Streckenfluganalyse 2005

von Jan Lyczywek

Datenbasis

Bei der folgenden Auswertung unseres diesjährigen OLC-Ergebnisses habe ich mich ausschließlich auf diejenigen Flüge beschränkt, die in Unterwössen gestartet wurden. Das soll keine Geringschätzung der hervorragenden Leistungen bedeuten, die anderswo erzielt wurden, in Australien, Namibia, Frankreich – diese Punkte waren entscheidend für den Sieg in der internationalen Vereinsstatistik. Wenn es aber um das Potential von Unterwössen als Ausgangspunkt für lange Strecken und um die jahreszeitliche Verteilung der guten Streckentage geht, dann würden die Daten dieser auswärtigen Flüge das Ergebnis verfälschen und der statistischen Analyse jede Aussagekraft nehmen.

Als Datenbasis diente mir dabei jedoch nicht die „Flugplatzstatistik“ des OLC-Servers, denn dafür gibt es einfach zu viele verschiedene Schreibweisen für Unterwössen. „Unterwos“, „Woesta“, „Unterwössen“ sind nur einige Beispiele. Stattdessen habe ich die komplette, in diesem Jahr ja nur in der internationalen Wertung verfügbare Liste der Flüge aus der Vereinsstatistik verwendet und daraus manuell diejenigen Flüge gelöscht, deren Startort eindeutig nicht Unterwössen war. Dabei kann es möglicherweise vorgekommen sein, daß einzelne Unterwössener Flüge versehentlich ebenfalls gelöscht wurden, man möge mir dies nachsehen.

Übrig geblieben sind insgesamt 368 Flüge, mit zusammen 146367,56 Streckenkilometern (nicht Punkten!). Im Schnitt führte damit jeder 2005 in Unterwössen gestartete OLC-Flug über eine Distanz von knapp vierhundert Kilometern.

Jahreszeitliche Verteilung der guten Streckentage

[Diagramm1]
Diagramm 1

Diagramm 1 zeigt, wieviele OLC-Tageskilometer an jedem Tag der Saison von Unterwössen aus erflogen wurden. Dies ist natürlich keine exakte Abbildung der Wetterqualität, denn zuviele andere Faktoren bestimmen, ob ein guter Tag wirklich entsprechend genutzt wird – oder ob umgekehrt aus einem schlechten Tag mit vereinten Kräften doch noch der letzte Kilometer herausgequetscht wird. Vor allem kommt es darauf an, wie viele Piloten an einem bestimmten Tag überhaupt Zeit haben zum Fliegen.

Die Zeitachse des Diagramms beginnt am 1. April, einem Freitag. Demzufolge entsprechen die im Abstand von 7 Tagen dünn durchgezogenen senkrechten Gitternetzlinien jeweils den Freitagen, die zweite und dritte Säule rechts davon zeigt also die Wochenend-Kilometer. Schöner war das in Excel leider nicht hinzukriegen. Zu Jahresanfang sind einige Wochenenden denn auch als deutliche Peaks erkennbar. Schön zu sehen ist andererseits, warum sich diese Streckensaison bei den meisten Piloten einen gar so miserablen Ruf erworben hat, obwohl sie so schlecht vielleicht gar nicht war: seit Ende Mai sind buchstäblich an keinem Samstag oder Sonntag mehr nennenswerte Strecken geflogen worden – wer auf die Wochenenden angewiesen war, darf zu Recht frustriert sein.

Ansonsten dominieren zwei Blöcke guten Wetters das Bild: das legendäre lange Wochenende vom 25./26. bis zum 29. Mai, für viele subjektiv die beste Wetterperiode dieser Saison, und die drei Hammertage um den längsten Tag des Jahres herum. Den jeweils ergiebigsten Tag eines jeden Monats habe ich nochmal extra mit Datum markiert.

Flüge über 500 km

Wie schon erwähnt, reicht das einfache Aufsummieren der an einem bestimmten Tag erzielten Streckenkilometer nicht unbedingt aus, um eine Aussage über die tatsächliche Qualität dieses Tages zu machen. Zusätzlich interessant ist, wieviele „große“ Strecken an dem jeweiligen Tag erflogen wurden. Daher zeigt Diagramm 2 die Anzahl der Flüge über 500 km an jedem Tag. Nun ist dies natürlich auch ein etwas willkürliches Kriterium – warum gerade 500 km? – aber für diese Art der Darstellung muß man irgendwo eine Grenze ziehen, und mir schien, daß es dem Empfinden der meisten Unterwössener Piloten entspricht, Strecken ab etwa 500 km als bemerkenswerte Leistung und damit als Indikator für einen guten Streckentag anzusehen.

[Diagramm2]
Diagramm 2

Nun zum Diagramm: die Gesamthöhe der Säulen entspricht der Anzahl der Flüge über 500 km. Zur besseren Differenzierung sind sie darüber hinaus noch farblich unterteilt, so dass zusätzlich auch eine Aussage getroffen werden kann, wieviele 600er, 700er und 800er (oder größer) denn in der Gruppe der Strecken über 500 km dabei waren.

Das erlaubt eine recht gute Einschätzung der tatsächlichen Qualität der einzelnen Tage. Typisch dürfte eine Verteilung wie am 12. Mai sein: sechs 500er und dazu jeweils ein 600er, 700er und 800er spiegeln wider, was unterschiedlich erfahrene Piloten mit unterschiedlichen Flugzeugen aus so einem Tag machen. Etwas anders sehen die Hammertage aus, beispielsweise der 27. Mai: von insgesamt 14 „großen“ Flügen bleibt nur ein einziger im Bereich von 500 – 600 Kilometern, während sechs 600er, fünf 700er und zwei 800er zeigen, was in diesem Tag steckte – und daß dieses Potential offenbar von vielen Piloten erkannt wurde.

Ganz anders dagegen ein Tag wie der 16. April: in Diagramm 1 fällt er mit weniger als 2000 Tageskilometern kaum auf, Diagramm 2 zeigt auch nur einen einzigen „großen“ Flug – der aber offenbar mit über 800 km. Tatsächlich waren es, wie ein Blick in die Wertungslisten zeigt, sogar über 900 km. Wolfgang hat uns da wieder einmal gezeigt, wo der Hammer hängt.

Von diesem Tag abgesehen zeigt der Vergleich der Diagramme 1 und 2 aber doch, dass die Unterwössener Piloten gute Tage relativ zuverlässig zu erkennen scheinen.

Leistungsspektrum

[Diagramm3]
Diagramm 3

Zuletzt möchte ich noch die Leistungen der einzelnen Piloten etwas genauer betrachten: wie verteilen sich denn die erflogenen Tageskilometer auf die Streckendistanzen? Diagramm 3 zeigt eine Art Spektralverteilung unserer Flüge. Wie schon im letzten Jahr wird das Gros der Kilometer mit Strecken zwischen 400 und 600 Kilometern erflogen. Das zeigt, dass der 500er, vor Jahren noch eine sensationelle Ausnahmeleistung, heute offenbar für viele Piloten zum Standardrepertoire gehört. Das Wissen und die Fähigkeiten, entsprechendes Wetter mit relativ großer Selbstverständlichkeit in 500 Streckenkilometer umzumünzen, ist heute einfach weiter verbreitet und wird auch besser weitergegeben. Einige Unterwössener Piloten und eine bemerkenswerte Pilotin konnten dementsprechend dieses Jahr ihren ersten 500er fliegen.

Besonders gefreut hat mich aber auch die Ergebnisse für Strecken von 600-700 km sowie für 700-800 km. Jeweils um 30 Flüge in diesen Kategorien, mit jeweils über 20000 Kilometern, das ist eine tolle Leistung und zeigt, wie sich das Leistungsniveau kontinuierlich weiter nach oben schiebt.

Dagegen scheint der Bereich über 800 km weiterhin den Cracks und ihren herausragenden Einzelleistungen vorbehalten zu sein. Das deutliche Plateau bis 800 km lässt aber hoffen, dass in den nächsten Jahren auch hier noch Zuwachs möglich ist.

Am anderen Ende des Spektrums, bei den Strecken bis 400 km, darf man sich nicht von den vermeintlich kleinen Werten der erflogenen Kilometer täuschen lassen: man braucht eben vier 200er, um soviel beizutragen wie ein anderer mit einem einzigen 800er. Auf die Anzahl kommt es hier also an und es ist erfreulich, dass 100er-, 200er- und 300er-Strecken mit jeweils 50 bis 60 Flügen pro Kategorie nach wie vor fleißig gemeldet werden. Das muß auch so bleiben, denn wir sind auf diese Flüge angewiesen: zusammen haben sie sogar etwas mehr Kilometer erbacht als die 600er und 700er! Ich denke, der Text der Urkunden, die bei der Saisonabschlußfeier an jeden Punktesammler verliehen wurden, hat diesen Gedanken hervorragend zum Ausdruck gebracht.


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