Baubeschreibung
Bestand
Das Stadtbild um das Grundstück in der Bröndbystraße in
Berlin-Lichterfelde ist durch offene Siedlungsbauweise geprägt
und bildet den Anschluß an die Wohnbebauung zu dem laut
Bebauungsplan vorgesehenen Grünstreifen.
Die weitere Umgebung des Grundstückes ist nicht grade als eine
intakte und idyllische Landschaft zu bezeichnen. In der
unmittelbaren Umgebung liegen das Kraftwerk Lichterfelde,
der verschmutzte Teltowkanal und die stark befahrene Goerzallee.
Konzept
Grundlage für den Entwurf dieses Mehrfamilienhauses
sind die Prinzipien des ökologischen
Bauens und die ökonomischen Bedingungen des Baugewerbes, sowie
die Lage und Beschaffenheit des Grundstückes. Weiter sind für
den Entwurf eine passive sowie aktive Sonnenenergienutzung
(Integration von Gewächshäusern, Wintergärten und
Blumenfenstern; Ausrichtung nach Süden sowie Sonnenkollektoren)
grundlegend, um den Bedarf an Energie des aktiven Heizsystems zu
vermindern.
Darüber hinaus sind in dem Entwurf verwirklichte
Ziele die Trinkwassereinsparung und ein gesundes Wohnklima.
Bei der Materialauswahl für das Gebäude wurde nicht nur auf
Langzeitverhalten und gesundheitsgefährdende Ausgasungen
geachtet, sondern auch die Herstellungsweise berücksichtigt.
Stoffe, deren Herstellung viel Energie benötigt oder hochgiftige
Abfallstoffe erzeugt, wurden nach Möglichkeit vermieden.
Um eine große Gartenfläche zu belassen, wurde das
Gebäude im nördlichen Teil des Grundstückes gebaut.
In diesem Teil des Grundstückes hat der Baugrund ein günstigere Beschaffenheit,
so daß hier die notwendige Pfahlgründung weniger aufwendig ausfiel.
Der Eingangsbereich und Vorplatz wurde in den Nordteil
gelegt, um im Süden Platz für Wohn- und Aufenthaltsräume zu erhalten,
da die bebaubare Grundstücksfläche mit 11,30 m sehr schmal war.
Konstruktion
Die Kellerwände wurden in gut dämmenden Bimsbetonsteinen
ausgeführt, da die zu dieser Zeit in der Regel verwandten
Kunststoffschaumplatten nicht in Frage kamen. Für die
Kellerdecke wurde, um der Bauordnung gerecht zu werden, eine
nicht brennbare Steinstahlkonstruktion mit Tonzeigeln gewählt.
Die oberen Geschosse sind in Mischbauweise ausgeführt:
Tonhochlochziegel bilden massive, wärmespeichernde
Innenwände, ein Holzskelett (Ausfachung 12 cm Mineralwolle,
beplankt mit 5 (2,5) cm Holzwolleleichtbauplatten) mit Putz sowie
einer Klinkerschalung dient als Außenwand.
Die sichtbare Holzbalkendecke wurde mit Naturharzölimprägnierung, alle
anderen Hölzer mit Borax behandelt.
Wassertechnik
Da das Grundstück keinen Anschluß an das öffentliche
Abwassernetz besaß, bot es sich an, den Wasserverbrauch zu
minimieren und eine Pflanzenkläranlage zu verwenden.
Zur Einsparung dienen weiterhin eine Komposittoilette
(Kompostierungsanlage), ein Regenwassersammler und wassersparende
Installationen.
In der Komposttoilette (Marke Clivus Multrum) werden in einem
isolierten Behälter im Keller organische Abfälle und
menschliche Fäkalien einer aeroben Zersetzung unterworfen.
Dadurch und durch Verdunstung wird das Volumen wesentlich
vermindert (1/10 der Ausgangsmenge). Im Laufe der Zeit entsteht
ein im Garten verwendbarer Kompost, der ein- bis zweimal im Jahr
dem Behälter entnommen wird. Mit dieser Kompostanlage werden pro
Person und Tag etwa 40-50 Liter Trinkwasser eingespart und der
Hausabfall um den organischen Anteil (ca. 40%) vermindert.
Die Regenwassersammelbecken sind jeweils unterhalb der
Gewächshäuser der beiden Haushälften angeordnet. Es handelt
sich um Zweikammerbecken, die durch eine Filterwand aus
Splittdrainrohren getrennt sind. Das hier gesammelte Wasser dient
zur Bewässerung der Pflanzen in Haus und Garten, zum Hausputz,
Autowaschen etc. und zum Spülen der Urinale. Dadurch verringert
sich der Bedarf an aufbereitetem Trinkwasser erheblich.
Durch die Einsparungen fallen pro Person noch ungefähr 100 Liter
Haushaltsabwässer täglich an, die in einer
Pflanzenkläranlage gereinigt werden.
Die Anlage besteht aus einem Absetzbecken
(trichterförmig gemauert, mit Einstieg, Zulauf, Ablauf, als
Heber mit Schlammabzug), einem Regelungsschacht, 2 ( 4 Pflanzenbecken
(bestehend aus zwei spiegelbildlichen Hälften mit je einem
vertikal und drei horizontal beschickbaren Becken, die auf einer
Fläche von 2 m² bepflanzbar sind und Siebkies, Siebsand und
teilweise leicht lehmigen Sand enthalten) und einem
Schönungsteich. Hier wird das Grauwasser (von Waschbecken,
Badewanne etc.) vollständig gefiltert und in den Vorschriften
entsprechendem Zustand in das Regenwasserkanalnetz geleitet.
Um dies zu gewährleisten, wurde von der TU-Berlin ein Gutachten
erstellt, das sich auf über 3 Jahre gesammelte Daten über die
gemessenen Ablaufwerte einer Versuchsanlage stützt. Die
Genehmigung des Verfahrens war unter anderem deswegen möglich,
da in der Bröndbystraße kein Abwasserkanal liegt, an den man
hätte anschließen können und müssen.
Damit wurde erstmalig in Berlin die Einleitungsgenehmigung für
privat geklärtes Abwasser in das Regenwasserkanalnetz und damit
in den Teltowkanal erteilt. Zugleich stellten sich bei
einem Erörterungstermin heraus, daß die Bedenken von Seiten des
zuständigen Gesundheitsamtes hinsichtlich der Komposittoilette
unberechtigt waren, und es konnte eine Ausnahmegenehmigung
von den zwingenden baurechtlichen Vorschriften ----
(§ 55, BauOBln, 1979) erwirkt werden.
Resume
Anhand der im Ökohaus Bröndbystraße ausgeführten Konzeption
hat sich gezeigt, daß es bereits Mitte der 80er Jahre möglich war,
bei Einzelobjekten bzw. Einfamilienhäusern die Belange des
Umweltschutzes zu berücksichtigen.
Dies war (und ist) durch ein ganzheitlichen Konzept möglich,
in dem das Gebäude als System innerhalb eines Gesamtsystems betrachtet wird.
Gesichtspunkte, die hierbei besondere Beachtung finden, sind:
Gesundes Wohnen in schadstofffreien Räumen mit angenehmem Raumklima,
ein gesamtheitliches Energiekonzept ("von der Wiege bis zur Bahre")
zur Minimierung des Energie- und Rohstoffbedarfs und damit auch der Betriebskosten,
sowie ein ressourcenschonender Umgang mit Wasser.
Ein Großteil der hier durchgeführten Maßnahmen wurden von uns als
Standard im Einfamilienhausbau übernommen.
Ingenieurgruppe ÖKOLAUS:
Ingrid Henriksen (Landschaftsarchitektin), Heinz Pahl (Architekt), Reinhard Großmann (Architekt)
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