Bericht aus Nötsch

von Jan Lyczywek

[…] Samstag morgen kamen dann die anderen nach, leider war der Platz noch ziemlich aufgeweicht und seiner geheiligten Grasbahn zuliebe hat uns der Herr Vereinsobmann erst gegen halb drei 'rausgeschleppt. Erster Flug nach sieben Monaten Winterpause, da war ich schon gespannt. Der Schlepp war etwas eirig und ungewohnt, aber der erste Bart dann sehr zu meiner Überraschung so problemlos, als hätte ich am Tag davor zuletzt gekurbelt und nicht am 1. September. Das hat mich natürlich sehr gefreut, daß das subjektive Gefühl einfach gut war, obwohl ich objektiv betrachtet sicher noch nicht optimal geflogen bin. Wolfgang und ich sind dann mehr oder minder gemeinsam Richtung Westen vorgeflogen, einfach der Rennstrecke lang bis etwa Toblach.[…] Beim Rückflug bin ich dann den besseren Wolken Richtung Lienz nachgeflogen, war glaub ich stressfreier als der Heimflug von Wolfgang, der sich im (unlandbaren) Lesachtal ziemlich plagen musste. Abends am Dobratsch ging es gar nicht mehr runter, zum Schluß hab ich 1000 m mit den neuen Bremsklappen (wow, gut, die Dinger!) vernichtet.

Sonntag war dann wider Erwarten richtig gut, Wolfgang und ich sind diesmal fast die ganze Zeit als enges Team geflogen, natürlich war zu 99 % er vorne und hat mir die Bärte schön markiert. Falls Du die Flüge anguckst, leg sie gleich übereinander, das ist lustiger. Abflug war problemlos, aber tief, speziell das Lesachtal war lehrreich, da war ich noch nie so tief. Südtirol war erst sehr gut, wurde dann Richtung Westen aber schnell immer schlechter, kurz vor Sterzing sind wir an einer undurchsichtigen, grauen Suppe mit 10 km Sicht und unzuverlässigen, breitgelaufenen Riesencumuli angestanden, da haben wir dann umgedreht. Obendrüber war satter Westwind, am Felbertauern sind etwa zeitgleich zwei andere in die Welle gestolpert und bis 5500 gestiegen, während wir deutlich unter 3000 etwas bohren und basteln mussten. Der Rückweg war dann wieder besser, vor allem dank des Rückenwindes. Ich war ab dem Zeitpunkt des Umdrehens schon auf Heimfliegen programmiert, aber Wolfgang wollte von Lienz aus noch das Mölltal rauf. Sonst gab es auch nirgendwo mehr Wolken, insofern eine gute Idee. Am Reisseck wäre ich dann aber endgültig heimgeflogen, aber Wolfgang schien da noch gar nicht daran zu denken, sondern schlug vor, nochmal das Mölltal nach Lienz zurückzufliegen. Das ging auch gut, nur am Lienz war es dann spannend, keine Cumuli mehr, nur noch graue, einheitliche Dunstluft, 20 - 30 km/h Westwind... ich wäre allein deshalb nicht heimgekommen, weil ich nicht dran geglaubt hätte. Wir sind dann direkt ins Gailtal zurückgequert, waren dort aber weit unter den Graten. Und das war für mich eben sehr lehrreich, wie der Wolfgang das mit dem späten Heimfliegen macht. Hier 0,8, dort 0,3, dann mal ein paar Kreise im Nullschieber parken, bis eben irgendwann dann doch der Bart dabei ist, der es auf einen Schlag rausreisst. Als wir dann wieder daheim waren, ging der blöde Dobratsch natürlich (nach 19:00) immer noch wie die Hölle (Hangwind? Umkehrthermik, die an den Hang geblasen wird? Unterstützung durch "passende" Wellen ein Stockwerk höher?).

Montag war Südwind, der schlief aber bald ein, Aufrüstübung. Dienstag Regen, für heute war Nordwind angekündigt. Die Prognose von Montag für heute (Mittwoch) war so gut, dass wir alle (ernsthaft) auf die Chance für den 1000er gehofft hatten, aber bis heute morgen waren die Prognosen dann schon viel pessimistischer; NW statt N, 10 statt 30 kn, und das Wetter selbst war dann eigentlich noch schlechter, schwacher Wind, obendrin eine Abschirmung, dafür aber eine erstaunliche Labilität untendrunter, die auf den nächsten Thermiktag hoffen lässt.

Peter kann wegen allerlei Problemen (Flieger kaputt, Auto kaputt, Knie kaputt) allerdings erst morgen kommen, das ist schade, aber die Gruppe passt echt super (Ali, Franz, Kati, Mathias Münch samt Familie, und eben Wolfgang, der ja ein echt supernetter Typ ist (war eh klar, aber bei so einer gemeinsamen Aktion fällt es halt noch mehr auf als am Platz daheim)).


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