Die Baureihe ET/EB 167
in der Sojetunion

Eine große Lücke im Wagenpark der Berliner S-Bahn hinterließ der Abtransport von 200 betriebsfähigen Wagen bis 10. April 1946 auf Befehl der Sowjetischen Militäradminstration (SMA). Nachgewiesen wurden aber 130 Triebwagen und 139 Beiwagen. Dabei handelte es sich um 69 Viertelzüge (ET+EB) und 9 EB der BR 165.0 (Bauart Stadtbahn), sechs Viertelzüge der BR 165.8 (Bauart Wannseebahn), zwei Viertelzüge der BR 166 (Bauart Olympia) und 53 Viertelzüge der BR 167 (Bauart 1938-41). Neun weitere Züge (7 Vz BR 165.0 und 2 Vz BR 167) gelangten 1948 aus Straßhof, St. Georgen am Steinfeld in der sowjetisch besetzen Zone Österreichs in die Sowjetunion. Über deren Einsatz und Verbleib ist nichts bekannt.

Vermutlich stammen die 69 nicht aus Berlin abtransportierten S-Bahnwagen aus dem Reichsbahnausbesserungswerk Lauban in Schlesien, wo während des Krieges Reparaturen ausgeführt wurden. Weitere Züge von dort wurden für den Vorortverkehr zwischen Danzig Hauptbahnhof nach Danzig-Neufahrwasser (1951) und nach Gdingen (1952). Zwischen 1953 und 1957 wurde die Strecke nach Neustadt (Pommern) verlängert. Der Betrieb in Polen endete 1976 mit der Umstellung des Netzes von 800 Volt auf die Fernbahnspannung von 3000 Volt.

Die Wagen in der Sowjetunion mußten auf russische Breitspur und Oberleitungsbetrieb umgebaut werden. Kennzeichen waren der grüne Anstrich und ein sehr großes drittes Spitzenlicht. Zum Einsatz kamen die Berliner Wagen auf der mit 1,5 kV elektrifizierten Strecke Moskau -- Domodedowo und in Estland auf der 11 km langen Strecke von Reval (Tallin) nach Päsküll. Auf dieser mit 750 Volt Gleichstrom elektrifizierten Strecke fuhren die Züge bis 1958.

1952 wurden -- als Gegenleistung für 50 Schnellzugwagen aus DDR-Produktion -- 69 Viertelzüge zurückgegeben, rund die Hälfte also. (59 Vz BR 165.0, 2 Vz BR 165.8, 8 Vz BR 167). Möglicherweise waren es Züge von der Moskauer Strecke und möglicherweise war der Einsatz Berliner Wagen dort beendet. Im gleichen Jahr kamen auch 7 Viertelzüge der Werkbahn Zinnowitz -- Peenemünde nach Berlin (1100 Volt Gleichspannung aus Fahrleitung). Diese Züge waren gut eingefettet -- offenbar unbenutzt.

Als 1958 die Spannung auf der estnischen Strecke umgestellt wurde, sollten 19 Vz und 1 ET der Baureihe 167 nach Berlin zurückkehren. Obwohl schon eine deutsche Delegation im März 1960 die Wagen besichtigt hatte, blieben die Wagen in Estland. Denn nach dem Mauerbau bestand in Berlin kein Bedarf mehr an den Wagen, es gab sogar einen Überhang.

Quelle: Carl W. Schmiedeke. Der Wagenpark der Berliner S-Bahn. Lokrundschau Verlag. 1997

BR 167 in der SU

Ein Zug der Baureihe 167 in der Sowjetunion. Vermutlich für den Einsatz in Moskau.
Foto aus Rakows Buch über die Sowjetischen Eisenbahnen.

 

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Letzte Aktualisierung: 29. Mai 2000