500km im April

von Philip Joens

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Vorbereitung:
Leider konnte ich nur im OLC verfolgen wie super der Sonntag (13.April 2008) gegangen war und hoffte deswegen, daß auch der Montag gehen würde. Das Satellitenbild zeigte eine Front, die von Westen über die Alpen zog. Bei der Abschätzung der Geschwindigkeit kam ich für mich zu dem Schluß, daß die Front erst am Abend in Unterwössen ankommen würde (der Wetterbericht sagte allerdings Mittags voraus).
Mein Plan war von Unterwössen aus so weit nach Osten zu fliegen, wie es geht, um dann gegen spätestens 15:00UTC wieder zurück zu sein.

Durchführung:
Als ich ganz alleine am F-Schlepp stand, fragte ich mich schon, ob meine Einschätzung der Lage richtig ist. Niemand sonst hatte anscheinend ähnliche Überlegungen angestellt. Gerade als die ersten kleinen Wolken am Rechenberg entstanden, war ich in der Luft und fand den Einstieg sofort bis auf 2500m. Das ging ja mal gut los.

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Stahlblauer wolkenloser Himmel nach Osten so weit das Auge reichte, im Westen war dagegen schon eine gute Entwicklung, die langsam nach Osten fortschritt und gerade Unterwössen erreicht hatte. Eigentlich hätte ich hier sofort nach Westen abfliegen sollen, damit der Osten die Zeit zur Entwicklung gehabt hätte. Tatsächlich flog ich aber dem alten Plan folgend Richtung Salzburg. Auch dort bildeten sich schon die ersten Cumuli. Trotzdem bog ich dann aber Richtung Steinplatte ab, weil ich den Weg 'hinten durch' zum Dachstein noch nie geflogen war. Weder die Steinplatte noch die Loferer trugen und so sah ich mich schon in St.Johann. Mühsam konnte ich mich halten und durfte von unten zusehen, wie sich überall die schönsten Cumuli bildeten - nur eben nicht bei mir! Absolut jede Richtung wäre besser gewesen.

Nach über einer Stunde gab ich dann mein Vorhaben nach Osten zu fliegen auf und drehte ab nach Westen. Sofort lief es sehr viel besser. Am Kaiser ging es auf 3000m und einem sofortigen Weiterflug nach Westen stand nichts im Wege. Bis auf die Höhe des Kochelsees lief es problemlos. Dort wurde es allerdings zunehmend dunkler und die Bewölkung hatte schon 6/8 erreicht. Deswegen wollte ich den Weg, den ich gekommen war, wieder zurückfliegen. Leichter gesagt als getan. Ich dachte nur geringfügig zur Seite abgewichen zu sein, flog aber in die völlig falsche Richtung und kam dann auch noch tief. Erst am Inntal konnte ich wieder vernünftig Höhe machen. Der Blick nach Osten zeigte inzwischen überall eine gute Entwicklung und so konnte ich sehr schnell über Kaiser, Loferer, hinter dem Hochkönig durch, in direkter Linie Richtung Dachstein und Grimmig fliegen. Immer wieder lange tragende Linien oder massive Bärte mit 5m/s integriert machten mich schnell.

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Schon am Dachstein konnte man Richtung Mürztal am Alpenhauptkamm eine riesige Wolkenmasse sehen, die sich ausbreitete und unter der es heftig regnete. Da ich aber grad gar so schnell unterwegs war, bin ich weiter Richtung Grimmig und hoffte zurück zu sein, bevor die Wolken den Weg versperrten. In nur 30min flog ich vom Dachstein zum Grimig und zurück. Dort hatte ich dann eine merkwürdige Begegnung: Beim Abflug vom Dachstein sah ich an einer Stelle zuerst ein einzelnes Langohr kreisen. Als ich näher kam sah ich ein zweites ... drittes ... viertes, fünftes, sechstes und .... siebtes Segelflugzeug in völlig verschiedenen Kreisbahnen an der selben Stelle kreisen. In 3000m! Ein wirres durcheinander. Eigentlich unglaublich an einem Tag, an dem sich jeder seine eigene Wolke suchen könnte, ja ein Langohr gar keine Wolke braucht, um oben zu bleiben. Da hielt ich mich doch lieber fern.

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Vom Dachstein ging es dann schnell weiter Richtung Leoganger und Zell am See. Über der Schmittenhöhe angekommen, sah die Front schon recht bedrohlich aus und ich entschied mich dafür, direkt nach Unterwössen durchzugleiten, obwohl es Richtung Gerlos noch gut aussah.

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Je näher ich dem Kaiser kam, desto dunkler wurde es. Über St.Johann beim Blick Richtung Süden war ich froh nicht weiter den Pinzgau hochgeflogen zu sein.

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Und schon ging's unter die Abschirmung und Überentwicklung am Kaiser. Mit 180km/h versuchte ich möglichst schnell nach Hause zu kommen und gleichzeitig meine Höhe zu vernichten.

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Am Klobenstein wurde ich dann gewaschen und geschleudert. Regen und Turbulenzen ließen mich noch eiliger werden und mit einer Direktlandung auf der 06 beendete ich kurze Zeit später meinen Flug. Schmittenhöhe-Unterwössen in unter 20min!

Im Tal selbst war es aber noch recht ruhig und so hätte man vermutlich auch noch ein wenig länger in der Luft bleiben können. Erst gut eine Stunde später fing es an zu regnen. Aber so konnte ich den Flieger noch trocken verpacken.

Fazit:
Das fasziniert mich am Segelfliegen so: Man denkt, daß man den Flug gleich zu Anfang schon vergeigt hat und dennoch kann man aus dem Tag noch etwas machen. Daß dabei auch gleich noch mein erster 500er abgefallen ist, macht die Sache um so schöner. Bei diesem Flug habe ich auch zum ersten Mal meine neue Sauerstoffanlage testen können. Ich hielt mich viele Stunden zwischen 2500 und 3500m auf und fühlte mich nach dem Flug deutlich besser als letztes Jahr bei solchen Flügen.


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