Analyse DMSt 2005

von Jan Lyczywek

Datenbasis

Das DMSt-Reglement belohnt das vorherige Anmelden einer Strecke mit einem Bonus von 10%, das Fliegen von FAI-Dreiecken unabhängig davon mit 15%. Dadurch ergeben sich vier mögliche Flugkategorien mit unterschiedlichen Bonus-Faktoren:

Aus den Wertungslisten der DMSt kann man die geflogenen Kilometer sowie die erzielten Punkte direkt entnehmen. Über den Flugzeugtyp ist auch der Index bekannt. Daraus läßt sich der bei einem bestimmten Flug zur Anwendung gekommene Bonus-Faktor direkt zurückrechnen:

Bonusfaktor = (Punkte * Index) / (Kilometer * 100)

Wenn man dies für alle gemeldeten Flüge eines Vereins macht, dann kann man anhand des jeweils errechneten Faktors jeden Flug in eine der vier Flugkategorien einordnen und Aussagen darüber treffen, in welchem Maße jede dieser Kategorien zu den erzielten Punkten beigetragen hat.

Ich habe das mit den 377 Flügen des Alpenflugzentrums Unterwössen und den 471 Flügen des Segelflugzentrums Königsdorf, jeweils aus der internationalen Vereinswertung der DMSt, durchgerechnet und die im folgenden dargestellten Ergebnisse bekommen.

Meldeverhalten

[Diagramm1a]
Diagramm 1a
[Diagramm1b]
Diagramm 1b

Betrachtet man die Anzahl an Flügen, die in den vier verschiedenen Kategorien eingereicht werden, zunächst unabhängig von den dadurch erzielten Punkten, dann erhält man ein recht gutes Bild über die Gepflogenheiten und Gewohnheiten der Piloten im Umgang mit dem DMSt-Reglement. Der Vergleich der Diagramme 1a und 1b zeigt, daß hier entgegen der ursprünglichen Vermutung kein großer Unterschied zwischen Königsdorfern und Unterwössenern besteht: das Gros der Flüge, jeweils deutlich über 80%, wird als freie Vielecke eingereicht und erhält keinen Bonus.

Angemeldete Vielecke machen an beiden Plätzen bisher nur einen verschwindend geringen Anteil, jeweils unter 2%, aus. Der geringe Bonus von 10% läßt es offenbar nicht lohnend erscheinen, solche Strecken anzumelden, zumal bei einem freien Flug meist leicht 10% mehr Strecke geflogen werden können als bei einem angemeldeten.

Freie FAI-Dreiecke werden in Königsdorf etwas häufiger geflogen als in Unterwössen, 13,6% aller Flüge fallen dort in diese Kategorie, im Gegensatz zu 10,9% bei uns. Über die Ursachen läßt sich nur spekulieren. Sicherlich ist Königsdorf für sehr große Dreiecke der besser geeignete Platz, speziell abends ist der Endanflug einfacher als nach Unterwössen. Das erklärt aber nicht, wieso von Unterwössen weniger oft solche Strecken geflogen werden, schließlich queren wir den Hauptkamm an der gleichen Stelle und etwa zur gleichen Zeit wie die Königsdorfer, fliegen also im selben Wetter. Vielleicht fehlt einfach noch das Bewußtsein für diese Streckenform. Das ist schade, denn die 15% Bonus lassen sich oft ohne großen Aufwand holen, wenn man nur rechtzeitig daran denkt.

Angemeldete FAI-Dreiecke schließlich werden an beiden Plätzen ähnlich selten geflogen, wiederum unter 2% der Flüge bekommen den 25%-Bonus. Das bedeutet zwar einerseits, dass wir 2005 in diesem Bereich nicht allzu viele Punkte an Königsdorf verschenkt haben, andererseits aber liegt hier noch viel Verbesserungspotential. Gewiss könnte man doch mehr als nur 5 von 377 Flügen als angemeldete FAI-Dreiecke fliegen!

Punkteausbeute

[Diagramm2a]
Diagramm 2a
[Diagramm2b]
Diagramm 2b

Das nur leicht unterschiedliche Meldeverhalten führt wegen des Bonus-Systems zu deutlich unterschiedlichen Verteilungen der erzielten DMSt-Wertungspunkte, wie der Vergleich der Diagramme 2a und 2b zeigt. Wegen der deutlich unterschiedlichen absoluten Punktzahlen sind hier nur die prozentualen Anteile der vier Flugkategorien am jeweiligen gesamten Punkteaufkommen dargestellt.

Auffallend ist zunächst, das Königsdorf etwa 25% aller seiner Punkte in den drei Kategorien erfliegt, die mit Bonus belohnt werden, Unterwössen nur 15%. Den größten Anteil an diesem Unterschied haben die freien FAI-Dreiecke. Unterwössen absolviert 10,9% seiner Flüge als freie FAI-Dreiecke und holt damit 10,2% aller Punkte. Königsdorf fliegt scheinbar nur geringfügig häufiger freie FAI-Dreiecke (13,6% aller Flüge), holt damit aber 18,5% seiner Punkte!

Bei den angemeldeten FAI-Dreiecken ist der Unterschied dagegen recht gering, er läßt sich obendrein auch durch die schlicht größeren Streckenlängen erklären, die von Königsdorf aus in dieser Kategorie geflogen wurden.

Die durch angemeldete Vielecke erzielten Punkteanteile schließlich sind praktisch identisch und zudem wiederum vernachlässigbar gering.

Fazit

Freie Vielecke

Diese Kategorie wird auch in Zukunft den Löwenanteil der DMSt-Punkte wie der DMSt-Flüge ausmachen. Freie Vielecke sind einfach zu fliegen – man muß sich keinerlei Gedanken machen über Abflugpunkte und Wendepunkte, über Zylinder und Sektoren, über FAI-Wendegebiete und Schenkellängen. Freie Vielecke sind aber auch extrem einfach zu melden: direkt nach der OLC-Anmeldemaske kommt automatisch die DMSt-Anmeldemaske. Es sind nur wenige Klicks mehr, und der Flug ist auch in der DMSt. Umso unverständlicher ist es, warum so viele Flüge des Alpenflugzentrums Unterwössen zwar für den OLC, nicht aber für die DMSt gemeldet wurden. Nachdem die freien Vielecke den grössten Anteil der Punkte stellen, haben wir in dieser Kategorie durch Nicht-Melden auch die meisten Punkte verschenkt. Das muss in der Saison 2006 anders werden!

Angemeldete Vielecke

Wie schon erwähnt, ist es kaum lohnend, kleinere Strecken als angemeldetes Vieleck auszuschreiben, denn es ist fast immer möglich, durch geschicktes Ausdehnen oder Verkürzen 10% weiter zu fliegen, als man dies morgens vor dem Start ausgeschrieben hat. Damit werden häufig mehr Punkte für das (etwas größere) freie Vieleck erzielt, als für das angemeldete mit seinen 10% Bonus.

Bei sehr großen Strecken kann das anders aussehen: bei 700, 800 oder mehr Kilometern ist es nicht mehr so einfach, mal eben noch 10% weiter zu fliegen. Hier kann es sich also lohnen, auf die 10% Bonus zu spekulieren. Die eine Lehre daraus also: groß ausschreiben. Die andere Lehre sollte aber auch lauten: wenn der Tag einigermaßen hoffnungsvoll aussieht, sollte auch immer irgendetwas ausgeschrieben werden, rein prophylaktisch sozusagen. Klappt es, gut, dann sind die 10% Bonus gewonnen. Klappt es nicht, auch gut, dann ist man wahrscheinlich dennoch so weit geflogen, wie es im gegebenen Wetter möglich war, und hat vielleicht ähnlich viele Punkte erzielt, wie mit der ausgeschriebenen Strecke möglich gewesen wären.

Freie FAI-Dreiecke

Wie oben dargelegt, haben wir bei den freien FAI-Dreiecken unnötig Punkte verschenkt. Es mag dabei durchaus sein, daß Königsdorf wegen seiner besseren Ausgangslage die größeren freien FAI-Dreiecke fliegt, aber häufiger als wir haben die Königsdorfer dazu auch nicht Gelegenheit. Es muß also am mangelnden Bewußtsein der Piloten für diese Streckenform liegen, daß sie so selten gemeldet wird.

Dabei ist es eigentlich ganz einfach: eine vorherige Anmeldung der Strecke fällt ja weg, deswegen heißt es freies FAI-Dreieck. Erstmal kann man also drauflos fliegen und erst wenn der erste Schenkel geflogen ist, muß man sich Gedanken machen: kann ich den zweiten Schenkel so legen, daß etwas „Dreiecksförmiges“ dabei herauskommt? Wer einen PDA hat, kann sich jetzt genau anzeigen lassen, wo er hinfliegen muß, damit die FAI-Bedingung erfüllt ist. Wer ohne Elektronik unterwegs ist, fliegt einfach nach Gefühl und Wetter ein annähernd gleichseitiges Dreieck, das passt dann schon. Der dritte Schenkel ergibt sich ohnehin von selbst, erst kurz vor Unterwössen muß man noch einmal aufpassen: freie FAI-Dreiecke müssen nämlich geschlossen werden! Zumindest ein Punkt der Heimflugstrecke muß also näher als zwei Kilometer bei einem Punkt der morgendlichen Abflugstrecke liegen, und maximal tausend Meter tiefer. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht: abends einfach nochmal über oder zumindest in die Nähe des morgendlichen Ausklinkpunktes fliegen, fertig. Achtung: wer ein freies FAI-Dreieck nicht zumacht, verliert den Bonus ersatzlos, es wird dann als freies Vieleck ohne Bonus gewertet, egal wie schön dreieckig es aussieht.

Zumindest, wenn man über den Hauptkamm geht und die Südrennstrecke nutzt, sollte eigentlich immer ein freies FAI-Dreieck herausschauen. Die 15% Bonus kann man dabei ohne grossen Aufwand mitnehmen.


Valid XHTML 1.0! Made on a Mac Made with Vi