Unterwössen-FAQ und -QYBSHAB

(Frequently Asked Questions and Questions You Better Should Have Asked Before...)

von Jan Lyczywek und Matthias Schündehütte

Uns erreichen immer wieder E-Mails von Segelfliegern, die einen Urlaub in Unterwössen planen und noch eine Reihe von Fragen haben – zum Wetter, zu Standardstrecken und Außenlandemöglichkeiten, aber oft auch einfach nur zu Stimmung und Atmosphäre am Platz. Auf den folgenden Seiten wollen wir versuchen, die häufigsten und naheliegendsten dieser Fragen zu beantworten – so, wie wir Unterwössen kennen. Die Antworten geben also unsere ganz persönliche Meinung, Einschätzung oder Erfahrung wieder. Es handelt sich hierbei aber nicht um eine Verlautbarung der Deutschen Alpensegelflugschule (DASSU). Offizielle und aktuelle Informationen über den Flugplatz, insbesondere über Betriebsverfahren, organisatorische Abläufe und Preise, aber auch zu aktuellen Lehrgängen, Terminen und Events, findet Ihr auf der offiziellen Seite der DASSU (www.dassu.de).



Wie ist es denn so in Unterwössen?

Der Segelflugplatz Unterwössen wird dominiert von der DASSU (Deutsche Alpensegelflugschule Unterwössen). Sie betreibt den Flugplatz, an dem sich auch noch drei Vereine befinden. Die Segelflugschule ermöglicht den 7-Tage-Flugbetrieb und ist verantwortlich für die herausragende Infrastruktur am Platz, wie etwa die 4-Trommel-Elektrowinde oder die drei Schleppmaschinen.

Die Atmosphäre am Platz empfinde ich aber keineswegs als besonders kommerziell geprägt. Es ist eher wie auf jedem anderen (Vereins-)Platz auch, nur daß man eben nirgendwo Mitglied sein muß. Das liegt möglicherweise auch daran, daß bei weitem nicht alle Arbeiten durch DASSU-Mitarbeiter erledigt werden: Halle aus- und einräumen, Flugzeuge zurück zum Start schleppen (mit Elektro-Karren), Seile holen, Einklinken, Fläche halten - man muß sich gegenseitig helfen und das bringt zueinander. Von der DASSU kommen Flugleiter, Fluglehrer, Windenfahrer und Schlepppiloten.

Die Organisation ist keineswegs straff oder gar militärisch, sondern sehr locker und kann dadurch flexibel auf individuelle Wünsche eingehen. Die muß man allerdings auch freundlich, aber klar äußern – und manchmal ein bisschen Geduld mitbringen.

Einen Unterschied zu den mir bekannten Vereinsplätzen gibt es aber schon: Bei gutem Wetter geht in Unterwössen die Post ab! Der Rekord liegt bei etwa 250 Windenstarts pro Tag, hinzu kommen die Motorsegler sowie bis zu 37 F-Schlepps - und die meist in den zweieinhalb Stunden von 10:00 Uhr bis 12:30. Da gebietet es schon die Rücksichtnahme auf die Piloten hinter einem, nicht erst dann den Fallschirm anzuziehen, wenn der Helfer mit dem Seil in der Hand schon dasteht…

Warum soll ich zum Alpenfliegen nach Unterwössen fahren – ist Südfrankreich nicht viel besser?

Der entscheidende Vorteil des bekannten südfranzösischen Segelflug-Paradieses ist sicherlich die überragende Wettersicherheit. Wenn man es dort nicht ganz blöd erwischt, kann man meist an 10 von 14 Tagen fliegen. Das können die Nordostalpen in dieser Zuverlässigkeit nicht bieten. Dennoch hat auch das von Unterwössen aus beflogene Gebiet (grob gesagt das Rechteck Chur – Wien – Klagenfurt – Samedan) seine Vorteile:

Und nicht zuletzt ist das Fliegen in Unterwössen, wenn man ehrlich rechnet, einfach preiswerter als in Südfrankreich.

Welche Jahreszeit ist die beste?

In den letzten Jahren haben sich Statistiken über wiederkehrende gute Wetterphasen („Singularitäten“) leider als recht unzuverlässig herausgestellt. Man mag das auf den Klimawandel schieben oder schlicht auf die mit nach knapp 50 Jahren alpinem Streckenflug noch viel zu kurze vorhandene Zeitreihe, die Planung macht es nicht leichter. Grob lassen sich die einzelnen Monate etwa wie folgt charakterisieren:

Muß ich irgendwo Mitglied werden?

Nein. Du musst Dich lediglich im Büro anmelden und erhältst dort Deine (lebenslang gültige) Kundennummer.

Muß ich als Scheininhaber eine Platzeinweisung machen?

Ja. Die ist auch sinnvoll, denn wie jeder Flugplatz hat auch Unterwössen einige Besonderheiten:

Die Platzeinweisung besteht daher aus mindestens einer klassischen Platzrunde sowie einem etwas längeren Flug am Hang („Hangeinweisung“), jeweils mit einem der erfahrenen Fluglehrer der DASSU.

Zu Beginn jeder neuen Saison ist außerdem ein Checkflug Pflicht für alle Piloten in Unterwössen, egal ob DASSU-Kunde oder Vereinspilot.

Muß mein Flugzeug besondere Ausrüstung haben?

Von Unterwössen aus fliegt man hauptsächlich in Österreich. Dort ist ein ELT (Emergency Location Transmitter) vorgeschrieben.

Im Alpenraum allgemein hat das Kollisionswarnsystem FLARM nahezu eine 100%ige Verbreitung erreicht - aus gutem Grund! Aufgrund der Konzentration der Aufwinde an den Graten und Gipfeln konzentriert sich dort auch der Flugverkehr. An guten Tagen ist in den Alpen eine Menge los, da ist schnell mal ein Flugzeug übersehen. Hinzu kommen im Frühjahr die weiten Schneeflächen, gegen die man ein weißes Segelflugzeug beim besten Willen kaum ausmachen kann. Und den anderen Piloten ergeht es ja genau so - man will also auch gesehen werden. Rüste Dein Flugzeug mit FLARM aus!

Aus denselben Gründen ist es empfehlenswert, eine neonorange Warnlackierung oder entsprechende Folien anzubringen – das ist aber kein Ersatz für FLARM!

In der Streckenflughauptsaison im Frühjahr sind Basishöhen von über 3000m (MSL) keine Seltenheit, gen Westen zur Schweiz hin (Engadin) geht es dann eher auf 4000m (MSL). Man hält sich auf Streckenflügen auch länger in diesen Höhen auf, in denen die Luft schon deutlich spürbar dünn ist. Wer öfters in den Alpen fliegt, sollte über eine Sauerstoffanlage nachdenken - es ist nicht nur Sicherheit, sondern auch „legales Doping“.

Wer kann mir beim Aufrüsten helfen?

Bei halbwegs gutem Wetter sind zu den üblichen Zeiten immer einige andere Flugzeugbesitzer am Hängerplatz, die auch aufrüsten wollen, und man hilft sich gegenseitig. Ist man wirklich einmal allein, dann lässt sich am Starthäuschen meist ein Flugschüler oder anderer Scheininhaber überreden, kurz zu helfen. Die Mitarbeiter der Schule, der Werkstatt und des LTB hingegen bitte nicht als Aufrüsthelfer mißbrauchen – für sie ist der Flugplatz nun einmal Arbeitsplatz und nicht Freizeitgelände!

Wann muß ich meinen eigenen Flieger morgens aufbauen?

Bei sehr gutem Wetter an einem Wochenend-Tag ist es ratsam, um 7:00 aufzubauen, um einen der ersten zehn Startplätze zu ergattern.

Aber auch bei wenig Andrang solltest Du Dein Flugzeug vor Beginn des Schleppbetriebes, also auf jeden Fall vor 10:00, am F-Schlepp-Startplatz in der Bahnverlängerung abstellen. Wer erst später aufbauen mag, kommt nachmittags über Winde und Hang oder ab 15:00 wieder im F-Schlepp völlig stressfrei in die Luft.

Wie bewege ich meinen Flieger auf dem Platz?

Alle Betriebsflächen sind asphaltiert und durch einen ebenfalls asphaltierten Taxiway miteinander verbunden, so daß man die Flieger relativ leicht schieben kann.

Die DASSU hat außerdem mehrere Elektro-Karren (Golfcaddys), die aber vorrangig für die Schulflugzeuge eingesetzt werden, um einen zügigen Schulungsbetrieb zu gewährleisten.

Den Flieger mit dem eigenen Auto über den Platz zu ziehen, ist aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt, wird aber vor Beginn des Schulungsbetriebes (also vor 8:30 – 9:00) toleriert.

Da der Hängerplatz am „Lande-Ende“ des Platzes liegt, ist der Weg zum Start recht weit. Flächenrad, Schleppstange oder auch ein langes Seil (um sich noch als Zweiter an einen Elektro-Karren spannen zu können) machen unabhängig für den langen Weg zum Start.

Herrscht viel Andrang am F-Schlepp?

Das kann von einem Tag zum nächsten sehr unterschiedlich sein, weil viele Piloten in der Nähe (München) wohnen. An Wochenende und Feiertagen kommt es bei gutem Wetter schon vor, dass 30 Flugzeuge geschleppt werden wollen.

Gibt es jeden Tag F-Schlepps?

Ja, die Deutsche Alpensegelflugschule (DASSU) sorgt für Schlepppiloten und Schleppmaschinen.

Mit welchen Schleppflugzeugen wird geschleppt?

Die DASSU schleppt mit zwei Motorseglern (100 PS und 115 PS) und einem Ultraleicht-Flugzeug (100 PS). Eine Remorqueur oder dergleichen steht in Unterwössen nicht zur Verfügung.

Gibt es ganztägig F-Schlepps?

Nein, zwischen 12:30 und 15:00 herrscht Mittagspause für F-Schlepps. Windenstarts gibt es aber ganztägig.

Welche Besonderheiten gibt es beim F-Schlepp?

Der F-Schlepp von einem Alpenflugplatz ist naturgemäß schon etwas anspruchsvoller. Aus Lärmschutzgründen wird sofort nach dem Abheben in einem leichten Rechtsschwenk ausgeholt und dann noch über dem Flugplatz eine Kehrtkurve nach links geflogen. Das ist möglicherweise nicht jeder gewohnt. Weiter geht es (wie im gesamten Alpensegelflug) mit sehr hangnahem Fliegen. Im Interesse der Segelflugpiloten versucht der Schlepppilot nah an den Hängen möglichst viel Steigen mitzunehmen. Wer sich nicht ganz sicher ist, einen F-Schlepp unter diesen Bedingungen sicher durchführen zu können, sollte sich ein, zwei Schlepps mit Fluglehrer gönnen.

Aus Kosten- und Lärmgründen wird in Unterwössen nur noch mit Motorseglern und einem UL geschleppt. Das geht mit Einsitzern und auch Doppelsitzern (K21, DuoDiscus, DG1000) problemlos, Doppelsitzer sollten allerdings kein Wasser tanken.

Die eigenstartfähigen Klapptriebwerkler mit erweitertem Lärmschutz (und nur diese) starten in Unterwössen an der Winde und steigen dann mit dem Triebwerk weiter. So etwa die Typen DG800, ASH26 und ASH25.

Wie wird die Startreihenfolge am F-Schlepp geregelt?

First come, first serve – aber man spricht sich natürlich auch ab. Wer eine große Aufgabe vorhat, wird vorgelassen, wer lieber sicher wegkommen will, bekommt auf Wunsch auch einen späteren Startplatz. Auf Flugzeuge der DASSU muß Rücksicht genommen werden, da deren Piloten morgens erst noch die Halle ausräumen müssen und daher sonst benachteiligt wären.

Wann kann ich morgens starten?

Im F-Schlepp: An wirklich guten Tagen zwischen April und Juni setzt die Thermik an den höheren Auslösern (ca. 1000 m über Platz) oft um 10 Uhr MESZ ein. Später im Jahr beginnt die Thermik am Alpenrand auch an guten Tagen oft erst gegen 11 – 12 Uhr.

Aus der Winde lohnt der Start, sobald das Talwindsystem eingesetzt hat und Höhengewinn im Hangaufwind des Haushangs ermöglicht, oft erst ab 13 - 14 Uhr MESZ. Aus dem Windenstart direkt (also ohne Hangaufwind bis 500 – 700 Meter über Grund) thermischen Anschluss zu finden, erfordert im Gegensatz zum Flachland viel Glück und Geschick.

Welche Ausklinkhöhe ist nötig?

Vor 12:00 MESZ ist es selten sinnvoll, unter 1000 Meter über Platz zu klinken, da die Grate der morgendlichen Thermikauslöser etwa in dieser Höhe liegen. Die Schleppzeit liegt dabei fast immer unter 15 Minuten. Später am Tag genügt auch ein Schlepp zum Hausbart auf etwa 600 Meter über Platz, allerdings ist der Hausbart dann auch meist schon über den Haushang (nach einem Windenstart) erreichbar.

Wer im Gebirge unerfahren ist, sollte grundsätzlich mindestens 200 Meter über dem jeweiligen Auslöser klinken, nie unter Grat.

Muß ich die Ausklinkhöhe vor dem Start festlegen?

Nein, denn es wird nicht nach Höhe abgerechnet, sondern nach Schleppzeit. Der Schlepppilot wackelt daher auch nicht ab.

Welche Standardbärte und Standardstrecken muß ich kennen?

Generell wird auf den regelmäßig strukturierten Rennstrecken der Nordostalpen weit weniger nach Standardbärten geflogen, als man vielleicht erwarten würde, oder als man es aus Frankreich kennt. Deshalb kommt man hier auch ohne vermeintliche Geheimtips relativ bald zu eigenen erfolgreichen Streckenflügen. Dennoch muß ja nicht jeder das Rad neu erfinden; insbesondere der morgendliche Abflug von Unterwössen bis zu jenen Rennstrecken folgt wenigen sehr bewährten Routen, die zu kennen sich lohnt. Vor allem ist es der Weg nach Zell am See, den man sich auf der Karte, in OLC-Flügen von Unterwössener Piloten oder unter www.alpenflugzentrum.de näher anschauen sollte.

Wer kann mich nach einer Außenlandung zurückholen?

Du musst für einen Urlaub in Unterwössen keinen eigenen Helfer mitbringen. Es ist aber eine gute Idee, sich morgens vor dem Start mit einigen anderen Gästen abzusprechen und die Handynummern zu tauschen, um sich im Falle einer Außenlandung gegenseitig zurückholen zu können. Die DASSU kann zur Not auch einen Rückholer organisieren und ein Auto stellen, allerdings meist erst nach Ende des Flugbetriebes und zu recht hohen Kilometerkosten – verständlich, schließlich ist das nicht die vordringliche Aufgabe einer Flugschule.

Nach einer Landung auf einem der umliegenden Flugplätze (Zell am See, St. Johann / Tirol, Kufstein) ist der Rückschlepp immer die schnellere, komfortable und einfachere Lösung und außerdem meist die billigste!

Wie soll ich mich auf einen Unterwössen-Urlaub vorbereiten?


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