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take-over
Thilo Wermke zu Daniel Pflumm
Kunst im traditionellen Sinn ist bei Daniel Pflumm nicht zu finden; die Präsentation seiner Arbeiten außerhalb des Kunstkontextes würde viel eher auf eine ausgefeilte Firmenstrategie mit angeschlossenem merchandising schließen lassen. Und in der Tat, es gibt das eigene Unternehmen, für das Pflumm tätig ist, mit und in dem er seine Kunst entwirft. Das Erscheinungsbild dieses Unternehmens, mitgeteilt über Grafik, Layout, Leuchtreklame, Videos und Installationen weist in seinem Purismus, seinem Verzicht auf allen Dekor, frei nach Mies van der Rohes „less is more" einen Stil auf, der einen hohen Wiedererkennungswert garantiert. Stellt sich nur noch die Frage, was Pflumm in seiner Firma produziert, welche Produkte er mit seinen Werbestrategien vermarktet. An dieser Stelle wird es kompliziert, hier fängt die Kunst an und würde sie nicht anfangen, so wäre nicht auszuschließen, daß Pflumm bereits Aktien an der Börse plaziert. Pflumms Firma fungiert unter
verschiedenen Namen, mal heißt sie Elektro, mal Panasonic,
zur Zeit tüftelt er wohl an einem neuen Namen. Das Paradoxe an Daniel Pflumm geht diesen
Weg, und er geht ihn ohne zu stolpern. Technik ist Mittel zum Zweck, der
Computer ist ihm Werkzeug bei der Formulierung von Fragestellungen. Daran
schließt die Frage nach der Kritikfähigkeit dieser Kunst Bei den von Daniel Pflumm
entwickelten Computeranimationen handelt es sich um Videoloops mit unterschiedlichen
Wiederholungsintervallen. Durch eine von konventionellen Animationen abweichende
Beschleunigung der Wiederholungsfrequenz werden jedoch die bekannten Wahrnehmungsmuster
durchbrochen. Ein oft auftauchendes Motiv der Loops sind die Logos bekannter
Firmen, die uns täglich, ob in der Werbung, den Medien oder im Stadtbild
als Abbild von Unternehmensstrategien begegnen. Pflumm gestaltet diese
Labels am Computer nach und dekonstruiert sie anschließend in ihre
strukturellen und Pflumm möchte mit seinen
Videos nicht werten, er stellt Fragen. Seine Arbeit vollzieht er nach eigenen
Aussagen eher intuitiv, ihn interessiert der (möglicherweise falsche)
„schöne Schein" von Formen und Farben. Der intensive Blick auf die
mitunter auch sehr monoton daherkommenden Bildabfolgen stellt die Wahrnehmung
des Betrachters in Frage. Der menschliche Hunger nach Bildern wird durch
moderne Werbeästhetiken umfassend gestillt; möglicherweise ein
Grund für den anhaltenden Bedeutungsverlust von Kunst. Pflumm geht
es jedoch nicht um ein mediales höher, schneller, weiter, was leider
allzuoft in künstlerischen Auseinandersetzungen mit technischen Medien
festzustellen ist. Pflumm steckt einen relativ eng umrissenen Claim ab,
im dem er sich bewegt, definiert etwa durch die Festlegung auf klare Formen
und reine Farben. Künstlerischen Allmachtsphantasien erteilt er so
eine Absage. Und doch ist seine Arbeit nicht nur reaktiv. Er entwickelt
eigene Logos von teils fiktiv, teils wirklich existierenden eigenen Unternehmungen.
Letztere, wie der von ihm mitbetriebene Fernsehsender Hallo TV,
das auf avancierte elektronische Musik spezialisierte Label Elektro
oder der Club Panasonic stellen eigene Praxisformen dar, die
dazugehörigen Logos werden in seinen Videos entsprechend eingebunden.
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