Patti Smith
 

Patricia Lee Smith wuchs in New Jersey auf, als älteste von vier Geschwistern. Mit sieben Jahren erkrankte sie an Scharlach, für wenige Tage blieb alles um sie herum dunkel. Sie hörte auf ihre innere Stimme. Bereits früh entdeckte sie die Gedichte von Rimbaud, sowie die Musik von James Brown, Bob Dylan und den Rolling Stones. Sie war sich bewusst, sie gehöre einer neuen Generation an, einer, die alle Begriffe neu definieren muss, Gott, den Sex, die Verdorbenheit. Als bestmögliches Medium galt für sie der Rock´n´Roll. Sie bewegte sich außerhalb der Gesellschaft, galt als Querdenkerin. Ihr Antrieb war es, den Schmerz und die Sünde zu verstehen.
 

Nach dem College ging Patti Smith nach New York und zog schließlich mit dem damaligen Kunststudenten Robert Mapplethorpe zusammen. In verschiedenen Filmen von Mapplethorpe nahm sie teil. Sie schrieb für diverse Underground-Fanzines. Sie las (neben Rimbaud) Rilke, Burroughs, Genet und begann selbst zu schreiben. Zusammen mit Sam Shepard verfasste sie Cowboy Mouth, weitere Bücher sind Seventh Heaven, Kodak und Witt. Bei einem Gedichtabend (Rock´n´Rimbaud) begleitete sie Lenny Kaye auf der Gitarre. Zusammen mit Richard Sohl, Jay Dee Dougherty, sowie Tom Verlaine (und später Ivan Kral) entstand die Patti Smith Group. Die erste Single war eine Interpretation von Hey Joe (anläßlich der Patty-Hearst-Entführung). Robert Mapplethorpe finanzierte die Aufnahmen.
 

1975 erschien das Debütalbum Horses (Slangausdruck für Junkie), produziert wurde das Album von John Cale. Der Rolling Stone bezeichnete damals die Musik als „eine wundersame Vermischung von ritueller Rezitation, einer surrealen Phantasie und der Rockmusik". Mit dem zweiten Album, Radio Ethiopia, erlangte die Patti Smith Group jedoch weniger gute Kritiken. 1977 kam es bei einem Konzert in Florida zu einem Unfall. Patti Smith stürzte von der sieben Meter hohen Bühne und blieb mehrere Tage bewusstlos. Über Monate hinweg trug sie einen Gips. Die MusikerInnen waren derweil auf Arbeitslosenhilfe angewiesen. Die Radiostationen setzten sie, wegen ihrer Äußerungen („Im freien amerikanischen Radio kann der Mensch nicht einmal „fuck" sagen.") auf die schwarze Liste. Die Zwangspause brachte ein neues Buch, Babel, und Songs für ein neues Album (Easter) hervor. Ein weiteres Album erschien 1979 unter dem Titel Wave. Danach zog sich Patti Smith zurück, sie heiratete Fred „Sonic" Smith und kümmerte sich um die Erziehung ihrer zwei Kinder. Nur für ein Zwischenspiel erschien ein gemeinsames Album (Dream of Life, 1988). Seitdem herrschte Stille. Ab und an ein Song für einen Film: für Wim Wenders, oder zuletzt für Tim Robbins´ Dead Man Walking.
 

Gone Again 1996 ein Neuanfang. Zusammen mit alten Mitmusikern (Lenny Kaye, Jay Dee Dougherty, Tom Verlaine) und GastmusikerInnen (z.B. ihrer Schwester Kimberly Smith, dem Gitarristen Jeff Buckley, der Cellistin Jane Scarpantoni) beschritt sie den Weg auf der Suche nach Gott weiter, indem sie zum einen über Vergänglichkeit und die Sterblichkeit (ausgelöst durch den Tod von Robert Marplethorpe, ihrem Bruder Todd und ihrem Mann Fred, der während der Vorbereitungen zu diesem Album starb), zum anderen über die positive Rolle des Daseins meditierte. Das Album von 1996 war sehr verhalten, stellenweise sehr folklastig. Eine Entdeckung losgelöst von ihren alten Werken.
 

Jetzt erschien ein weiteres Album: Peace and Noise. Und wieder überschattet der Tod von zwei Patti Smith nahestehenden Personen die Veröffentlichung: Alan Ginsberg und William S. Burroughs. Beide hatte Patti Smith damals in der Szene um das Chelsea Hotel kennengelernt, und beide beeinflussten sie. Als Patti Smith letztes Jahr wieder auf die Bühne ging, trat sie zu verschiedenen Anlässen mit Alan Ginsberg auf. Auf Peace and Noise befindet sich der Song Spell, eine Fußnote zu Ginsbergs Howl. Burroughs wiederum widmet Patti Smith das ganze Album und ein zehnminütiges Improvisationsstück betitelt Memento Mori. Ihre Mitstreiter in der Band wählte sie sich zum einen Teil aus ihrer alten Truppe: Lenny Kaye an der Gitarre, Jay Dee Daugherty ist weiterhin am Schlagzeug. An der Bassgitarre nun Tony Shananan und an der Gitarre Oliver Ray, der sich auch für die meisten Songs musikalisch verpflichtete. Peace and Noise zeichnet die Karriere von Patti Smith nach, eine Rückbesinnung auf ihr Werk. Neue Lieder, aber nicht unbedingt eine neue Musik. Eine Art Best of.
 

en, Berlin
 
 

Patti Smith - Peace and Noise, Arista Records, BMG Ariola
 

Interview mit Patti Smith 1995 (demnächst)
 

Kurzbiographie Patti Smith (demnächst)

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