Zahlreiche Astronomen haben sich seit Menschengedenken den Kopf darueber zerbrochen, ob der Stern von Bethlehem ein mystisches Symbol sei oder ob er tatsaechlich jemals existierte. Wenn es den Stern von Bethlehem wirklich gegeben hat, so argumentieren die Astronomen, dann muesste es moeglich sein, dessen Geheimnis mit den Mitteln der modernen Wissenschaft zu lueften.
Die "Weisen aus dem Morgenlande", von denen Matthaeus erzaehlt, waren keine
Koenige, aber es spricht einiges dafuer, dass es sich um babylonische Priester
des Propheten Zarathustra gehandelt haben koennte.
Zarathustra (griechisch "Zoroaster") war ein Reformator der alten Religion Babylons.
Er zaehlt zu den aeltesten Verkuendern eines Ein-Gott-Glaubens.
Die Zarathustra-Priester Babylons waren gebildete Schriftgelehrte und Astronomen und
genossen in ihrem Lande hohes Ansehen. Mitunter hatten sie sogar den Rang von Fuersten.
Bei ihren sorgfaeltigen astronomischen Beobachtungen muss diesen "Weisen" eine aeusserst
seltene und einmalige Erscheinung aufgefallen sein. Dieses Himmelsbild muss sie veranlasst
haben, eine lange und beschwerliche Reise aus der Region des Persischen Golfs
nach Israel anzutreten.
Was aber haben diese Priester wirklich gesehen?
Im Evangelium des Matthaeus ist davon die Rede, dass der Stern von Bethlehem mehrmals
erschienen war und sogar "still stand".
Die moderne Astronomie hat uns gelehrt, dass selbstleuchtende Sterne, zu denen
auch unsere Sonne zaehlt, aus kosmischem Staub entstehen und nach Milliarden
Jahren wieder vergluehen koennen.
Besonders grosse Sterne sterben indem sie mit unvorstellbarer Wucht explodieren. Eine solche
"Supernova" waere, wenn sie in unserer Milchstrasse stattgefunden haette, von den
Himmelbeobachtern keinesfalls uebersehen worden.
Weder in den alten Schriften der Babylonier noch in den Schriften der Chinesen, die
ebenfalls sehr gute Himmelsbeobachter waren, findet sich indessen ein Hinweis auf
eine Supernova zur Zeit von Christi Geburt.
Man darf also annehmen, dass der Stern von Bethlehem keine Supernova war.
Koennte der Stern ein Komet gewesen sein?
Kometen sind Irrlichter am Himmel, durchs Weltall rasende Eisberge von mehreren Kilometern
Durchmesser, die vom Rande unseres Sonnensystems und im Abstand von Jahrzehnten auf die
Sonne zustuerzen.
Die Kometen umrunden die nahe und heisse Sonne und erzeugen in
Sonnenaehe einen riesigen Dampfschweif aus Wasser, den man von der Erde aus als
bedrohlich anmutendes Bild mit freiem Auge erkennen kann.
Im Jahre 5 vor Christus war ein Komet erschienen. Er koennte der Stern von Bethlehem
gewesen sein, aber der wesentlich hellere und interessantere "Halleysche Komet"
war kurz zuvor, naemlich im Jahre 12 vor Christus erschienen.
Kometen sind derart beeindruckende Erscheinungen, dass man auf unseren Weihnachtskrippen
heute noch den Stern von Bethlehem als Kometen darstellt, denn der Schweif des
Krippensterns symbolisiert eindeutig die Zugehoerigkeit zu diesen Himmelsvagabunden.
Ein Komet koennte also der Stern von Bethlehem gewesen sein.
Problematisch an der Kometentheorie ist folgendes:
Kometen galten einerseits immer schon als Unheilsboten, andererseits aber auch als
Ankuendigung von Koenigen.
Somit erscheint die Kometentheorie nur teilweise plausibel.
Eine andere Theorie ist um vieles wahrscheinlicher.
Es gab im Jahre 7 vor Christus ein atemberaubendes Phaenomen am Himmel, welches der Stern
von Bethlehem gewesen sein koennte.
Auf dieses Ereignis war bereits der grosse deutsche
Astronom Johannes Kepler (1571-1630) - er war lange Zeit auch in Oesterreich
taetig - anhand seiner Berechnungen gestossen:
Die beiden maechtigen
Planeten(goetter) Jupiter und Saturn trafen sich am Himmel, welches sternkundige
Menschen nicht uebersehen konnten.
Jupiter und Saturn sind Planeten, die ausserhalb der Erdbahn um die Sonne
wandern.
Die innen um die Sonne kreisende Erde bewegt sich schneller als Jupiter
und Saturn.
Von der Erde aus gesehen vollfuehren die Planete
dadurch alle paar Jahre auffallende und mysterioes anmutende Schleifenbewegungen
am Nachthimmel, die mehrere Wochen oder auch Monate dauern koennen.
Im Jahre 7 vor Christus standen nun Sonne, Erde, Jupiter und Saturn exakt in einer Reihe.
Die innen rotierende Erde ueberholte die hintereinander liegenden Planeten
Jupiter und Saturn. Diese beiden riesigen und gut sichtbaren Planeten
vollfuehrten von der Erde aus gesehen nun scheinbar zwei gemeinsame Schleifen und
kamen sich dabei insgesamt dreimal so nahe, dass sie wie ein einziger heller
Stern erscheinen mussten.
Das war am 27. Mai, am 6. Oktober und am 1. Dezember im
Jahre 7 vor Christus.
Diese auffallende Himmelserscheinung war also dreimal zu
sehen.
Damit nicht genug:
Die dreifache Planetenkonjunktion fand im Sternbild der
Fische statt.
Das Sternbild der Fische war bei den Babyloniern das Symbol fuer
Israel.
Fuer die Weisen aus dem Morgenlande konnte das spektakulaere Treffen der
Himmelsgotter Jupiter und Saturn ein Hinweis gewesen sein, nach Israel zu reisen
um dem neuen Koenig Israels ihre Referenz zu erweisen. Also begannen die Weisen
aus dem Morgenlande im Mai ihre lange Reise und kamen vermutlich im Winter in
Israel an. Dass der neugeborene Konig der Juden in Bethlehem geboren wurde,
konnten die Weisen nicht ahnen, fuer sie war es logisch, zunachst nach Jerusalem
zu gehen um sich bei Koenig Herodes zu erkundigen.
Dies geht auch aus dem Evangelium des Mathaus hervor.
Der grausame Rest ist bekannt: Herodes geriet in
Panik und liess die maennlichen Saeuglinge in Bethlehem ermorden.
Die "Weisen" - von der Gefaehrlichkeit Herodes' rechtzeitig informiert - "zogen auf einem
anderen Wege in ihr Land zurueck".
Eine Frage bleibt noch offen, die Frage nach dem Jahre 7 vor Christus.
Kann das stimmen?
Ist Christus nicht im Jahre "eins" oder "null" geboren worden?
Nun, der heute von uns gefeierte Geburtstag von Jesus Christus und somit unsere
heutige gueltige Zeitrechnung geht auf den Moench Dionysius Exiguus zurueck,
welcher diese erst relativ spaet, namlich im 6. Jahrhundert unsere Zeitrechnung,
eingefuehrt hatte.
Dionysius muss sich bei seinen Berechnungen ueber die
Jahrhunderte hinweg um ein paar Jahre geirrt haben, denn Herodes, der
Kindermoerder von Bethlehem, starb hoechstwahrscheinlich im Jahre 4 vor Christus,
und der Befehl des Kaiser Augustus, das Land in Steuertabellen zu erfassen, war
im Jahre 8 vor Christus ergangen.
(Im Lukasevangelium heisst es im Kapitel 2,
dass Kaiser Augustus den Befehl erlassen hatte, das Land neu zu erfassen).
Somit passen sowohl die wesentlichen historischen Eckdaten als auch
die seltsame Erscheinung der Planeten Jupiter und Saturn ueberein.
Dionysius beging ueberdies einen mathematischen Fehler.
Er liess Jesus
Christus im Jahr minus eins zur Welt kommen, worauf das Jahr plus eins folgte.
Das Jahr Null fehlt also in seiner Zeitrechnung.
Es spricht vieles dafuer, dass Jesus Christus paradoxerweise im Spaetherbst
des Jahres 7 vor Christus geboren wurde.
Trotzdem - oder gerade deswegen - ist
das von Dionysius Exiguus irrtuemlich festgelegte Weihnachtsdatum ein Fest der
Freude.
Es geht bei Weihnachten ja weniger um ein konkretes Datum als um ein
symbolbehaftetes Fest:
Ein Fest der Familie, ein Fest der Liebe, ein Fest der
Kinder. Vergessen wir aber niemals auch die anderen Seiten dieser schoenen Feier.
Die grausame Seite symbolisiert der Massenmoerder Herodes, die gottsuchende Seite
bilden die geheimnisvollen "Weisen aus dem Morgenlande".
Rudolf Oeller
(roe_9012.asc / roe_9012.arj)