Lindholm - Harmonium

 

Herkunft

Schellack ("lakh" dieses Wort kommt aus dem Sanskrit) stammt von einem kleinen apfelkerngroßen Insekt, der "Laccifer lacca". Es läßt sich auf in Indien beheimateten Bäumen nieder. Während der Fortpflanzungsphase saugt es den Saft, der aus den Zweigen austritt und scheidet ihn wieder als bernsteinfarbene harzige Substanz aus. Diese Substanz formt einen Kokon um das Insekt, der als Schutz für die dann zu legenden Eier dient. Dieser Kokon ist der Rohstoff für Schellack.

Er kommt in Blätterform in den Handel. Sein Anwendungsgebiet ist breit, weshalb es auch eine ausgedehnte Veredelungsindustrie gibt. Uns interessiert hier nur die Anwendung als Oberflächenbehandlungsmittel für Holz.

Herstellung einer Schellackpolitur

Dieser Abschnitt ist kurz, weil es wirklich sehr einfach ist. Nehmen Sie ein verschließbares Gefäß - verschraubbares Glas, Blechdose mit Deckel oder ein lösungsmittelbeständiges Kunstoffgefäß und gießen Sie je nach Bedarf 100 oder 200 g Alkohol hinein und geben Sie eine Handvoll Schellack dazu. Schließen sie den Deckel und lassen Sie die Mischung über Nacht stehen. Danach rühren und den Lack durch einen Filter in ein sauberes Gefäß gießen. Als Filter reicht eine ganz gewöhnliche Wollsocke, in der dann die natürlichen Verschmutzungen hängen bleiben! Der Lack ist fertig und kann sofort verwendet werden. Sie können ihn bei Bedarf jederzeit mit Alkohol verdünnen. Während der Anwendung immer wieder rühren, da die Lackinhaltsstoffe nach einer gewissen Zeit absinken. Das war alles.

Sie finden hier absichtlich keine genaue Angabe wie: soundsoviel Gramm Alkohol und soundsoviel Gramm Schellack. Dies ist aus verschiedenen Gründen nicht hilfreich:
1. Es besteht die Gefahr, daß Sie sich an ein Rezept klammern, welches in Ihrem konkreten Fall eigentlich hätte modifiziert werden müssen.
2. Jede Anwendung, ja häufig jeder Arbeitsgang erfordert eine andere Konsistenz des Lackes. Lernen Sie mit den verschiedenen Konsistenzen zu spielen und sammeln Sie damit Erfahrung.
3. Wenn Sie ein Schellackgefäß auch nur eine kurze Zeit offen haben, ist bereits Alkohol verdunstet und die ursprüngliche Zusammensetzung existiert nicht mehr. Beim Nachgießen hilft Ihnen jetzt keine Rezeptur - es geht nur nach Gefühl und Erfahrung.

Der Gebrauch von Schellack

1. Einführende Bemerkungen

Hinweis: Wenn Sie eine Holzoberfläche nur einpinseln oder mattieren wollen, können Sie auch das folgende überspringen und gleich zu Kapitel 10: Mattieren gehen.

Für das Erstellen einer hochglanzpolierten Fläche sind folgende Arbeitsgänge erforderlich:
Das Grundieren (Schließen der Holzporen)
Das Deckpolieren (Aufbringen der geforderten Lackschicht)
Das Auspolieren (arbeitsbedingte Ölreste von der Fläche entfernen)

Der Arbeitsgang Polieren wird als reine Handarbeit ausgeführt und ist somit eine zeitaufwendige Arbeit. Das Handpolieren wird nur noch bei der Restaurierung von Möbeln angewendet, um sich deren ursprünglichem Zustand wieder anzunähern. Die polierte Oberfläche dienst als Schutz des Holzes und der Verbesserung der Repräsentanz des Möbelstücks.

Wichtig für die Haltbarkeit der polierten Flächen sind die Umweltbedingungen, denen das Möbelstück ausgesetzt ist sowie Umgang und Pflege. Die Luftfeuchtigkeit des Raumes sollte 50 bis 60 % betragen und die Temperatur nicht extrem schwanken. Außerdem ist ständige direkte Sonneneinstrahlung unbedingt zu vermeiden, weil sonst die Politur schnell ausbleicht.

Wasser, Alkohol, heiße Gegenstände (z. B. Kaffeekanne) sollten nicht in direkten Kontakt mit der polierten Fläche kommen. Diese Anforderung ist natürlich bei polierten Tischen schwer zu erfüllen. Wer unbedingt seine Mahlzeiten an einem Tisch mit polierter Oberfläche einnehmen möchte, muß die Mühe auf sich nehmen, eine oder mehrere dicke Tischdecken (sog. Molton-Decken) als Schutz zu benutzen.

Die große Blüte der Schellackpolitur war das 19. Jahrhundert. Bei der Reparatur oder Restaurierung von Möbeln aus dieser Zeit verbietet sich daher die Verwendung von modernen Lacken. Zur Pflege schellackpolierter Flächen sollte in keinem Fall auf handelsübliche Pflegemittel zurückgegriffen werden, weil sie die Lackschicht anlösen können und der Glanz dann verdorben ist. Diese Mittel können auch ölhaltige Substanzen enthalten, die ein Laie nicht wieder von der polierten Fläche entfernen kann. Die Pflege polierter Möbelstücke sollte sich auf das Abreiben mit einem weichen Baumwolltuch beschränken.

2. Vorbehandlung der zu polierenden Flächen

Grundsätzlich lassen sich alle Hölzer polieren. Am besten geeignet sind feinporige Hölzer wie Birnbaum, Kirschbaum, Nußbaum, Mahagoni, Birke. Grobporige Hölzer wie Eiche und Esche lassen sich mit einigem Aufwand auch polieren, doch war dies nicht gebräuchlich.

Bei alten Möbeln kann die vorhandene Lackschicht - sofern es sich um Schellack handelt - angelöst werden und die neue Politur baut darauf auf. Sollten jedoch durch frühere "Modernisierungen" andere Lackoberflächen vorzufinden sein, hilft nur die gründliche Entfernung dieser Lackschichten. Bei vielen Nitrolacken hilft Alkohol, bei anderen modernen Lacken kommt man um Abbeizer nicht herum. Nach dem Einwirken wird mit dem Spachtel abgetragen, die Reste können mit Stahlwolle oder Bronzebürste entfernt werden. Stahlwolle ist oft auch die einzige Lösung bei gedrechselten und geschnitzten Teilen. Anschließend muß mit Alkohol und feiner Stahlwolle und wieder Bronzebürste die Fläche gründlich gereinigt werden. Nach Möglichkeit sollte zwischen diesen Arbeitsgängen das Holz nicht trocknen, da Abbeizerreste zur Verfärbung des Holzes führen können. Die Farbreste sollten nach Möglichkeit aus den Poren rausgewaschen oder gebürstet sein, nur so ist gewährleistet, daß nicht nach der Fertigstellung der Politur unter ihr weiße Flecken durchscheinen - die übrigens auch nach Wochen erst entstehen können.

Wurde nach dem Farbentfernen geschliffen, muß der Schleifstaub gründlich entfernt werden. Eine Kupfer- Messing- oder Bronzebürste ist in keinem Falle falsch. Kleine Beschädigungen in der Fläche können mit Schellack ausgebrannt werden. Der dann überstehende Schellack wird mit einem sehr scharfen Stecheisen abgenommen. Die Betonung liegt auf "sehr scharf". Ist es nicht ausreichend scharf, bröselt der Schellack bei der Abnahme und die Fläche ist nicht glatt.

Wenn man die Holzmaserung anfeuern möchte, kann man die Fläche noch mit Schleiföl behandeln. nach dieser Behandlung sollte man das Werkstück 24 Stunden stehen lassen und anschließend mit feinem Schleifpapier (ab 240 aufwärts) bearbeiten.

3. Das Beizen

Unter dem Begriff "Beizen" versteht man eine farbliche Veränderung des Holzes. Die Auffälligkeit von Ausbesserungen kann damit erheblich reduziert werden. Beizen sind fertig in der Flasche oder als Pulver in der Tüte zum selbstanrühren erhältlich. Es gibt wasserlösliche Beizen und spirituslösliche Beizen. In der Restaurierung werden häufiger spirituslösliche Beizen genommen. Diese haben jedoch den Nachteil, daß beim darauffolgenden Polieren wegen des gleichen Lösungsmittels von Beize und Politur ein Teil wieder abgerieben werden kann. Daher haben auch wasserlösliche Beizen ihre Berechtigung.

Das Auftragen der Beize erfolgt mit Pinsel oder Schwamm. Um einen gleichmäßigen Auftrag zu erhalten, ist es erforderlich, nach dem Auftrag der Beize mit dem Vertreiber (Pinsel mit langen weichen Borsten oder Haaren, bevorzugt Dachshaar) auf der Fläche quer und längs zu verteilen. Beim Beizen mit dem Schwamm wird nach dem Auftragen der Schwamm ausgedrückt und damit die überschüssige Beize von der Fläche genommen.

Bei der Restaurierung oder Reparatur eines alten Möbelstücks kann man nach Abschluß der tischlerseitigen Instandsetzung oft noch nicht genau abschätzen, wie die ergänzten Teile gebeizt werden müssen. Hier kann man sehr schnell danebenliegen und es ist ein großer Aufwand, einen falschen Farbton wieder zu entfernen. Hier hilft das bereits vorher erwähnte Ölen mit Schleiföl, um dann die notwendigen Farbergänzungen besser beurteilen zu können. Entgegen oft verbreiteter Meinung kann man auch dann noch mit Wasserbeize arbeiten, wenn ihr ein kleiner Schuß Salmiakgeist zugesetzt wird. Beizen nach dem Ölen hat den Vorteil, daß einfacher angeglichen werden kann, daß die Beize nicht so tief eindringt und die Wirkung geringer ist. Besser mehrfach mit leichter Beizwirkung die Fläche bearbeiten als einmal mit zu großer Wirkung einen verfälschenden Effekt erzielen!

Bei echtem Mahagoni wurde früher keine handelsübliche Beize verwendet, sondern Kaliumdichromat (Achtung ! krebserregend). Das Pulver wurde in Wasser aufgelöst. Heute sollte man wegen der Giftigkeit von Kaliumdichromat auf handelsübliche Beizen zurückgreifen.

4. Das Gipsen von Flächen

Das hört sich abenteuerlich an, aber es funktioniert. Wenn großporige Hölzer wie Eiche oder Esche poliert werden sollen, gibt es mit herkömmlichen Methoden Schwierigkeiten, die großen Poren zu schließen. Die zu polierenden Flächen werden mit Gips und Schellack zugeschlämmt, bei dunklem Hölzern sollte man Gips und Politur einfärben. Nach dem Trocknen werden die Flächen geschliffen und geölt und können dann poliert werden.

5. Das Ölen

Zu polierende Hölzer müssen nicht können aber geölt werden. Das Öl bewirkt, daß die Holzstruktur deutlich hervortritt. Es sollte nur ungefärbtes Schleiföl verwendet werden. Geölte Flächen lassen sich leichter polieren als nicht geölte Flächen. Das Öl wird mit Lappen oder Pinsel aufgetragen. Durch das Ölen wird das Holz gegenüber dem Naturzustand dunkler.

6. Die Werkzeuge des Polierers

Das wichtigste Werkzeug ist der Polierballen. Damit werden die Flächen vom ersten bis zum letzten Arbeitsgang bearbeitet. Für die unterschiedlichen Arbeitsgänge, wie Grundieren oder Deckpolieren, werden auch unterschiedliche Ballen benötigt. Die Ballen sollten möglichst in einem verschlossenen Gefäß - ein Gurkenglas ist ideal - aufbewahrt werden. Vorteilhaft ist die Verwendung mehrerer Gläser, weil der Ballen fürs Grundieren nicht mit dem Ballen zum Deckpolieren in Berührung kommen soll. Im Grundpolierballen enthaltene Bimsmehlreste können nämlich beim Deckpolieren die schon halb aufgebaute Politur wieder zerstören. Die Ballen für beide Arbeitsgänge bestehen aus reiner Wolle. Durch ihre Saugfähigkeit sind sie vorzüglich fürs Polieren geeignet. Die Wolle gibt die Politur gleichmäßig auf die Fläche je nach eingesetztem Druck ab.

Zum Polieren wird folgendes Material verwendet:

  1. Schellack, in Spiritus gelöst
  2. Spiritus, am besten Äthylalkohol 98 % entwässert
  3. Naturbimsstein
  4. handgestrichener Ziegel oder Dachstein
  5. Polieröl
  6. Schellackstange - zum Ausbrennen von Löchern
  7. Wachskitt - für mattierte Flächen
  8. Tusche - zum Retuschieren

Die Schellackstange zum Ausbrennen von Defektstellen läßt sich selbst herstellen. Man nehme eine Handvoll Schellackplättchen, lege sie auf ein Blech, feuchte sie mit Spiritus an und entzünde es. Man lasse es so lange brennen, bis die Flamme erlischt, dann nehme man die geschmolzene Masse in die angefeuchteten Hände (evtl. ein bißchen warten, damit man sich die Hand nicht verbrennt) und forme eine ca. 1,5 bis 2 cm dicke Stange. Erhitzt man den so geformten Schellack an der Spitze mit einem Feuerzeug, schmilzt er und tropft ab. So lassen sich leicht Löcher füllen, indem der noch ´weiche Schellack mit dem Stecheisen oder einer alten Ziehklinge festgedrückt wird. Der überschüssige harte Schellack wird mit einem scharfen Stecheisen oder einer Ziehklinge mit feinem Grat entfernt, der letzte überschüssige Rest weggeschliffen. Je länger man den Schellack vor dem Abtropfen brennen läßt, um so dunkler wird er. Damit kann man die Farbe beeinflussen. Anwendung auf eigene Gefahr und weit weg von brennbaren Materialien!

7. Das Polieren

7.1 Grundieren

Nach dem Ölen der zu polierenden Flächen werden diese mit feinem Sandpapier nachgeschliffen. Es empfiehlt sich in diesem Falle die Verwendung von bereits abgeschliffenem Sandpapier, die Körner sollen jetzt ja nicht mehr scharf greifen. Dann die Schleifreste sorgfältig entfernen. Jetzt wird Bimsmehl und Ziegelmehl auf die Fläche gegeben. Es ist völlig unnötig, einen Vorrat davon anzulegen. Achten Sie darauf, daß sowohl der Bimsstein als auch der Ziegelstein wenigstens eine glatte Fläche haben. Diese glatte Fläche läßt sich einfach erzeugen, indem man mit einem alten Eisensägeblatt ein Stück von den Steinen abschneidet. Dann reiben Sie die jeweils glatte Fläche von Bimsstein und Ziegelstein über der Holzfläche aneinander, so daß das Mehlgemisch auf die Platte fällt. Industriell hergestellte Ziegelsteine sind zu hart, es muß unbedingt ein handgestrichener aus vorindustrieller Zeit sein, nur dieser hat die richtige Weichheit und Konsistenz. Nur wo kriegt man die her? Meine habe ich aus dem Schuttcontainer an einer Baustelle in einer norddeutschen Hansestadt. Als Quelle interessant wäre eventuell der Bundesverband historischer Baustoffe. Bimssteine müßte es in jeder Drogerie geben. Meine Erfahrung ist, daß sich mit dieser Mischung angenehmer arbeiten läßt als mit den fertig gekauften Porenfüllern. Die beiden unterschiedlich harten Schleifmehle gemischt bewirken eine optimale Schleif- und Füllwirkung in einem Arbeitsgang.

Nachdem nun das Bimsmehl und Ziegelmehl auf der Fläche liegt, wird der Ballen mit Spiritus befeuchtet und das Mehl in kreisenden Bewegungen eingearbeitet. Dieser Vorgang wird unter Zugabe von dünner Schellackpolitur so lange fortgesetzt, bis alle Poren mit dem Mehlgemisch gefüllt sind. Als Tuch zur Bespannung des Ballens empfiehlt sich zum Grundiervorgang ein grobes Baumwolltuch, z. B. ein Bodenputzlappen, wie er in Haushaltswarengeschäften angeboten wird. Ja, Sie haben richtig gelesen, es ist dieses sehr grobe und dicke Gewebe, es soll nur möglichst keine Kunstfaser drin sein. Egal, was Sie woanders lesen oder gesagt bekommen: Es funktioniert am besten. Grobheit, Derbheit und Dicke lassen es einiges aushalten. Grundieren geht mit hohem Ballendruck, das Steinmehl hat eine enorme Schleifwirkung und strapaziert das Gewebe. Wenn richtig grundiert wird, ist das Ballengewebe in 20 Minuten durchgescheuert und man muß den Ballen neu zusammenlegen. Mit feinem Tuch kommen Sie da nicht weit.

Zu den Zeiten als die Schellackpolitur noch gängige Möbeloberflächenbehandlung war benutzte der Polierer dieses grobe Tuch zuerst als Reinigungsmittel für die Hände, um nach dem Polieren Schellackreste mit Alkohol zu entfernen. Das so mit Schellack und anderen Verunreinigungen vollgeschmodderte Tuch galt als bestes Material für den Grundiervorgang.

Noch ein wichtiger Hinweis: Zum Grundieren dürfen auf keinen Fall Polieröle oder ähnliches verwendet werden.

Die oben aufgezeigten Hinweise gelten natürlich nur für Flächen, auf denen mit entsprechendem Druck ein Ballen bewegt werden kann. Profilierte Teile wie Leisten, Verkröpfungen, Säulen, Kapitelle verlangen eine andere Vorgehensweise. Hier hilft ein Lappen oder Watte, angereichert mit Bimsmehl und Politur. Dies gilt auch für Stühle, deren Holzoberflächen für Ballen zu klein sind. Mit Lappen und Watte besteht außerdem die Möglichkeit, alle Innenecken und -kanten zu erreichen, für die der Ballen zu groß und unförmig ist. Wenn Sie das zum ersten Mal mit Watte probieren, werden Sie feststellen, daß die Wattefasern auf der Oberfläche hängen bleiben, weil die Politur klebrig ist. Das verhindern Sie, indem Sie die Watte - vor Aufnahme von Bimsmehl und Schellack - mit Öl tränken. Dies ist übrigens die einzige erlaubte Verwendung von Öl während des Grundiervorgangs. Anschließend wird diese ölgetränkte Watte ausgedrückt und mit dicker Schellackpolitur durchfeuchtet und mit Bimsmehl durchgeknetet. Schellack, Bimsmehl und Spiritus sind während der weiteren Vorgehensweise nach Bedarf hinzuzufügen.

Während des Grundiervorgangs, besonders wenn Sie Anfänger sind, werden Sie feststellen, daß sich sogenannte "Nester" bilden, das sind Anhäufungen bzw. Konzentrationen von Bimsmehl, das sich in flachen Häufchen zusammenbackt und ob seiner Resistenz sehr nervig werden kann. Mit mechanischen Mitteln entfernt, entsteht oft eine Stelle mit offenen Poren, die zu schließen plötzlich reichlich schwierig wird, weil man feststellt, daß man bei diesem Versuch die bereits porengefüllte Fläche nach und nach wieder aufreißt. Besser ist es, beim Grundiervorgang die Fläche genau zu beobachten, um größere festgebackene Anhäufungen des Porenfüllers zu vermeiden und rechtzeitig mit dem Ballen gegenzuhalten, indem dieser - mit sehr wenig Schellack und etwas mehr Spiritus getränkt - mit ordentlichen Druck über diese Stelle geführt wird, um die Anhäufung zu verteilen, bzw. wieder im Ballen aufzunehmen. Verzagen Sie nicht, wenn Sie jetzt nur Bahnhof verstehen. Sie müssen es ein paar Mal erlebt haben, um zu verstehen, wovon ich spreche. Und Sie werden es mit Sicherheit erleben, wenn Sie mit dieser Kunst anfangen.

Beim Polieren, vor allem beim Grundieren ist ein hoher Kraftaufwand erforderlich. Oft muß zum wirksamen Füllen der Poren mit beiden Händen der Ballen unter hohem Druck geführt werden. Das macht es notwendig, daß die Flächen fest mit der Unterlage verbunden sind. Nur bei großen und schweren Korpusteilen erfordert das Eigengewicht keine besondere Befestigung. Am besten richtet man sich Arbeitsplatten her, auf denen man auch Werkstücke mit genagelten Holzleistchen befestigen kann. Die Arbeitshöhe ist deutlich höher als die Arbeitshöhe von Hobelbänken.

7.2 Das Deckpolieren

Handpolieren Benutzen Sie zunächst zu Beginn des Deckpolierens den Grundierballen weiter, indem Sie ihn mit Schellackpolitur tränken und in kreisenden Bewegungen über die Fläche führen. Im Grundierballen sind noch Bimssteinreste enthalten, die bei der Bearbeitung sowohl die Lackschicht aufbauen als auch die Fläche schleifen. Nach jedem neuen Tränken des Ballens ist es ratsam, etwas Polieröl (eine Pipette ist sehr gut dafür) direkt auf die Fläche zu geben. Damit werden Wischer vermieden oder reduziert, die mit zu feuchtem Ballen entstehen. Beim Entstehen dieser Wischer wird die bereits aufgetragene Schicht wieder angelöst und damit reduziert und fangen mehr oder weniger von vorne an. Mit fortschreitender Dicke der Lackschicht sollte der Grundierballen gegen einen Ballen ausgetauscht werden, mit dem nur Deckpolierarbeiten durchgeführt werden. Dieser Lappen sollte mit einem etwas feineren Tuch, etwa einem alten Geschirrhandtuch, bespannt werden. Wenn mit dem Grundierballen weitergearbeitet werden würde, würde der dort enthaltene Bimsstein nun lästige Schleifspuren auf der Lackfläche hinterlassen.

Wenn der Ballen auf der Fläche geführt wird, sollte er eine gute Haftung haben. Er muß auf der Fläche arbeiten und soll weder darüberrutschen oder als anderes Extrem darauf kleben bleiben. Rutscht der Ballen, ist er möglicherweise zu trocken, die Politur ist zu dünn oder es wurde zuviel Polieröl verwendet. Im Einzelfall kann auch zu dicke Politur die Ursache sein, die auf dem Ballengrund eine trockene Schicht bildet und dann rutscht der Ballen nur noch über die Fläche, ohne Polierwirkung zu zeigen. Zur Verbesserung der Haftung kann im Einzelfall eine geringe Menge Poliermehl zwischen Ballentuch und Füllmaterial gestreut werden, eigentlich in dieser Phase nicht mehr zur Diskussion stehend, aber im Einzelfall hilfreich. Auf der anderen Seite kann zuviel Politur oder Spiritus, verbunden mit verlangsamter Arbeitsbewegung dazu führen, daß der Ballen kleben bleibt. Meist ist dann an dieser Stelle die Lackschicht aufgerissen und man muß sie mühsam wieder aufbauen. Es ist nicht einfach, zwischen diesen beiden Gefahren Kurs zu halten.

Bei der Führung des Ballens auf der Fläche werden im Wesentlichen kreisende Bewegungen ausgeführt. Wichtig dabei ist, daß die gesamt Fläche bearbeitet wird. Sehr oft werden dabei die Ecken und Kanten nicht ausreichend bearbeitet. Das zeigt sich meist darin, daß Schellackflächen häufig zu den Kanten hin einen viel geringeren Glanzgrad aufweisen als in der Mitte der Fläche. Daher ist es wichtig, daß der Ballen von Anfang an auch an den Kanten intensiv ausgefahren und bewegt wird.

Wenn man sich beim Deckpolieren dem Ende nähert und der Ballen trocken gearbeitet ist, sollte man den Ballen längs zur Holzfaserrichtung führen, um so zu verhindern, daß kreisförmige Wischer vom Ballen auf der Fläche festtrocknen. Beim gesamten Arbeitsgang ist auf Ballen und damit die Fläche Druck auszuüben. Ohne Druck arbeitet der Ballen nicht, sondern streicht nur über die Fläche.

Dieser Arbeitsgang wird mehrmals wiederholt, bis man mit dem Arbeitsergebnis zufrieden ist. Der letzte Auftrag sollte nur mit sehr dünner Politur oder nur mit Spiritus ausgeführt werden, um so das in die Oberfläche eingearbeitete Polieröl locker zu bekommen. Dieses muß nämlich am Schluß entfernt werden. Bei diesem Arbeitsgang wird mit dem Ballen so lange gearbeitet, bis er ziemlich trocken geworden ist. Danach sollte das Werkstück mindestens einen Tag ruhen und die Lackschicht trocknen, um im nächsten Arbeitsgang auspoliert zu werden.

Das Deckpolieren von Profilen erfolgt mit einem schellackgetränkten Lappen, der zügig vom einen zum anderen Ende des Profils gezogen wird. Für Schnitzereien nimmt man am besten einen weichen Pinsel. Dünne Schellackpolitur wird damit mehrmals aufgetragen.

Wer als Anfänger die ersten Polierversuche macht, neigt dazu, zuviel Politur zu verwenden in der Hoffnung, daß sich dann der Erfolg schneller einstellt. Das ist ein Irrtum. Der Ballen sollte nur so feucht sein wie unbedingt notwendig. Es sollten keine Wischer auf der polierten Fläche sichtbar bleiben. Im Zweifelsfalle sollte man den Ballen lieber etwas zu trocken als zu feucht halten und lieber etwas dünnere Politur nehmen als zu dicke.

7.3 Das Auspolieren

Unter "Auspolieren" versteht man das Versiegeln der Fläche und das Entfernen der Polierölreste. Wie schon erwähnt, wird zum Ende der Deckpolitur das Öl mit Hilfe dünner Schellackpolitur wieder locker gemacht und dabei der Ballen "trockenpoliert", d. h. so lange durchgearbeitet, bis er richtig trocken ist.

Zum Auspolieren wird nun Benzoe-Lösung, auch als Benzoe-Politur bekannt, verwendet. Dazu nimmt man einen neuen, sauberen Ballen, an den wenige Tropfen dieser Politur gegeben werden. In kräftigen, kreisenden Bewegungen wird diese Politur eingearbeitet, bis die Fläche auf Hochglanz gebracht ist.

Nach diesem Arbeitsgang ist nun nur noch das auf der Fläche verbleibende Öl zu entfernen. Das ist nochmal ein letzter kritischer Moment, weil bei falscher Anwendung die Politur wieder aufgerissen werden kann. Für diesen Vorgang stehen drei Methoden zur Verfügung:

  1. Das Öl kann mit einem sogenannten "Abpolierwasser" welches mit einem sauberen Ballen auf die Politur aufgetragen wird, gelockert werden. Mit einem neuen, sauberen Ballen wird diese Mischung dann wieder abgenommen.

  2. Wiener Kalk wird in ein poröses Stofftuch gefüllt und dieses zum Beutel zusammengelegt. Damit tupft man nun die ganze Fläche ab und erhält eine puderige Schicht. Dise mit einem feinen Handfeger gleichmäßig verteilen und den Überschuß abfegen. Nachdem man die Hände sauber gereinigt hat, feuchtet man den Handballen etwas an und schiebt damit bahnweise die Fläche sauber.

  3. Falls trotzdem noch ein Ölrest auf der Fläche ist, kann dieser entfernt werden, indem der Ballen, den man für die Benzoelösung benutzte, mit einem neuen sauberen Tuch bespannt wird, das vorher mit etwas Spiritus benetzt wurde, in kreisenden Bewegungen über die Fläche geführt wird. Die Stelle im Tuch, die den Druck auf die Fläche ausübt, sollte mehrmals gewechselt werden. Nach mehrmaliger Widerholung ist das Restöl entfernt. Diese letzte Methode ist nur sehr erfahrenen Anwendern empfohlen - ein Tropfen Spiritus zu viel und die Fläche ist verdorben.

Wenn Sie jetzt eine einwandfreie glänzende Fläche vorfinden, sind Sie fertig. Die fertige Politur kann nicht lange genug trocknen. Die ersten drei Monate nach Fertigstellung kann man sie durchaus als hochempfindlich bezeichnen. Aber bereits nach 24 Stunden ist ein solches Möbel transportfähig, wenn man mit entsprechender Sorgfalt vorgeht.

8. Retuschieren

Bei Reparaturen eingesetzte Holzstücke unterscheiden sich oft trotz sorgfältiger Auswahl sowohl in Farbe als auch in der Maserung von den originalen Flächen. Hier hilft nur farbige Tusche und ein Pinsel. Diese Tuschen lassen sich mit Spiritusbeize - in kleinen Tüten erhältlich - und Alkohol leicht selbst herstellen. Im Grunde reichen vier Farben: schwarz, rot, braun gelb - der Rest wird gemischt. Diese Tusche kann während des Deckpolierens eingesetzt werden. Beachten Sie, daß aber bei jedem Ballenauftrag wieder ein Teil weggewischt wird. Dies läßt sich vermindern, indem der Tusche ein bißchen Schellack zugesetzt wird, die Haftfähigkeit wird damit erhöht. Diese Spiritusbeize kann der erfahrene Anwender sogar noch nach dem Auspolieren verwenden - jedoch ohne Schellackbeimischung! Es ist jedoch in jedem Falle einfacher, die eingesetzten Holzstücke vor dem Grundieren mit Wasserbeize zu beizen und spätere Retuschen auf das Notwendigste zu beschränken.

9. Polieren von schwarzen Flächen

Die Herstellung einer hochglanzpolierten schwarzen Fläche ist die schwierigste Arbeit beim Polieren. Solange Sie die Schellackpolitur wie oben beschrieben nicht beherrschen, sollten Sie vom Schwarzpolieren die Finger lassen.

Im Prinzip sind die Arbeitsgänge die gleichen wie bei der bereits beschriebenen klassischen Schellackpolitur. Zusätzlich sind noch einige Besonderheiten zu beachten:

  1. Die Flächen müssen vorher schwarz gebeizt werden, am besten mit Wasserbeize.

  2. Der Schellack muß zum Grundieren schwarz eingefärbt werden. Am besten eignet sich dazu "Nigrosin", im spezialisierten Pigmenthandel erhältlich. Zur Not geht auch schwarze Spiritusbeize.

  3. Während des Grundiervorgangs sollte die Fläche noch mehrmals nachgefärbt werden, indem in Spiritus aufgelöstes Nigrosin aufgebracht wird.

Wichtig: Ab dem Deckpolieren wird mit ungefärbtem Schellack bzw. Spiritus gearbeitet, weil die schwarze Fläche sonst schmiert und färbt.

10. Mattieren

Wenn an einem Möbelstück weder die Poren gefüllt werden sollen noch Hochglanz erzielt werden soll, eignet sich die Schellackmattierung am besten. Mit dieser Methode hat auch der Anfänger schnellen Erfolg und umschifft all die Frustrationen, die das Erlernen der Schellackpolitur mit sich bringen. Es wird der gleiche Schellack verwendet, wie für die Politur, Sie brauchen nicht noch extra was kaufen.

Auf die fein geschliffene Fläche, mindestens Korn 220, wird in 2 bis 3 Arbeitsgängen Schellack mit dem Pinsel aufgetragen. Dabei ist zügig zu arbeiten und der aufgetragene Schellack schnell und gründlich zu vertreiben, damit sich keine eintrocknenden Pfützen bilden. Schellack hat eine sehr schnelle Anfangstrocknung, da Alkohol schnell verdunstet. Zwischen dem Auftragen der einzelnen Schichten sollte man einige Stunden warten und einen Zwischenschliff mit Korn 220 oder 320 vornehmen, je nachdem, welche Ansprüche Sie selbst haben. Zum Schluß nochmal trocknen lassen und fein schleifen und mit einem sauberen Tuch die Schleifreste abnehmen.

Nun wird mit einem gut saugfähigen Lappen, der mit Schellack getränkt zu einem Ballen zusammengelegt ist, Strich für Strich die Fläche bearbeitet. Mit dem Ballen sollte man nach Möglichkeit nicht auf die eben aufgetragene Parallelbahn kommen, weil diese frische Schicht dadurch wieder abgerissen werden kann. Nach Zwischentrocknen sollte dieser Arbeitsgang mehrmals wiederholt werden, dabei muß die verwendete Politur immer dünner werden. Ganz gegen Ende sollte man über den Ballen noch ein feines Tuch darüberspannen - am besten sind solche aus alten Baumwoll-T-Shirts geschnittene. Diesen Ballen nochmals tränken und auf einem Stück Holz gut ausdrücken bzw. abstreichen, um jeden überflüssigen Schellack wieder herauszubekommen und eine glatte Ballenunterseite zu bekommen und erst dann die letzten Züge auf der Fläche vornehmen! Die so bearbeitete Fläche erhält einen schönen, seidigen Glanz.

11. Der Polierarbeitsplatz

Wie für jede Werkstatt gilt auch hier: Licht, Licht und nochmal Licht, am besten Tageslicht, aber es geht auch eine gute Leuchtstoffanlage. In einem Raum, in dem poliert wird, sollte die Temperatur nicht unter 20° fallen. Bei 15° kann man nicht mehr polieren. Denken Sie auch daran, daß nur temporär beheizte Werkstätten nicht ideal sind. Sie erreichen zwar eine Lufttemperatur von 20°, die zu polierenden Gegenstände erwärmen sich aber viel langsamer und sind für die Bearbeitung noch lange zu kalt. Der größte Feind bei der Holzoberflächenbehandlung aber ist der Staub. Wenn die räumliche Möglichkeit besteht, Holzwerkstatt und Polieraum zu trennen, sollte man dies tun. Dies wird häufig nicht möglich sein, daher sollte man dann wenigstens die beiden verschiedenen Tätigkeiten zeitlich entflechten. Eine ausreichende Lüftungsmöglichkeit muß bestehen.

Als Arbeitsfläche eignen sich am besten Tischlerplatten, auf denen man auch mal nageln kann. Sie sollten auf stabiler Unterlage - am besten an der Wand entlang - angebracht werden. Die richtige Arbeitshöhe für das Polieren von flachen Werkstücken ist immer ca. 10 bis 15 cm höher als die Arbeitshöhe Ihrer Hobelbank. Wenn Sie nun in der Mitte noch einen geräumigen Tisch haben, wiederum deutlich niedriger als Ihre Hobelbank, können Sie z. B. Schubladen hochkant aufspannen, um die Fronten zu polieren.

Organisieren Sie die Polierarbeit so, daß auch bei einem aus vielen Teilen bestehenden Möbel möglichst alle Flächen ohne Umräumen für Ihre polierende Hand zugänglich sind. Nehmen Sie als Beispiel einen Biedermaiersekretär, der aus einer Menge Teilen besteht, die poliert werden sollen: dem Korpus, 3 Korpusschubladen, einem Einsatz mit zu polierenden sichtbaren Kanten, der Klappe (= Schreibplatte), 10 Innenschubladen, 1 Innentür und vielleicht noch einige demontierte Profilleisten. Hier stoßen Sie schon bei bester Organisation an Grenzen, weil der Korpus von 3 Seiten poliert werden muß und die Klappe von 2 Seiten. Dann ist es schon hilfreich, wenn die anderen Teile so fixiert sind, daß Sie sie während der Arbeit nicht mehr bewegen müssen.

Am einfachsten poliert es sich, wenn alle Teile zerlegt sind. Dies ist bei einem neuen Möbel immer zu empfehlen, bei alten Möbeln geht es häufig nicht. Zum Beispiel erhöhen angeleimte Profilleisten den Arbeitsaufwand beträchtlich und Glanzgrad und Dichte der Politur lassen am Ansatz zur Profilleiste, also an Innenkanten nach, weil man da mit dem Ballen nicht so gut rankommt. Komplette, nicht zerlegbare Korpusse sollten immer so gedreht werden, daß die polierende Fläche oben ist, d. h. waagerecht liegt. Wenn Sie an hochkant stehenden Flächen polieren, werden Sie sehr schnell merken, daß aufgrund der schlechteren Lichtverhältnisse, verschobener Perspektiven und ungünstiger rückenstrapazierender Arbeitshaltung, die nur einen geringeren Ballendruck zuläßt nur viel schwerer ein gutes Ergebnis zu erzielen ist.

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