Meine Gedanken zum Föhnflug vom 06.Sept.08

von Roland Henz

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[OLC-Seite dieses Fluges]

Ich hatte ja bereits am Vortag den Versuch eines Streckenflugs im Wind unternommen, der leider nicht ganz gelang und statt dessen auf einer Wiese in Wörgl endete… Dennoch war dieser durchaus interessant, da ich einmal mehr feststellen durfte, daß bei einem Abflug vom Kaiser aus zur Inntalnordseite mit einer Ausgangshöhe von knapp über 2500 Meter NN kaum mehr Spielraum auf dem Weg zum Rofan vorhanden ist, wenn keine ausreichenden tragenden Linien oder Aufwinde den Flugweg dorthin unterstützen.

Dennoch habe ich mich auch am darauf folgenden Tag wieder für den Schlepp zur östlichen Kante des Kaisers entschieden. Aus meiner Sicht ist diese Stelle einfach der „klassische“ Ausklinkpunkt, da man hinter dem Samburo an der Ostflanke des Kaisers in ca. 2000 m NN und somit eigentlich auch gleich mitten im Hangwind ankommt. Wenn der Kaiser nicht geht kann man den Wind eigentlich sowieso schon fast vergessen. Allerdings ist ganz klar der Nachteil, daß man keinen deutschen Abflugpunkt hat, und zum anderen dann im Dilemma steckt, daß man vom Kaiser aus dann „irgendwie“ weiter kommen muß.

Ich habe hier schon verschiedene Varianten probiert, nämlich über die Hohe Salve die Inntalsüdseite entlang, die Querung des Inntals über den Pölven mit Kurs fast Inntalmitte bis querab Wörgl und auch die Querung so wie an diesem Tag Richtung Pendling und dann die Inntalnordseite weiter zum Rofan. Leider habe ich für mich noch kein Patentrezept gefunden.

Ich hatte heute auch über der Hohen Salve Wolkenfetzen gesehen, die ich ebenso wie Mathias als Rotorbewölkung gedeutet habe, mich aber dann u.a. aufgrund der Info des etwas voraus fliegenden Martin entschieden, doch wieder die Nordseite zu wählen. Nach dem Abflug vom Kaiser in knapp 2800m lief es im Gegensatz zum Vortag recht gut, auch wenn mich die Inntalquerung auf 10 Kilometer allein schon 400 Höhenmeter gekostet hat. Ich habe auf dem Weg zum Rofan thermisch etwas Sicherheitshöhe gewinnen können und bin dann auf Höhe der Wildschönau schon in die erste Welle eingeflogen, die die Ankunft am Rofan mit deutlich über 2000 m NN doch deutlich entspannt hat, nachdem ich am Vortag dort gute 900 Meter tiefer angekommen bin und deswegen dort abgebrochen hatte.

Ab da verlief der weitere Flug eigentlich unproblematisch. Zum Glück hatte ich mit diesem Kurs dann auch kein Theater mit dem Controller, der mir ganz schnell die Freigabe zur Nordkette mit einem „Wiederschaun“ verpaßt hat. Für mich ist auf alle Fälle der entscheidende Punkt am Kaiser möglichst hoch zu kommen (>2500 m NN), der jeweilige Kurs zum Rofan ist immer von den Tagesgegebenheiten abhängig.

Einige Punkte fallen mir noch im Vergleich der verschiedenen Flüge auf: Für diese Flugverhältnisse war ich ohne Wasserballast mit einer 33er Flächenbelastung viel zu leicht. Dann habe ich mich im Bereich Imst – Landeck aufgrund der Wetterverhältnisse entschieden anstatt des Weiterflugs im Hangwind statt dessen „eine Etage höher“ die hier vorhandenen Wellen im Geradeausflug mitzunehmen, aber dafür mit niedriger Grundgeschwindkeit auf dem Weg zum Arlberg. Das ist auf Mitwindkurs sicher sinnvoll, da ja auch mit zunehmender Höhe eine höhere Geschwindigkeit erzielt werden kann, aber auf dem Gegenwindschenkel dürfte diese Variante langsamer gewesen sein. Mir war diese Variante aber lieber um im Zweifel etwas mehr Höhenreserve zu haben, da ich den Bereich um den Arlberg noch nicht im Wind geflogen bin.

Ich habe noch die OLC-Fluganalysen unserer Flüge sowie die von Werner Amann angehängt. Der Vergleich zeigt sehr schön, daß ich jeweils im Gegenwindschenkel, sicher auch aufgrund der zu niedrigen Flächenbelastung, vor allem aber aufgrund des gewählten Höhenbandes zu langsam war, dafür im Mitwindschenkel sehr schnell unterwegs war. Beeinflusst wird diese Betrachtung natürlich noch durch die etwas unterschiedliche Flugrouten: meine Idee war, daß der scheinbar schnellste Wetterbereich aufgrund des stärkeren Windfelds der Bereich zwischen Rofan und Arlberg sein müßte (war es wohl auch), und ich darauf hin den Flug als Mehrfachjojo angelegt habe. Leider ging diese Idee insofern in die Hose, als daß ich damit den Flugraum schon von Anfang des Fluges an zu klein gewählt habe und mir dann die Schenkel ausgingen, da ich abends nicht mehr zu den Miemingern wollte (bei Kurt ging es noch, aber er ist dann auch nicht mehr über die Mieminger Kette hinaus), und der Weg nach Osten auch nicht mehr unbedingt die tolle Optik geboten hat. Somit hätte ich doch dem Wind vertrauen und einen Schenkel nach Osten legen sollen.

Es bewahrheitet sich einmal mehr, daß man am Anfang eines Fluges einen möglichst langen Schenkel fliegen sollte wenn man „groß“ fliegen will. Schön aber, daß der OLC hier die direkte Vergleichsmöglichkeit der eigenen Entscheidungen liefert!


[Roland Henz]

Roland Henz


[Martin Baatz]

Martin Baatz


[Mathias Münch]

Mathias Münch


[Kurt Töpfer]

Kurt Töpfer


[Werner Amann]

Werner Amann



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