Nord oder Süd? Pustertal oder Dolomiten?
Ötztaler oder Vintschgau retour?

Routenvarianten auf dem Standarddreieck

von Jan Lyczywek

Unser Ölspur-Dreieck ist zwar mittlerweile bestens erflogen und damit auch ziemlich standardisiert, auf manchen Teilstücken gibt es aber nach wie vor mehrere Varianten und damit die Frage, welche besser ist. Im folgenden will ich einigen dieser Fragen nachgehen.

Zunächst einmal zu der Frage, ob der Umweg über die Nordseite des Pustertals tatsächlich soviel größer ist als bei der nah an Kurslinie verlaufenden Dolomitenvariante. Irgendwo im Lesachtal, spätestens an dessen Ende, muss die Entscheidung getroffen werden, ob man entlang der Kurslinie durch die Dolomiten fliegen will oder der Nordseite des Pustertals in einem deutlichen Bogen folgt. Spätestens im berühmten Schnalstal-Bart treffen sich beide Routen dann wieder.

Als Vergleichsstrecke bietet sich daher das Teilstück etwa vom Ostende des Lesachtals bis zur Ostseite des Schnalstals an, etwa 145 km. Nimmt man zunächst vereinfachend an, dass durch die Dolomiten und Sarntaler umwegsfrei der Kurslinie gefolgt werden kann und setzt für den Flugweg entlang der Nordseite des Pustertals einige markante Berge aus der ersten Reihe als Stützpunkte (siehe Bild), kommt man auf einen Umweg von mindestens 8 km oder etwa 5,5%, bezogen auf die direkte Luftlinie. Diese 5,5 % Mehrweg nimmt man also in jedem Falle in Kauf, wenn man das Pustertal nördlich entlangfliegt, sie sind geographisch vorgegeben.

Aber auch in den Dolomiten wird man selten direkt der Kurslinie folgen können. Zudem fehlt hier die durchgehende tragende Linie. Deswegen ist ein Vergleich der auf beiden Varianten tatsächlich geflogenen Umwege und Schnittgeschwindigkeiten interessant. Als Vergleichsbasis habe ich 17 meiner Dreiecke verwendet, 11 über das Pustertal, 6 durch die Dolomiten. Wenn man als Vergleichszahlen nicht die absoluten, sondern wieder die auf die Luftlinie bezogenen relativen Umwege verwendet, dann stören die unvermeidbaren geringen Abweichungen der Vergleichsstrecke nicht. Die Excel-Tabelle liefert folgende Ergebnisse:

  1. Tatsächlich ist der mittlere geflogene Umweg im Pustertal größer als die von der Geographie vorgegebenen, unumgänglichen 5,5%. Im Mittel beträgt der Umweg hier 10% der Luftlinienentfernung, der kleinste Umweg betrug immer noch knapp 7%.
  2. In den Dolomiten ist wie erwartet zwar ein kleinerer Umweg möglich (erreichtes Minimum 4,5%), jedoch beträgt der Mittelwert auch hier 9%! Man kann also nicht unbedingt erwarten, bei der Dolomitenvariante auch tatsächlich geringere Umwege zu erzielen als im Pustertal.
  3. Die günstigeren tragenden Linien der Pustertal-Variante spiegeln sich in deutlich kleineren durchschnittlichen Kurbelanteilen als in den Dolomiten (20% gegenüber 35%) wieder. Diese führen bei der Pustertalvariante zu im Mittel deutlich höheren Schnittgeschwindigkeiten (104 km/h gegenüber 89 km/h), wiederum bezogen auf die Luftlinie.
  4. Leider stammen alle Dolomitenbeispiele aus den Jahren 2004 bis 2006, so daß die höheren Kurbelanteile und geringeren Schnittgeschwindigkeiten dort auch auf die damals geringere Erfahrung zurückzuführen sind. Auch in diesem Zeitraum waren die Pustertalflüge jedoch schon um etwa 10% schneller (98 gegenüber 89 km/h).

Zusammenfassung: der in den Dolomiten tatsächlich mögliche geringere Umweg lässt sich offensichtlich nicht zuverlässig (reproduzierbar) nutzen, die auf der Nordseite des Pustertals möglichen höheren Schnittgeschwindigkeiten aber schon. Deswegen lohnt sich m.E. bei gleicher Wetteroptik die Pustertalvariante.

Tragende Linie schlägt Kurslinie.


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