Teamfliegen oder „Lead and Follow“
(TF oder L&F)

von Hans-Georg Raschke

Kaum jemand von uns besitzt bedeutende Erfahrung im Teamfliegen. Der überwiegende Anteil des Überlandfluges wird individuell und unabhängig von anderen Segelflugzeugen durchgeführt. An dieser Stelle sollen ein paar fundamentale Hinweise aufgeführt werden, die den Versuch des Teamfliegens mit einem anderen Piloten entweder von Erfolg krönen oder scheitern lassen. Festzuhalten ist, das dieser Artikel sich mit dem freundschaftlichen TF oder L&F im Rahmen eines Vereines oder von gleichgesinnten Piloten beschäftigt und nicht den des Wettbewerbs berücksichtigt.

Zuerst eine Warnung: Halte Deinen Kopf oben und Deine Augen offen! Du wirst mit anderen Segelflugzeugen eng fliegen, also ist sehen und vermeiden wichtig. Die folgenden Funkprozeduren dienen der Verringerung des Sprechfunkverkehrs und zum Vermitteln von klaren Informationen gerade beim TF. Bei L&F kann man den Funkverkehr noch weiter vereinfachen, da die Rollenverteilung klar geregelt ist.

Standardphrasen

Phrase Beschreibung
"Gehe links/rechts rein" Achtung: Einfliegen in einen Bart
"Ja" oder "gut" Zentriert oder den Bart angenommen
"Nein" Bart verwerfen
"Weiß noch nicht" Habe noch kein gutes Steigen gefunden
"Wird besser" Thermik wird besser
"Wird schlechter" Thermik wird schlechter
"Steigen" sobald Bart zentriert und angenommen ist, wird der weitere Flugweg abgesprochen
"Fertig" Bereit zum Verlassen der Thermik (Frage oder Feststellung)
"OK" Ich bin auch bereit
"Nicht fertig" Ich möchte noch weiter steigen
"Weiter" Den Bart verlassen und auf Kurs gehen

Andere gute Gewohnheiten im Sprechfunkverkehr:

Verbreitete Fehler im Sprechfunkverkehr:

Andere wichtige Dinge um TF oder L&F möglich zu machen:

Zuerst fällt es schwer, sich von einem anderen Piloten beobachtet, sich bei Fehlern ertappt zu fühlen. Schließlich sind wir nach dem Erwerb der Lizenz meist allein (gelassen worden) als Solo-Überlandpiloten aufgewachsen. Aber andere Piloten machen auch Fehler und am Ende läuft es immer auf ein „Geben und Nehmen“ hinaus.

Diskutiere Taktik oder Flugvorhaben vor dem Start. Pläne können geändert werden, aber zumindest habe einen Plan.

Diskutiert den Flug hinterher. Gebt euch Feedback über was gut war und was verbessert werden muß. Versucht es konstruktiv zu machen.

Wenn man eng miteinander fliegt, ist es gut, wenn ein Flieger sich ein wenig zurückfallen lässt bzw. beim L&F zusätzlich tiefer fliegt. Das macht es für ihn einfacher, den anderen zu beobachten und der erste kann sich auf das vor ihm liegende konzentrieren. Das Fliegen nebeneinander, um die Chancen zu erhöhen Thermik zu finden, überlassen wir besser den erfahrenden Piloten.

Nicht unbedingt erforderlich, aber eine gute Idee ist es, mit dem Partner/Schüler Doppelsitzerflüge zu machen. Es ist viel leichter sich zu verständigen und man kann diskutieren, warum diese und nicht jene Entscheidung getroffen wird, warum Probleme so und nicht anders gelöst wurden. Außerdem macht Doppelsitzerfliegen Spaß.

Was man nicht macht:

Glaube nicht, daß dies der einzige, richtige Weg ist. Die Entwicklung Deines persönlichen Fliegens ist von überragender Bedeutung. TF und L&F kann jedoch ein zusätzliches Werkzeug sein wie es GPS oder Winglets darstellen. Du kannst sehr gut ohne diese Dinge fliegen, aber normalerweise fliegst du besser mit ihnen.

Versuche den Abstand im Vorflug bei ca. 300 – 400m zu halten. Ein größerer Abstand wird früher oder später zu einem erheblichen Höhenunterschied führen und es kann sehr schnell Separation eintreten. Besser ist es rasch aufzuschließen. Lieber tiefer aber näher!


Weitere Artikel bzw. Übersetzungen von Hans-Georg Raschke auf www.sgsm.de:

„Einordnen in einen Aufwindkreis“
„Optische Faktoren bei der Vermeidung von Kollisionen“

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