ZWEI BILDER (1984)
VON RUDOLF THOME
Zwei Bilder, Abdrücke der Vergangenheit, als Angelpunkte. Eines
aus dem Süden, bei der Arbeit, bei Dreharbeiten zu einem Film,
wo sich eine Frau (Petra Seeger) und ein Mann (der auf dem Bild,
ein Schauspieler, Rüdiger Vogler) kennenlernten.
Am Anfang des Films ZWEI BILDER riecht die Frau am Hemd des Mannes,
am Morgen hatte er sie gerade verlassen, in ihrer Wohnung. Am
Ende ein anderes Bild, eines in einem Schaukasten des Berliner
Schillertheaters. Vogler im Kostüm.
Kurz zuvor hatte er gewartet, gegen zehn Uhr morgens, wie verabredet,
in einem "Café an der Ecke". Er, der "morgen wieder nach München
fliegt. Doch die Frau war nicht gekommen, sie geht jetzt mit ihrer
kleinen Tochter durch die Stadt, und dann sieht sie das Theaterbild.
Am Abend davor, also nach dein Morgen, als sie an seinem Hemd
schnupperte, hatte sie ihn am Ausgang eines Theaters erwartet
(nachts sehen alle Theaterausgänge gleich aus), ihn jedoch mit
einer anderen Frau hinausgehen sehen, beide im Begriff, ein Auto
zu besteigen. Enttäuscht (das ist nicht zu sehen, sonst ist aber
alles in diesem. Film zu sehen) geht sie fort (durchs Filmbild),
was er aber schon fast eingestiegen, noch sieht. Ihr läuft er
nach. Dann die berührende Begegnung zweier Verliebter. Die Nervosität,
das Unsicher-Sprunghafte, Scheu und doch Erwartung.
Das alles in wenigen Minuten, ohne viel Worte und in Schwarzweiß.
Verschiedene Schichten der Vergangenheit: Wie wären sie zu beschreiben
bei einem Film? Alles am Film ist schließlich Gegenwart.
Rolf Aurich in Filmwärts No 19, Sommer 1991