von Jan Lyczywek
Streckenfliegen mit dem Segelflugzeug kostet zunächst einmal gewaltig Überwindung, um den sicheren Gleitbereich des Heimatplatzes zum ersten Mal zu verlassen. In den Alpen ist Streckenflug immer relativ bodennaher Flug, was für Flachlandflieger eine große Umstellung bedeutet. Aber selbst wer diesen inneren Schweinehund gepackt hat, braucht ganz profan noch Ideen: wohin fliegen?
Stephan C. hat mich gebeten, doch einmal die grundlegenden Standardstrecken von Unterwössen aus kurz zusammenzufassen - nicht als Kochrezept zum phantasielosen Nachfliegen, sondern einfach als Anregung, wo man denn hinfliegen kann.
Bewußt geben wir daher keine Mindestabflug- oder Ankunftshöhen, denn die sind viel zu sehr von verfügbarer Basishöhe, Thermikdichte und -stärke, Wind, Flugzeugtyp, Erfahrungsstand etc. abhängig. Wir müßten also entweder Mindesthöhen vorgeben, die extrem auf der sicheren Seite liegen - und dann schon bald von niemandem mehr ernst genommen werden. Oder wir geben die Höhen an, bei denen unter guten Bedingungen und mit allen Tricks der Talsprung manchmal geht - und manchmal eben nicht, dann sitzt unser Piloteur frustriert auf der Wiese und schimpft auf die Höhentabelle. Viel wichtiger scheint es uns, selbst ein Gefühl dafür zu entwickeln, was mit der gegebenen Ausgangshöhe geht und was nicht.
Die folgenden Vorschläge beziehen sich natürlich nur auf 'normale' Thermiklagen, an denen überregionaler Wind allenfalls eine störende, aber keine dominierende Rolle spielt.
Vor Außenlandungen haben viele Streckenflug-Newcomer regelrecht Angst. Dabei ist das Ganze auch in den Bergen eigentlich recht problemlos, wenn man weiß, wo es vernünftige Außenlandemöglichkeiten gibt und rechtzeitig in die landbaren Täler abgleitet. Zu jedem der beschriebenen Standardberge beschreiben wir daher auch kurz die Möglichkeiten, die trotz eines Absaufers von dort aus noch offenstehen. Die angesprochenen 'offiziellen' Außenlandewiesen finden sich in den Soaring Information Publication (SIP) auf www.streckenflug.at. Diese Informationen sind zwar leider nicht kostenlos, aber die Wartung und Pflege eines Außenlandekataloges ist ja auch ein gutes Stück Arbeit.
Ausklinkpunkt ist fast immer der Rechenberg. Wichtig an schwachen Tagen: nicht im allerersten Heber klinken, sondern so hoch, daß man die Möglichkeit hat, den ganzen langgezogenen Waldrücken über dem Grat abzufliegen. Unter Grat ist die Südseite trotz voller Einstrahlung häufig extrem schlecht. Frühmorgens kann es auch lohnend sein, sich etwas höher (etwa 1200 - 1300 m über Platz) an den Jochberg schleppen zu lassen. Das höhere Gelände dort ist eher aus der Talinversion heraus, und wenn es trotzdem dort nicht gehen sollte, kann man sich immer noch an den Rechenberg abseilen. An sehr schwachen Tagen, oder wenn der Rechenberg überfüllt ist, lohnt es sich, an den Hochfelln oder die Hörndlwand durchzuschleppen. Hier kann man dann zumindest zuverlässig und einigermaßen ungestört das Einsetzen der stärkeren Thermik abwarten. Vorsicht, viele Gleitschirme und Drachen am Hochfelln!
Beim Absaufen von Rechenberg oder Jochberg rechtzeitig über die flachen Sättel, die nördlich und südlich des Rechenberges das Wössener Tal von der Röthelmoosalm trennen, zurück in den Gleitbereich des Platzes springen. Ohnehin ist es sinnvoll, wenn man unter Grat des Rechenberges gesunken ist, von dort frühzeitig ins Tal abzufliegen, um vielleicht am Balsberg, am Haushang oder am Hausbart noch über den Auslösern anzukommen und dort eine (kleine) zweite Chance zu nutzen.
Vom Rechenberg zur Hörndlwand, wo der Bart entweder direkt am Gipfel oder etwas weiter südlich an der vorgelagerten, bewaldeten Abreißkante steht. Von dort über die Weitseen zum Dürrnbachhorn, das häufig einen gut entwickelten Gipfelbart hat, meist etwas südwestlich über dem Einschnitt mit der Alm. Wenn nicht, dem Grat nach Osten folgen; manchmal steht aber auch ein erstaunlich guter Lift weit nach Süden vorgelagert über dem flacheren Gelände Richtung Winkelmoosalm. Am Dürrnbachhorn steht nach Wetteroptik die Entscheidung an, ob man über Steinplatte, Ulrichshorn und Leoganger Steinberge weiterfliegt (Standardroute und sinnvoll, wenn man Richtung Zell am See will) oder über die Ostecke der Sonnwendwand und quer über die Ortschaft Lofer an die Südwestecke des Steinernen Meers zum Hundstod (weit besser bei weiterer Streckenführung Richtung Osten, z.B. Hochkönig).
Von der Hörndlwand aus nur dann zurück zum Rechenberg, wenn er zumindest auf Grathöhe erreichbar scheint. Tiefer sollte man den direkten Rückweg nicht antreten, denn das moorige Hochtal der Röthelmoosalm bringt nicht viel und dann kann der flache bewaldete Sattel südlich des Rechenberges (siehe oben) gefährlich werden. Einige, aber schlechte Außenlandemöglichkeiten gibt es auf der Röthelmoosalm und bei den Weitseen; sinnvoller ist es, frühzeitig über den Masererpaß nach Oberwössen und von dort weiter ins Unterwössener Tal zu gleiten, das stetig abfallende Gelände bietet hier ausreichende Sicherheiten. Wenn auch das nicht mehr reicht, dem Tal der Weitseen folgend um den kegelförmigen, komplett bewaldeten Mühlprachkogel herum Richtung Reit im Winkl herausgleiten, wo es eine große Außenlandewiese gibt; genauso vom Dürrnbachhorn oder der Winkelmoosalm.
Vom Dürrnbachhorn oder - bei ausreichender Basis - direkt von der Hörndlwand aus quer über die Winkelmoosalm und von dort der Geländekante zur Steinplatte folgen. Wegen der oft sehr ausgeprägten Talinversion ist die Steinplatte morgens nicht immer zuverlässig. Über dem Gipfel anzukommen lohnt sich morgens meist, weil man sich sonst dort eine halbe Stunde lang ausbasteln muß. Wenn abzusehen ist, daß es nicht langt, kommt man rechts von der Bergstation immer noch gut über den Grat auf die Südseite. Dann ist es manchmal sinnvoll, statt an der Felswand des Steinplattengipfels an dem kleinen runden Gupf an der ersten Rippe westlich, also rechts vom Gipfel zu suchen.
Bei ausreichend Höhe von der Steinplatte aus über Erpfendorf Richtung Flugplatz St. Johann rausgleiten; das Tal ist größtenteils ganz gut landbar. Auf dem Weg findet man vielleicht an den Südhängen des Fellhorns oder an den südlichen Ausläufern des Unterberghorns noch Aufwind. Ansonsten gibt es auch direkt unterhalb der Steinplatte gut landbare Wiesen bei Waidring. Alternativ kann man versuchen, das Ulrichshorn auf Höhe der Waldgrenze zu erreichen und dort noch einsteigen.
Von der Steinplatte geht es direkt weiter ans Ulrichshorn, den Eckberg der Loferer Steinberge. Entweder oben über den Grat springen oder westlich den Berg umfliegen, der Bart steht meist in dem großen Felskar auf der Südseite und man kann sehr tief einsteigen. Vorsicht bei starkem Nord- oder Nordwestwind: Lee! Alternativ kann man gleich von der Steinplatte aus an das niedrigere Gehügels um den Wallerberg westlich des Pillersees ausweichen. Letzteres empfiehlt sich auch, wenn die Steinplatte nicht hoch genug geht.
Frühzeitig Richtung St. Johann Flugplatz rausgleiten und am Wallerberg oder Kalkstein versuchen, nochmal tief einzusteigen. Es gibt aber auch direkt unterhalb des Ulrichshorns bei Weißleiten landbare Wiesen.
Vom Ulrichshorn aus lohnt es sich oft, der Kurve der Loferer an Mitterhorn und Ochsenhorn vorbei zu folgen und von da aus zu den Leogangern zu springen. Reicht die Basishöhe dafür nicht aus, dann ist das Hochsäul ein sehr zuverlässiger Thermikberg, den man wegen seiner geringen Höhe locker über Gipfel erreicht. Das Gefahrengebiet LO-D 22 ist dabei kein Problem, schließlich ist es nur ein Gefahrengebiet und damit nicht verboten. Auch sinnvoll, wenn man vom Wallerberg daherkommt.
Wie oben, frühzeitig Richtung St. Johann Flugplatz rausgleiten und am Wallerberg oder Kalkstein versuchen, nochmal tief einzusteigen.
Bei Nordwind sind die Leoganger ebenso wie die Loferer problematisch, alternativ zur Standardstrecke kann es daher dann sinnvoll sein, vom Ulrichshorn oder Wallerberg kommend zunächst am Hochsäul oder an der Buchensteinwand Höhe zu machen und dann das Tal nach Süden zum Spielberghorn oder zum Kohlmaiskogel zu queren. Von dort den flachen Gipfeln zum Sausteigen folgen.
Auf der Nordseite unproblematisch, wenn man frühzeitig Richtung St. Johann abhaut und bei der Gelegenheit noch an der Buchensteinwand, am Wallerberg oder am Kalkstein versucht, wieder hochzukommen. Ist man schon zu weit östlich, um noch über den Griessenpass nach St. Johann zu kommen, dann stattdessen nach Osten Richtung Saalfelden gleiten, der grosse Talkessel bietet genug landbare Wiesen. Auch am Griessenpass selber und bei Fieberbrunn sind einzelne Wiesen zum Landen geeignet. Auf der Südseite hingegen bitte nicht ins Saalachtal verbasteln, das ist nicht landbar! Spätestens, wenn man auf die Höhe der flachen Kuppen zwischen Kohlmaiskogel und Sausteigen gesunken ist, konsequent rausgleiten Richtung Osten, um bei Maishofen wieder in besser landbare Gegenden zu kommen.
Die Leoganger sind an normalen Thermiktagen nicht schlecht; man kann einigermassen tief einsteigen. An guten Thermiktagen bildet das enge Tal östlich der Leoganger ein sehr starkes Talwindsystem aus, das den gesamten östlichen Teil der Leoganger von Norden her überströmt. Daher ist oft eine sehr deutliche Verschlechterung der Bedingungen etwa ab dem Birnhorn (dem höchsten Berg der Leoganger) nach Osten spürbar, und es ist meist sinnvoller, schon vom Birnhorn aus zum Sausteigen zu queren.
Nicht mit Gewalt nach Zell am See Flugplatz fliegen, denn kurz vor dem Platz muss man über den langgestreckten See, dessen westliches und östliches Ufer nicht landbar sind. Das Tal zwischen Saalfelden und dem Nordende des Sees bietet allerdings genügend Wiesen.
Meist wird der Sausteigen seinem Namen gerecht, es steigt wia d' Sau und der Talsprung nach Süden zur Schmittenhöhe ist kein Problem. Dort sollte man möglichst über Grat ankommen, der Bart steht zumeist mehr oder weniger über dem Gipfel. Vorsicht, viele Gleitschirme und Drachen! Hier beginnt nun der berühmte Pinzgauer Spaziergang. Die Nordflanke des Tals Richtung Westen ist an guten Tagen, solange kein überregionaler Wind dominiert, eine sehr zuverlässige Rennstrecke, die sich oft im Geradeausflug bewältigen lässt. Die einzige Lücke am Pass Thurn lässt sich meist problemlos übergleiten, an der Resterhöhe oder am Wildkogel geht es dann wieder hoch. Bis zum Kreuzjoch, dem Eckberg zum Zillertal, führt diese Thermikstrasse. Bei Nord- oder Nordwestlagen kann es sich sehr lohnen, das Tal auf der Südseite, der sog. Tauernseite, entlangzufliegen. Nachteilig ist hier, dass diese Talseite keine so homogene Rennstrecke bildet, vielmehr springt man von Querrippe zu Querrippe über die kleinen Tauerntäler, die zum Hauptkamm hochführen. Der Einstieg gelingt oft auch sehr tief noch direkt südlich des Zeller Flugplatzes. Hier bläst der Wind durch die Düse zwischen Schmittenhöhe und Honigkogel über den See und quer über das Tal und sorgt am Nordhang des Imbachhorns für zuverlässigen Hangwind. Eine ähnliche Situation ergibt sich gegenüber vom Pass Thurn an dem Nordhang über der Ortschaft Hollersbach, wo der Wind durch die Passkerbe quer über das Tal für Hangaufwind sorgt.Bei leichter Südströmung sollte man sich hingegen von einer etwas blaueren Pinzgau-Nordseite nicht unbedingt stören lassen; schwaches föhniges Absinken kann zur Wolkenauflösung führen, obwohl der Pinzgauer Spaziergang (also die Nordseite des Tales) im Blauen thermisch gut geht, während die Tauernseite jetzt im Lee liegt.
Mitrechnen, bis wohin man noch zuverlässig den Flugplatz Zell erreicht. Gegenwind aus Osten durch das Talwindsystem bedenken! Wenn es bis Zell nicht mehr reicht, gibt es ausser den "offiziellen" Landewiesen Krimml und Bramberg viele landbare Wiesen. Vorsicht, der Pinzgaubauer als solcher setzt gern und viel Zäune und Stromleitungen in seine Wiesen. Wer schon deutlich am Gerlospass vorbei ist und unterhalb vom Kreuzjoch absäuft, sollte konsequent weitergleiten ins Zillertal. Dessen oberer (südlicher) Teil ist von zahlreichen Stromleitungen verbaut, aber weiter nördlich gibt es einige gute Wiesen.
Das Kreuzjoch, der Eckberg zwischen Gerlostal und Zillertal, bildet den Abschluss des Pinzgauer Spaziergangs. Wie man von hier aus nach Hause findet, steht im nächsten Absatz. Wenn aber noch Zeit ist und das Wetter gut aussieht, kann man natürlich den Pinzgau nochmal zurückfliegen bis zur Schmittenhöhe - oder man wagt sich ein Stückchen weiter über das Zillertal. Der direkt gegenüberliegende Berg ist der Rastkogel. Es ist wie so oft ratsam, über den Graten anzukommen. Eine anständige Basishöhe ist Vorraussetzung, denn der Talsprung über das breite Tal ist weit. Die vielen Abreisskanten um den Rastkogel geben aber zuverlässig Thermik her. Von hier aus lassen sich die Tuxer Berge im Viereck zwischen Zillertal, Wipptal, Inntal und Hintertuxer Gletscher erkunden. Nicht ohne ausreichende Reservehöhe in das stellenweise unübersichtliche Gehügels hineingleiten - der Fluchtweg ins Zillertal, oder weiter westlich ins Wipptal, muss offen bleiben! Ausserdem bitte nicht die südliche Grenze der Innsbrucker Kontrollzone (entlang der Linie Patscherkofel-Kellerjoch) verletzen! Ein wichtiger Berg für weitere Unternehmungen Richtung Westen ist das Kellerjoch, das klassische Sprungbrett für die Querung des Inntals Richtung Nordwesten. Vom Rastkogel aus ist es problemlos erreichbar, oft reicht aber sogar die Basis am Kreuzjoch, um diagonal über das ganze Zillertal direkt zum Kellerjoch zu gleiten. Das Kellerjoch liegt so gerade eben schon in der Innsbrucker Kontrollzone, fairerweise sollte man es daher nur anfliegen, wenn man auch wirklich die Kontrollzone zur Nordkette queren will, beispielsweise für den Weiterflug nach Landeck.
Gelingt die Talquerung vom Kreuzjoch zum Rastkogel oder zum Kellerjoch nicht, gibt es im Zillertal genügend grosse, ebene Wiesen. Zwei Dinge muss man allerdings beachten: im oberen Drittel des Tales werden recht viele an sich brauchbare Wiesen durch Leitungen unbrauchbar gemacht. Und im Bereich der Einmündung des Zillertals in das Inntal muss man das Zusammenwirken der Talwindsysteme beachten: zum einen erzeugt das mächtigere Inntal-System mit seinem Ostwind ein zeitweise recht starkes Lee am nördlichen Ende der östlichen Zillertal-Flanke (siehe Bild). Zum anderen bietet zwar das flache Schwemmland dort grosse und ebene Wiesen, aber man muss bei Aussenlandungen im Bereich solcher Einmündungen immer mit einem plötzlichen Umspringen des Windes vom einen auf das andere Talwindsystem rechnen. Ratsam ist es daher, wenn möglich eine etwas weiter nach Süden ins Zillertal hinein gelegene Wiese zu suchen, die dann ausschliesslich Zillertal-Talwind hat, also aus Norden. Entscheidet man sich für eine Landung im Inntal, dann möglichst den Bereich der Kontrollzone verlassen und Richtung Osten eine Wiese suchen. Wer in den Tuxern tief kommt, der muss sehr frühzeitig entweder nach Osten Richtung Mayrhofen herausgleiten und dann das Zillertal abwärts eine Wiese suchen, oder zur Not nach Westen ins Wipptal abgleiten. Einen Absaufer an der Nordseite der Tuxer sollte man durch vorrauschauende Planung mit reichlichen Höhenreserven unbedingt vermeiden. Wird es dennoch unumgänglich, ins Inntal abzugleiten, bitte so früh wie irgend möglich Innsbruck Turm auf 120,100 rufen, um den Einflug in die Kontrollzone und die Querung zum Flugplatz abzusprechen.
Wer dem Pinzgau bis zum Gerlos-Stausee oder bis zum Kreuzjoch nach Westen gefolgt ist, hat häufig genug Basishöhe, um vom Salzachgeier oder vom Kreuzjoch aus direkt heimzugleiten. Zumindest bis zur Hohen Salve sollte es aber immer reichen. Sie ist ein guter Thermikberg. Vorsicht, viele Gleitschirme! Von dort aus ist der Gaudeamusbart am Wilden Kaiser, direkt an der Gaudeamushütte unterhalb vom Ellmauer Halt, einfach erreichbar. Kommt man von dort aus über die zackigen Grate des Kaiser, dann reicht es über Kössen und durch die Klobensteinschlucht locker bis nach Hause. Ansonsten muss man eben um die Ostecke des Kaisers herumfliegen und dem Tal westlich am Unterberghorn entlang nach Kössen folgen. Abends kann man auch als Alternative direkt vom Kreuzjoch oder Salzachgeier oder auch von der Salve aus westlich um das ganze Kaisermassiv herumgleiten, bis man nördlich des Zahmen Kaiser in den vom Talwind des Inntals verursachten Hangaufwind am sog. Kufsteiner Hang kommt. Der Weg dorthin kann aber recht lang werden, da man eben gerade diesen Talwind von Wörgl bis Kufstein als Gegenwind auf der Nase hat. Trägt der Hangwind am Zahmen Kaiser bis zum Grat hinauf, reicht es komfortabel bis nach Hause, ebenfalls über Kössen und den Klobenstein.
Das Stück zwischen Gerlossee und Hoher Salve sollte man hoch genug übergleiten, die Täler dort sind zum Landen eher schlecht geeignet. Säuft man südlich der Salve ab, frühzeitig das Tal von Hopfgarten über Brixen nach Kitzbühel herausgleiten, dort sowie zwischen Kitzbühel und St. Johann gibt es Wiesen. Erwischt man den Gaudeamusbart am Kaiser nicht, dann ist der Flugplatz St. Johann normalerweise noch in Reichweite. Und wer die Variante über das Inntal wählt und dort zu tief kommt, für den gibt es viele Wiesen im Inntal und den Flugplatz Kufstein. Sollte der Kufsteiner Hang einmal nicht funktionieren, gibt es landbare Wiesen direkt davor. Bei beiden Varianten sollte man auf keinen Fall zu tief durch den Klobenstein fliegen. Je tiefer man dort kommt, desto stärker wird die Düsenwirkung dieses Einschnittes und damit der Gegenwind, und erst kurz vor Schleching gibt es wieder landbare Wiesen. Sicherer ist es dann, die Kössener Aussenlandewiese zu nehmen.
Wer den Pinzgauer Spaziergang am Pass Thurn abbrechen möchte, oder vielleicht am Gerlos gewendet hat und schon wieder auf dem Rückweg ist, der kann der östlichen Seite des von Norden zum Pass führenden Tales an Kitzbühel vorbei bis zum Kitzbühler Horn folgen. Diese Westhänge sind allerdings nicht sonderlich zuverlässig, aber auch nie sonderlich schlecht. Findet man am Kitzbühler Horn wie so oft keinen vernünftigen Bart, dann kann sich die Querung über den Flugplatz St. Johann zum Kalkstein oder weiter östlich zum Wallerberg lohnen. Spätestens dort sollte man Endanflughöhe erkurbeln können. Der weitere Weg führt wie oben beschrieben am Unterberghorn vorbei, über Kössen hinweg und durch den Klobenstein.
Nicht zwischen dem Pass Thurn und der Ortschaft Kitzbühel einbasteln, sondern konsequent Richtung Norden weitergleiten; zwischen Kitzbühel und St. Johann gibt es landbare Wiesen - wenn es nicht sogar bis zum Flugplatz St. Johann langt. Von Kitzbühler Horn, Wallerberg und Kalkstein aus ist der Flugplatz immer in nächster Nähe und wenn man dort keine vernünftige Höhe erreicht, um heimzugleiten, dann ist es das Sinnvollste, auf dem freundlichen St. Johanner Platz zu landen. Ab dem Unterberghorn gilt das oben Gesagte: nicht zu tief durch den Klobenstein, sondern lieber die Kössener Wiese nehmen.
Oft steht an der östlichsten Ecke der Sonnwendwand ein Wölkchen, dass den östlichsten Bart dieses von der Steinplatte nach Osten abfallenden Felsbandes markiert. Von dort aus geht es quer über den Loferer Kessel. Meist bieten die niedrigen Buckel, die der Westseite des Steinernen Meers westlich vorgelagert sind, schon morgens erstaunlich gute Thermik. Hat man die Höhe der Kalkgrate von Stadelhorn und Hochkalter erreicht, geht es an diesen entlang Richtung Hundstod zu dessen südlich gelegenem Vorgipfel.
Wenn die Ostecke der Sonnwendwand nicht geht und die Höhe nicht zur Querung über Lofer reicht, wird es das Beste sein, der Wand Richtung Steinplatte zu folgen. Findet man dort auch nichts, siehe oben unter "Steinplatte". Notfalls dürfte auch der Loferer Kessel die eine oder andere landbare Wiese zu bieten haben, ebenso das Tal von Lofer Richtung Saalfelden. Hier den Talwind aus Norden bedenken, der sich in engen Tälern nach unten hin düsenartig verstärken kann. Manchmal kann man auch von der Sonnwendwand zum kleinen Gupf nördlich der Loferer Steinberge (zwischen der Ortschaft Lofer und dem Gebirge) abspringen. Dort steht meist ein zuverlässiger Bart, der ausreicht, um die Rippe zu erreichen, die die Loferer im Osten begrenzt. Von hier ist der Absprung zum Steinernen Meer unproblematisch möglich.
Da der östliche Teil der Leoganger wie oben beschrieben häufig nicht so gut geht, ist es fast immer lohnend, am Birnhorn, dem höchsten Gipfel der Leoganger, soviel Höhe wie möglich zu machen und dann Richtung Hundstod durchzugleiten.
Bei Nord- oder Nordwestlagen wäscht es einen südlich der langen Kante des Steinernen Meers oft in turbulenter Luft regelrecht herunter. Der Fehler lässt sich evtl. noch korrigieren, indem man über das nach Dienten führende Tal Richtung Süden flüchtet, um sich an den Nordhängen des Hundstein-Massivs im Luv etwas Steigen zu suchen. Ansonsten bietet der Saalfeldener Kessel viele grosse Wiesen. Nicht zu tief über den Zeller See fliegen!
Der erste Bart am Hundstod ist oft nicht sehr gut, aber wenn man unter Grat ankommt, lohnt es sich in jedem Falle, ihn zumindest soweit zu kurbeln, bis man die Kante des Steinernen Meeres über Grat entlangfliegen kann. Bis zum Hochkönig, dem östlichen Eckberg des Steinernen Meeres, hat man den Zeitverlust erfahrungsgemäss mehr als aufgeholt. Insgesamt lohnt es sich am ganzen Steinernen Meer entlang, stets über der Abreisskante zu bleiben. Dort kann man häufig geradeaus fliegen, während man weiter unten um jede Rippe herum muss und ausserdem schlechteres Steigen hat. Droht man unter die Kante zu sinken, sollte man daher frühzeitig in einem starken Bart einige Meter Reserve erkurbeln. Nicht zu weit über den flachen Teil des Steinernen Meers nach Norden versetzen lassen!
Solange man sicher den Saalfeldener Kessel mit seinen Wiesen erreicht, kann man ruhig in der Hoffnung auf einen Bart "untenraus" weiter Richtung Osten gleiten. An den vorgelagerten unteren Abreisskanten der Querrippen gibt es durchaus Chancen. Allerdings sollte man sich nicht in die Verlegenheit bringen, allzu tief über der Ortschaft Dienten abzusaufen. Der obere Teil des Dientener Tales ist schlecht landbar. Rechtzeitig rausgleiten nach Saalfelden!
Auch wenn das Gipfelhaus des Hochkönig noch in den Wolken liegt, reicht die Höhe für den Gleitsprung zum Hochgründeck. Der Waldbuckel mit den zwei kamelhöckerartigen Gipfeln ist thermisch meist sehr gut; normalerweise steht der Bart am südlichen Gupf. Von dort aus geht es weiter nach Osten über die Autobahn zum Rossbrand, einem in Ost-West-Richtung langgestreckten, flachen Waldrücken. Normalerweise steht ein Hammerbart direkt am Sendemast. Bei vernünftiger Basishöhe lässt sich die Südwestecke des Dachsteinmassivs von hier aus direkt erreichen; ein Schwenk nach Norden unter den eigentlichen Dachsteingipfel lohnt sich hingegen nur bedingt.
Vom Hochkönig und Hochgründeck aus ist die 100-Schilling-Wiese nördlich des Sportstadions von St. Johann / Pongau (nicht verwechseln mit dem weiter westlich gelegenen Flugplatz St. Johann / Tirol!) stets erreichbar. Der ganze Talkessel zwischen Altenmarkt und Radstadt bietet ausser der katalogisierten Wiese südlich der Atomic-Skifabrik viele komfortable Außenlandemöglichkeiten. Zwischen Radstadt und Schladming wird das Tal enger und steigt zum Mandlingpass hin an, bei Mandling und zwischen Mandling und Schladming beim Pichlmaiergut (Abzweigung der Straße nach Forstau) gibt es aber durchaus landbare Wiesen.
Wenn man an der Dachstein-Südwand den ersten Bart gefunden und bis über Grat gekurbelt hat, läuft das restliche Stück bis zum Grimming meist ähnlich wie am Steinernen Meer entlang problemlos, oft im Geradeausflug. Die steilen Südwände heizen sich wunderbar auf und an der scharfen Abreisskante stehen Bärte aufgereiht. Auch hier nicht zu weit nach Norden über die flache Hochebene versetzen lassen! Der kleine Talsprung unmittelbar vor dem Grimming ist selten problematisch. Östlich dieses markanten Berges allerdings kommt die breite Senke von Aigen, so dass für den Anfang der Grimming-Gipfel ein guter östlicher Wendepunkt ist. Früher, als man noch fotografiert hat, war der Standardwendepunkt das Schloss Trautenfels, das im Tal unten in einer Schleife der Enns liegt. Vom Grimming zurück geht es genauso wie hinwärts.
Östlich Schladming wird das Tal wieder besser landbar, trotzdem ist es sinnvoll, bei einem beginnenden Absaufer die restlichen Höhenreserven einzusetzen, um den Flugplatz von Niederöblarn direkt unterhalb des Grimming zu erreichen.
Je nach Wetteroptik lohnt es sich manchmal, über das Tal an die Niederen Tauern zu queren. Vorne an den Eckbergen der Quertäler geht es meist recht gut, aber ein Talsprung folgt auf den anderen. Der klassische und bei gutem Wetter schnellere Weg folgt der nördlichen Talseite über Rossbrand und Hochgründeck wie beim Hinweg. Vom Hochgründeck allerdings geht es quer über St. Johann/Pongau an die Südhänge der Dientener Berge. Diese eher flachen Kuppen sind thermisch sehr zuverlässig, solange man ausreichend hoch über den Gipfeln ankommt. Am Hundstein oder am Honigkogel kurbelt man dann die Höhe für die Querung des Zeller Sees zur Schmittenhöhe, die man ebenfalls möglichst über Gipfel erreichen sollte.
Das Stück zwischen Schwarzach und Bruck ist nicht landbar; daher sollte man südlich der Dientener Berge immer so hoch bleiben, dass die Höhe entweder sicher zurück zur Wiese bei St. Johann / Pongau reicht oder zum Flugplatz Zell am See.
Aus den hier beschriebenen Teilstrecken lassen sich die klassischen Standardstrecken von Unterwössen aus zusammenbasteln:
Das ist doch schon mal ein ganz solides Trainingsprogramm, dessen einzelne Teile schön aufeinander aufbauen und ein Grundgerüst aus Flugerfahrung und Geländekenntnis ergeben, dass man sich Stück für Stück selber erweitern kann.
SeeYou Aufgaben
Filser (da4) Aufgaben
Volkslogger Aufgaben
Jan's IGC-Files zu den einzelnen Sektionen:
Hörndlwand - Hundstod
Dürrnbachhorn-Hundstod
Hundstod-Grimming
Hundstod-Grimming 2
Grimming-Schmittenhöhe
Schmittenhöhe-Kreuzjoch
Pinzgau
Text: Jan Lyczywek
Graphiken + HTML: Matthias Schündehütte
Karten: Freytag&Berndt, Wien
Eine schöne Rückkmeldung war der Flugbericht, den Karl Renner uns zugeschickt hat:
Auch ich wollte einmal einen Blick hinter die Steinplatte werfen. Die Vorbereitung zu diesem Flug hatte ja bereits im vorangegangenen Winter damit begonnen, daß ich mich intensiv mit dieser Streckenfluganleitung und zwischendurch auch immmer wieder mit der Streckenflugserie aus Jan's Feder befaßt habe.
Von unserer Vereins-Remo ließ ich mich mit unserem CS Astir hoch hinter die Kampenwand schleppen und begann dort meinen Flug in Richtung Hörndlwand, von dort über die Loferer und Leoganger zum Hochkönig, den ich allerdings nicht übersteigen konnte.
Nun nach Süden zu den Drei Brüdern am Eingang des Fuscher Tales. Weiter nach Westen auf der Südseite des Pinzgaues mit einem Abstecher Richtung Großvenediger bis auf 3600 m. Südlich des Gerlos-Stausees nahm ich Kurs über das Zillertal zum Kellerjoch. Fast lehrbuchmäßig habe ich dort Höhe getankt mich in Innsbruck angemeldet und eine Freigabe zum Hochnissl erbeten. Die Nordkette entlang ging es weiter bis nach Innsbruck und dann über das Karwendel zurück nach Antersberg.
Für Jan bestimmt ein "alter Hut", für mich ein sehr schöner Flug, der keinen ernsthaften Streß mit sich brachte und landschaftlich enorm beeindruckend war.
Warum ich das schreibe? Die Streckenfluganleitung war zum einen eine Motivation, und zum anderen ein wesentliche Grundlage für das Gelingen dieses Fluges. Ich finde es schon prima, daß Jan seine Erfahrung und sein Wissen in einer Form zu Papier bringt, die keine wissenschaftliche Abhandlung ist, sondern eine praxisorientierte Anleitung, die ohne weiteres auch für Anfänger umsetzbar ist.