sie ist Mitarbeiterin.

Wir sprachen über das Bild wo ein Mann eine Frau auditiert (Auf dem Bild sitzen sie sich offen gegenüber). Sie erzählte daß auditing sowas wie eine Beichte bei den Katholiken sei, zumindest wie es "in den Filmen" gezeigt würde. Ich erwähnte daß "in den Filmen" da doch so ein Sicht-Gitter sei, und bei Scientology sich beide direkt gegenüber sitzen. Da würden doch leicht sexuelle Spannungen auftreten? Sie meinte nein, denn der Auditor würde über sowas stehen, und entsprechende Blicke nicht erwidern. Aber außerhalb, da könne man durchaus. Ich tat überrascht. Sie sagte, ja, und sie würde regelmäßig von ihrem Mann auditiert. Dazu fragte ich, was denn sei wenn sie beim auditing beichten würde, daß sie "an Tom Cruise gedacht habe". "Kein Problem" meinte sie, den ein Auditor stehe über sowas. Sie sagte daß sogar wenn sie ihm beichten würde daß Sie ihren Mann betrogen habe, dann sei dies nach der Sitzung wie weggewischt. Da war ich verblüfft und sprachlos.

Einer anderen erzählte ich daß ich über Scientology schon viel gehört habe, aus der Presse und eben mal die "andere seite" hören wolle. Auch im Internet habe ich mich informiert, sowohl bei Scientology als auch bei den Kritikern, namentlich www.xenu.net. Sie sagte sie kenne das nicht.

Es gelang mir zu gehen ohne etwas zu kaufen, und ohne meinen Namen zu hinterlassen. Und ein Glas Mineralwasser habe ich auch getrunken.

(Geschrieben am 26.4.2000)