Abflug vom Kaiser über Welle im Süden

von Mathias Münch

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Zunächst einmal, der Abflug war bestimmt nicht zeit- und/oder streckenoptimal und war auch so nicht gedacht. Ich bin an dem Tag morgens losgeflogen mit dem Vorsatz, einen Wind-Trainingstag bei guten Windbedingungen zu machen und mir nicht zuletzt die ganze Region rund um den Kaiser mal in Ruhe anzuschauen. Zum Für und Wider solcher Überlegungen könnte man aber einen eigenen Artikel schreiben. Das ganze war also „absichtlich unkonventionell“.

Zur Optik: Ich war früh, etwa um 7:00 Uhr MESZ, am Flugplatz. Zu der Zeit empfing mich am Taleingang bei Grassau ein echter „Föhn“ auf dem Motorrad: warmer, kräftiger Südwind. Am Platz selbst war es kühler, ganz leichter Süd. Über dem Kaiser zwei riesengroße Lenti.

Bis zu Abflug hatte der Wind im Tal gedreht bzw. war eingeschlafen, Kurt ist noch auf der 24, der Rest auf der 06 gestartet. Die Lenti hatten sich aufgelöst, ein großer, flockiger AC-Schirm war noch da. Im Schlepp im Kaiserlee (Einwall) nichts deutliches, daher auf die Luvseite schleppen lassen. Dort sofort sehr guter Hangaufwind, gleichmäßig und problemlos zum Steigen im Hang. Höhe des Hangwindes bis etwa 2450m.

Dann habe ich zwei Versuche im Kaiserlee gemacht, die „üblichen Stellen“ im Osten und im Westen abgeklappert, aber nichts gefunden. Vielleicht bin ich dran vorbei geflogen (ich hab die Welle da noch nie gefunden, eventuell ist der Pilot das Problem), aber wolkenmäßig gab's auch kein Hinweis, vielleicht war wirklich nichts da.

Dann stand ich vor der Entscheidung: Die übliche „Sekt oder Selters“ Taktik: mit 2450m einfach zum Rofan abfliegen oder dem Vorsatz treu bleiben und versuchen, was zu lernen. Ich hab' mich doch zu Letzterem durchgerungen.

Im Süden, etwa auf Höhe Hohe Salve standen ein paar „konturierte Cumuli“, ich würde es nicht Lenti nennen. Dabei ein paar Flusen, die ich mit meiner nicht vorhandenen Föhn-Erfahrung problemlos zu Rotorfetzen hochstilisieren konnte. Theoretischer Unterbau: Wenn die Welle im Kaiserlee nicht geht, dann stimmt die Wellenlänge vom Hauptkamm nicht (absteigender Ast), also muss diese parallel zum Kaiser, aber eben verschoben sein. Vielleicht war aber auch einfach alles so labil und die Sonne doch noch so stark, daß sich einfach keine Wellen bilden konnten - ist aber als Erklärung viel weniger schön.

Die Rumstocherei um die Salve kann man ja im IGC-File bewundern. Bei der Salve und südlich war ein ziemlich durchgehener Schirm mit Fetzen drunter, die ich aber nie rechtzeitig erreicht habe. Ein Anzeichen „hier muß es sein“ war zumindest für mich nicht erkennbar. Das, was ich dann zum Schluss gefunden habe, war aber ziemlich sicher ein aufsteigender Wellenast der Hauptkammwelle, in dem ich zuerst bis max. 9500 ft steigen konnte, es wäre aber noch höher gegangen. Der Controller vom Vormittag war leider recht ungnädig; das erste Mal, daß ich das in Innsbruck erlebt habe. Er hat alle Segelflieger nach einem Transponder gefragt, aber den hatte natürlich keiner. Danach hat der sie mehr oder weniger ignoriert. Ich bin dann eben mit „Höhe halten“ und „Steigen in Fahrt umsetzen“ nach Westen geflogen, möglichst parallel zum Hauptkamm.

Fazit: Das ist sicher kein Standardabflug für große Strecken. Die Unsicherheit über das Vorhandensein und die Position der Welle südlich des Kaisers, die damit verbundene Sucherei… das alles kostet viel zu viel Zeit. Ein Vorteil ist sicher: Wenn man den steigenden Ast hat, dann müsste der eigentlich immer nach Westen reichen (wenn er vom Hauptkamm kommt), damit hat man sich also gleich auf die richtige Spur für den Westabflug gesetzt statt vom Kaiser aus „auf Verdacht“ irgendwo im Inntal auf die tragende Linie zu hoffen. Als „Notlösung“, wenn's am Kaiser partout nicht hoch genug will, ist es vielleicht auch eine Überlegung.

Für lange Vorhaben ist aber der hohe Schlepp sicher die beste Lösung. Warum sollte man am Kaiser ewig rumwürgen, dann mit „zweitausendundeppes“ Meter auf Verdacht zum Rofan fliegen? Dann kann man auch aus dem Schlepp aus 3000m auf Verdacht zum Rofan fliegen, da sind die Chancen besser und die Nerven geschonter. Wenn's dann nicht geht, wär's vom Kaiser aus auch nicht gegangen. Es ist halt für mein Gefühl keine „elegante“ Lösung, aber das ist auch der einzige (sehr subjektive) Nachteil. Außerdem gibt uns das DMST-Regelement mit dem Abflugpunkt in Deutschland sowieso keine andere Chance. Man muss dann eben abends an den hohen Abflug denken, sonst kommt man mit 993km nach Hause (nix für ungut Kurt, aber ein bisschen Lästern muss ja wohl erlaubt sein :-).


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